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Polar Star

Polar Star

Titel: Polar Star Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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und auf Urlaub gehen wollten. Susan, warum sind Sie auf dieses russische Schiff zurückgekehrt, das Ihnen doch so verhaßt ist? Wegen der Fische? Reizt Sie die Spannung, ob es uns gelingt, unser Soll zu erfüllen?«
    »Nein, aber vielleicht lohnt es sich, mitanzusehen, wie Sie in der Schmutzbrigade verrotten.«
     
    Der Funkraum war backbord, gleich die erste Kabine hinter der Brücke. Nikolai, der junge Mann, der das Rettungsboot gesteuert hatte, in dem Hess und Arkadi nach Dutch Harbor gefahren waren, bastelte gelangweilt am Kreuzworträtsel des Sowjetsport, als Arkadi eintrat. Auf seinem Schreibtisch stapelten sich Radioempfänger, Verstärker und Aktendeckel, von denen einer mit der roten Banderole für Geheimcodes ausgewiesen war, doch daneben war noch Platz für eine Heizplatte und eine Kaffeekanne. Alles in allem ein recht gemütliches Bild. Die Rumbaklänge aus dem Lautsprecher schwollen an und verebbten wieder. Kein schlechter Dienst, den der Junge da hatte. In moderner Elektronik bewanderte Nachwuchsoffiziere wurden des öfteren bei Fischfangflotten eingesetzt, vorgeblich um Zivildienst in ausländischen Häfen zu leisten. Selbst in Trainingsanzug und Slippern vermittelte Nikolai noch den Eindruck eines frischgebackenen Leutnants, dem eine Zukunft mit goldenen Tressen winkte. Er maß Arkadi mit trägem Blick.
    »Was Sie auch auf dem Herzen haben, alter Knabe, ich bin beschäftigt.«
    Arkadi vergewisserte sich, daß niemand im Gang stand, dann schloß er die Tür, warf mit einem Ruck den Stuhl des Funkers um und stemmte dem völlig Überrumpelten den Fuß auf die Brust.
    »Mein Junge, ich weiß Bescheid: Du hast Sina Patiaschwili gevögelt. Du hast sie auf die geheime Funkstation dieses Schiffes gebracht. Wenn dein Chef das erfährt, dann wanderst du in ein Arbeitslager, und falls du da lebend wieder rauskommst, kannst du von Glück sagen, wenn du noch Haare und Zähne hast.«
    Obwohl er wehrlos wie ein Käfer auf dem Rücken lag, hielt Nikolai noch immer den Bleistift umklammert. Seine Augen glichen zwei makellosen blauen Seen. »Sie bluffen.«
    »Wenn du meinst. Gehen wir also zu Hess und schenken ihm reinen Wein ein.«
    Arkadi sah vor sich einen jungen Mann, der alle Schrecken des freien Falls zu durchleben schien und für den eine behagliche und vielversprechende Welt plötzlich zum Abgrund geworden war.
    »Wie haben Sie das rausbekommen?« stammelte Nikolai.
    »Schon besser.« Arkadi nahm den Fuß von der Brust des Jungen und half ihm, sich aufzurichten. »So, und nun stell den Stuhl wieder hin und setz dich.«
    Nikolai gehorchte prompt, was immer ein gutes Zeichen war. Arkadi drehte den Radioapparat eine Spur lauter. Die Rumba wurde von einem bulgarischen Volkslied abgelöst.
    Während Nikolai immer noch völlig perplex vor ihm - saß, erwog Arkadi die verschiedenen Möglichkeiten, diese Unterredung fortzuführen: Sollte er sich selbst als früheren Liebhaber Sinas ausgeben oder als Erpresser auftreten oder einfach so tun, als leite er immer noch eine Untersuchung an Bord? Auf jeden Fall brauchte er einen Ansatz, der selbst einen forschen jungen Offizier des Marinenachrichtendienstes in äußerste Verzweiflung stürzen würde. Nikolai sollte das Gefühl bekommen, er befände sich bereits in den Händen des Feindes, den das Militär am meisten verabscheute. Also wählte Arkadi bewußt jene wahrheitsfernen Worte, mit denen der KGB stets seine zwangloseren Gespräche einzuleiten pflegte.
    »Entspann dich. Wenn du die Wahrheit sagst, hast du nichts zu befürchten.«
    Nikolai schrumpfte in seinem Stuhl zusammen. »Es ist nur ein einziges Mal passiert, bestimmt! Sie hat mich wiedererkannt, von Wladiwostok her. Ich hielt sie für eine harmlose Kellnerin. Wie hätte ich ahnen können, daß sie hier auf dem Schiff sein würde? Vielleicht hätte ich jemandem Meldung machen sollen, aber sie flehte mich an, nichts zu verraten, weil man sie sonst mit dem nächsten Frachter zurückschicken würde. Ich hatte Mitleid mit ihr, na ja, und dann führte eben eins zum anderen.«
    »Genauer gesagt, dein Schweigen führte das Mädchen in dein Bett.«
    »Aber das hatte ich nicht geplant! Auf einem Schiff existiert nun mal keine Privatsphäre. Und es ist auch nur ein einziges Mal vorgekommen.«
    »Nein.«
    »Doch!«
    »Und was war in Wladiwostok? Erinnere dich: das Goldene Horn!«
    »Sie haben Sina da auch schon observiert?«
    »Na los, erzähl schon.«
    Nikolais Geschichte unterschied sich nicht wesentlich von dem, was

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