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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster
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telefonieren, Bergmann Media hat im Internet eine Anzeige geschaltet, wo sie einen Lizenz Manager für Berlin suchen. Gut, Bergmann ist ein Verlag für klassische Musik und ähnliche konservative Publikationen, aber es ist immer noch besser als Carlos & Co.
    Also, schnell bei Bergmann angerufen, die Sekretärin verbindet mich direkt mit Herrn Bergmann, als ich sage, dass ich wegen des Stellenangebotes anrufe, wir sprechen ein paar Minuten und Herr Bergmann lädt mich für heute Nachmittag zu einem Vorstellungsgespräch ein. Strike, na also. Ich bin mir sicher, dass der Vertrag und meine Unterschrift darauf nur noch eine Formsache sind. Noch schnell ein Versuch, Shahin zu erreichen, der natürlich erfolglos ist, joggen, später duschen, anziehen, »Am Park« vorbeifahren und bei der Gelegenheit meinen Mantel bei Frau Müller holen, und dann ab zu Bergmann.

40
    Brix
     
    Eine Stunde joggen treibt mir nicht nur den letzten Rest Schweiß aus dem Körper, sondern bringt mir auch mein Wohlbefinden zurück. Sag ich doch. Zwei Flaschen O-Saft und Whisky vertreiben jede Grippe. Danach duschen, wie gesagt, anziehen, und ab in den Jeep. »Am Park« halte ich kurz an, klingele bei »Müller«, doch niemand macht auf. Da die Zeit knapp wird, schelle ich nicht bei »El Houssaine«, sondern fahre direkt nach Potsdam zu Bergmann Media.
    Herr Bergmann empfängt mich freundlich, auch wenn mir plötzlich an der Sache irgendetwas komisch vorkommt. Wir trinken Kaffee und unterhalten uns über die zu besetzende Position, als Bergmann den Kopf schüttelt. »Tut mir leid, Herr Mendelssohn, aber das wird nichts.«
    Ich schaue ihn verwundert an. »Wir können Sie nicht bezahlen«, fährt er fort und schüttelt den Kopf.
    »Uhm... wenn ich fragen darf, in welcher Größenordnung bewegen sich denn Ihre Möglichkeiten?« Ich verzichte nämlich lieber auf 1.000 Euro, als noch weiter mit Carlos zusammenzuarbeiten.
    »Nein, Herr Mendelssohn, es tut mir wirklich sehr leid, aber das geht nicht«, sagt Herr Bergmann beklommen. »Ich hätte Sie wirklich gerne eingestellt, aber es geht einfach nicht.« – »Aber warum?«, frage ich fassungslos.
    Bergmann lacht bitter auf. »Herr Mendelssohn, Ihr Chef, Herr Alfaya, und Ihr Arbeitgeber sind zwei sehr mächtige Faktoren in der Musikbranche. WENN ich Sie einstelle, wird Ihre alte Firma mir sicher Schwierigkeiten machen, von Herrn Alfaya mal abgesehen, und DAS kann ich mir nicht leisten.«
    Ich schüttele langsam den Kopf, ganz so, als könnte ich nicht fassen, was ich da gerade höre.
    Bergmann neigt bedauernd den Kopf. »Ich kann Ihnen nur einen guten Rat geben, Herr Mendelssohn. Versuchen Sie es im Ruhrgebiet, da hat Alfaya keine Freunde, im Gegenteil. Tut mir wirklich sehr leid für Sie.«
    Ich verabschiede mich knapp und fahre nach Hause. Ändern kann ich es sowieso nicht, auch wenn ich innerlich koche vor Wut und Ärger. Es ist ein angenehm warmer Frühlingsspätnachmittag, und auch der Abend wird wohl recht warm. So beschließe ich, dass es Zeit wird für meinen geheimen Lieblingsplatz – das flache Dach meines Hauses.
     
    Wenigstens denke ich daran, etwas zu Essen mitzunehmen, wobei zwei Äpfel genügen müssen, dafür nehme ich ein paar von meinen Selbstgedrehten und die restliche halbe Flasche Jim Beam mit.
    Von »Was habe ich nur getan, dass mir so etwas passiert?« über »Warum ausgerechnet ich?« und »Hat dieses Pech mit IHM zu tun?« arbeite ich mich gedanklich bis zu der Tatsache vor, dass man anscheinend, um etwas völlig Neues, Erfolgreiches, aufzubauen, erst alles niederreißen und vernichten muss. Gedanken wie »Man darf sich an nichts mehr festhalten« und »Wer weiß, wozu das gut ist?« durchfluten mein Gehirn. Die Selbstgedrehten unterstützen meinen Gedankenfluss, und Jim betäubt die Gedanken langsam, aber garantiert. Ich verbringe den ganzen Abend bis spät in die Nacht auf dem Dach, grübele über Shahin und mich nach, und nehme mir nun endlich fest vor, ihn anzurufen, ihn zu treffen und diese Sache klarzumachen – und vor allem herauszufinden, wie er tickt, wie er empfindet, auch für mich – und dann zu entscheiden. Freie Wahl, sozusagen.

41
    Shahin
     
    Als wir nach einer langen Nacht Mittwochmittag wieder gen Heimat aufbrechen, fällt mir auf, dass ich vergessen habe, das Handy wieder einzuschalten. Ich krame es aus meiner Tasche hervor, schalte es ein – Akku leer. Egal, solange es nur das Handy ist, ich grinse und lehne mich in meinem Sitz zurück. So, wie ich die

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