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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster
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Dass es ihm gut geht. Verdammt! Selbst WENN es Liebe ist, muss es doch nicht so störend, so heftig sein. Oder? Gehen wir davon aus, dass es ihm gut geht, okay? Er ist sicher im Urlaub – sind nicht Semesterferien? – oder bei seinen Eltern oder einem Freund. Als ich mich endlich beruhige, sind meine Nerven deutlich strapaziert und mein Hemd vom Schweiß durchtränkt. Ich beginne fast schon panisch mit der Suche nach »Normalität« oder dem, was ich dafür halte. Es dauert lange, aber ich finde mein Ich und kann wieder auf normalen Wegen wandeln.

38
    Brix
     
    Nach dem heutigen Tag gibt es nur eins, das ich brauche. Ablenkung. Sex. Geilen Sex. Vergessen. Die Hoffnung auf IHN kann ich mir ja wohl abschminken, er hat das Handy aus, schon seit gestern. Also gehe ich in den »Turm«, dienstags ist hier Single-Abend, und es lässt sich garantiert was zum Ficken finden. Also reingehen, einen kurzen Blick über die Menge, abchecken, ob es sich lohnt, wobei ich mich dabei ertappe, wie ich nach IHM suche. Also in den Backroom, bloß nicht an IHN denken.
    Es gelingt mir ganz gut, zumal die Typen, die hier abhängen, auf der Suche nach einem schnellen Fick, zwar nicht unbedingt in mein Raster fallen, aber das ist mir jetzt auch egal, ich will vergessen und keinen Mr. Right treffen. Also lehne ich mich an die Wand, mustere die anderen, und warte, was kommt. Nicht, dass ich jeden nehmen würde, sooo nötig habe ich es auch nicht, aber ich nehme mir vor, heute Abend wieder mal so richtig hemmungslos zu sein und mir keine Sorgen machen zu müssen wegen Aufstehen oder so, wie denn auch, auf Jobsuche. »Und alles voll unter Kontrolle«, denke ich, als ich zwei Hände auf meinen Schultern spüre. Als ich mich herumdrehe, sehe ich links und rechts in die Augen der beiden Blondies, die mich schon Freitag zu Tode gelangweilt hatten. Ich ziehe meine Augenbraue hoch.
    »Kinder, mir ist jetzt nicht nach Spielen.« Innerlich grinsend sehe ich, wie der eine von beiden zusammenzuckt und schluckt. Volltreffer, wie? Der andere dagegen grinst hämisch.
    »Wir wollen ja auch guten Sex, Alter.« Alter? Ich? Ich bin doch erst 29, aber ich ärgere mich trotzdem. Und überhaupt, was soll das heißen, »guter Sex«? Ich bin Gott, Baby. Na ja, fast.
    »Wir suchen Spaß mit Typen, die genug Saft in den Knochen haben für uns beide«, fährt er weiter fort. »So wie dein Blowjob vom Freitag.«
    Ich stutze, hoffe, sie haben es nicht bemerkt. Redet er von IHM? Ich zucke gleichgültig mit den Schultern, innerlich gespannt.
    »Wir hatten ihn Samstag«, plaudert Blondie weiter, »und er war einfach nur spitze. So, wie es sich gehört. Steifer Schwanz, enges Loch und schön frisch.« – »Und? Wen interessiert’s?«, werfe ich ein. Mich, natürlich. Es geht ja um IHN. Und Blondie? Grinst mich von oben herab an und stichelt: »Na ja, wenn ich so aussehen würde wie du, würd’ ich mir auch nen Stricher kaufen. Hast du seine Nummer? Ach, ja, ich vergaß ... du musst noch sparen ... Ob deine Rente für ihn reicht?« Beide kichern, und schieben ab.
    »Fuck you«, rufe ich ihnen hinterher, innerlich kurz vorm Platzen. Jetzt brauch’ ich nen Drink.
    Auf dem Weg zur Bar fällt mir ein, was dieser Bastard eben gesagt hat: »Stricher!« Mir doch egal, ich muss ihn ja nur einmal haben, dann ist sein Bann über mich gebrochen, bin ich mir sicher. Außerdem wär das ein fairer Deal. Ich zahle, und er macht die Beine für mich breit. Kein Gezicke, kein »sehen wir uns wieder«. Einwegfick de luxe, sozusagen. Ob er mich nur angesprochen hat, weil er mich als potenziellen Kunden gesehen hat?
    »Fuck off, und wer sagt mir, ob die Blondies überhaupt die Wahrheit sagen???«, murmele ich vor mich hin, als ich an die Bar komme. Ahh, ein Lichtblick. Gilbert arbeitet heute, der einzige Mensch dieser Welt, dem ich ein kleines bisschen vertraue. Gilbert kennt Gott und die Welt, und er ist Barschlampe aus Berufung. Er kann die Klappe halten, und er ist sexy. By the way, Gilbert ist der einzige Mann Berlins, mit dem ich mehr als einmal Sex hatte. Zweimal, um genau zu sein, und er ist sich dieser Ehre bewusst.
    »Hi, Brix«, begrüßt Gilbert mich und hält mir seine Wange hin, küsst mich auf meine. Gilbert darf das, ich muss ihn ja nicht küssen. »Alles fit?« – »Logo«, antworte ich cool, »ich würd’ dich trotzdem gern mal was fragen.« Gilbert schaut mich abwartend an.
    »Es geht um nen Typen«, sage ich. »Südländer, so meine Größe, ein Stück kleiner, lange

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