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Poison (German Edition)

Poison (German Edition)

Titel: Poison (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Alster
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anscheinend weiß er auch gerade nicht was er tun soll, was mir Kraft und dem anderen Brix Auftrieb gibt.
     
    »Du?«, fragt er mich, und es klingt so, als hätte er eher mit Marilyn Monroe gerechnet als mit mir. Dabei funkelt er mich wütend an. Oh, Mist. Ich wusste, dass das schief geht.
    »Uhm... j-jaa«, antworte ich ihm, mühsam gegen den Drang ankämpfend, ihm jetzt einfach ins Gesicht zu sagen, dass er mir nicht mehr aus dem Kopf geht, ich ihn ficken will oder was auch immer und dann einfach zu gehen ... oder noch besser, zu rennen.
    »Was willst du?«, fragt er mich, schon etwas sanfter. Meine Lüge zur Wahrheit machen. Ich bin peinlich berührt, weil meine Gedanken schon wieder an die U-Bahn-Geschichte zurückschweifen, und an die Lüge, die ich meine ... »Erst durfte er mich blasen, dann reiten und anschließend habe ich ihn zwei Stunden lang durchgefickt.« Und die Erinnerung trifft mich in voller Härte ... ich sehe sie richtig vor mir, die Fassungslosigkeit in seinen Augen und seine Verletztheit. Ich sollte jetzt etwas sagen, denke ich.
    »Mich entschuldigen ... und ...« Ach, ich weiß es doch selbst nicht! Wie war die Minimal-Lösung? Mir fällt ein »Kaufen und später nachdenken« ein. Okay.
    »Und?« Er scheint auf meine Antwort zu warten, aber so aggressiv, wie ich eben kurz dachte, ist er gar nicht, er wirkt nun fast neutral, aber auf eine besondere Art, die mir schon wieder das Gefühl von Angst in meiner Bauchhöhle weckt. Oder was auch immer dieses Kribbeln da bedeuten soll. Flucht nach vorne.
    »Es tut mir leid, aber ... ich ... ich ... ich ... will dich ...«, stammele ich ihm was vor. Verdammt, kann ich nicht mal einen vernünftigen Satz zu Ende bringen? Das Gefühl, den Satz besser so stehen zu lassen, überkommt mich, aber das ist schon wieder Schwäche. Buäh, was ist nur aus mir geworden?
    »... kaufen.« So, jetzt ist es raus.
    Und er? Er schluckt einen Moment, blinzelt, lächelt mich verbindlich an und fragt: »Zu mir oder zu dir?«
    Okay, wenigstens macht er es mir leicht. Zu ihm? Nein, wie ich mein Glück kenne, treffen wir ausgerechnet dann Frau Müller. »Zu mir«, antworte ich. Dass es so leicht ist, hätte ich nicht gedacht. Ich zahle, und wir laufen zu mir – es ist wirklich gerade um die Ecke.

50
    Brix
     
    Schon im Aufzug bemerke ich, wie er mich immer wieder aus den Augenwinkeln mustert, beobachtet. Ich natürlich auch ihn, sonst würde mir das ja kaum auffallen. Warum sagst du nichts? Ah, ich verstehe, »a professional Hustler« spricht nicht. Ich liebe diesen Sarkasmus, er hilft mir, sogar in den peinlichsten Situationen immer noch zu grinsen, zumindest innerlich.
    Ich öffne meine Tür, lasse ihm den Vortritt und warte eigentlich auf das Kompliment, das mir alle machen, wenn sie das erste Mal in mein bescheidenes Loft kommen ... »toll«, »phänomenal«, usw. sind die Adjektive, die ich am meisten höre. Doch von ihm kommt gar nichts, er geht quer durch den Raum und legt sein Sakko über die Lehne meiner Couch. Klar, er hat sich umgesehen, aber er hat es als selbstverständlich hingenommen. Das fällt mir auf, und ich werde auch sicher später darüber nachdenken, aber jetzt habe ich diesen Traumtyp in meiner Wohnung, und da will ich eigentlich nicht denken, sondern ... uhm... ficken.
    Und wie er da so halb verloren neben meiner Couch inmitten des Lofts steht, komme ich zu ihm, schaue ihn an. Er sieht mir kurz in die Augen, weicht dann meinem Blick aus, schaut ein bisschen nach unten, ganz so, als würde er selbst die Situation nicht begreifen, beginnt dann, sich sein Hemd aufzuknöpfen. Ich beuge mich nach vorne, möchte ihn küssen, an mich ziehen, beschützen wie in all den Träumen zuvor, doch er dreht den Kopf leicht zur Seite, bietet mir seinen Hals dar, und ich streiche mit meinen Lippen ganz sachte über seine wundervoll weiche, zarte Haut, die nach Rosenblättern und Vanille duftet, küsse ihn fast schon liebevoll und erwarte eigentlich, dass er mich auch küsst, aber er tut nichts dergleichen. Im Gegenteil, er knöpft mein Hemd auf und streift es mir über die Schultern, er nestelt an meinem Gürtel und öffnet den obersten Knopf meiner Jeans, aber zu mehr kommt er nicht, denn auch ich bin nicht von gestern, und sein Hemd – mmmh, er trägt nichts darunter, und sein Body ist sehenswert – ist auch schneller ausgezogen, als es ihm vielleicht lieb ist. Und ich bin mir nicht sicher, ob er mir jetzt besser gefällt, wie er hier in seiner ganzen Verletzlichkeit

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