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Polar Star

Polar Star

Titel: Polar Star Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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und die Party«, sagte Bernie. »Dieser Renko hier, den Slawa mitgebracht hat, behauptet zwar, er hätte keine Fragen, aber ich glaube doch, daß er einiges wissen möchte.«
    »Und er stellt seine Fragen auf englisch«, sagte Susan. »Ich hab’s gehört.« Sie wandte sich jetzt direkt an Arkadi. »Sie möchten also wissen, wer mit Sina getanzt hat? Schwer zu sagen. Es war dunkel, und alle hopsten kreuz und quer durcheinander. Eben noch tanzte man zu zweit, im nächsten Augenblick schon zu viert, mit Frauen, mit Männern oder auch mit Frauen und Männern. Wie Wasserpolo ohne Wasser. Aber reden wir von Ihnen. Wie ich von Slawa höre, haben Sie Erfahrung mit Unfällen?«
    »Genosse Renko hat früher als Ermittlungsbeamter für die Moskauer Staatsanwaltschaft gearbeitet«, sagte Slawa.
    »Und was haben Sie da untersucht?«
    »Sehr schwere Unfälle.«
    Sie musterte Arkadi wie einen Schauspieler, der für eine Rolle vorspricht und nicht gut dabei abschneidet. »Wie praktisch, daß Sie zufällig in der Fabrik dieses Schiffes arbeiten. Ein Ermittlungsbeamter, der den ganzen Weg von Moskau hierhergekommen ist? Und fließend Englisch spricht? Um hier Fische auszunehmen?«
    »Die Sowjetunion garantiert ihren Bürgern Vollbeschäftigung«, sagte Arkadi.
    »Na schön«, sagte Susan. »Doch schlage ich vor, daß Sie sich alle weiteren Fragen für Ihre Sowjetbürger aufsparen. Sina ist ein sowjetisches Problem. Wenn mir zu Ohren kommt, daß Sie noch einmal versuchen, einen auf diesem Schiff stationierten Amerikaner auszuhorchen, wende ich mich umgehend an Kapitän Martschuk.«
    »Keine weiteren Fragen«, sagte Slawa und schob Arkadi zur Tür.
    »Nur noch eine letzte«, sagte Arkadi und wandte sich an die drei Männer: »Freuen Sie sich auf Dutch Harbor?«
    Das lockerte die Spannung ein wenig.
    »Noch zwei Tage«, sagte Bernie. »Sobald wir an Land sind, nehme ich mir das beste Hotelzimmer in der Stadt, setze mich unter die heiße Dusche und trinke einen eiskalten Sechserpack Bier.«
    »Und Sie, Suusan?« Arkadi machte es Spaß, Ihren Namen so auszusprechen, daß er wie ein russischer klang.
    »Noch zwei Tage, und ich bin weg«, sagte sie. »In Dutch kommt ein neuer Chefbevollmächtigter an Bord, und ich werde aus dieser Waschküche rausfliegen nach Kalifornien. Abschiedsgrüße werden schon heute dankend entgegengenommen.«
    »Alle anderen von uns kommen zurück.« Day nickte Slawa tröstend zu. »Wir haben noch zwei Monate mit den Fischen.«
    »Nur mit den Fischen«, versprach Slawa. »Mit der Fragerei ist Schluß. Wir sollten immer daran denken, daß wir Schiffskameraden sind - und Freunde.«
    Arkadi erinnerte sich, daß die Polar Star kurz nach dem Auslaufen aus dem Hafen von Wladiwostok Tarn- und Strahlenschutzübungen abgehalten hatte. Jeder sowjetische Seemann wußte, daß im Safe des Kapitäns ein versiegeltes Päckchen lag, das nur im Ernstfall, beim Eintreffen einer verschlüsselten Kriegsmeldung, zu öffnen war; dieses Päckchen enthielt Instruktionen darüber, wie feindlichen Unterseebooten auszuweichen war, wo das Schiff Kontakt mit den eigenen Truppen aufzunehmen und wie man gegebenenfalls mit Gefangenen zu verfahren hatte.
    Normalerweise hatte Arkadi nichts übrig für Vergnügungstouren, aber diese Fahrt machte ihm Spaß. Dabei war der Transportkäfig keinesfalls luxuriös: Eine einfache Kette diente als Sicherheitssperre, und ein Autoreifen unter dem Boden sollte den Aufprall bei der Landung dämpfen. Mit einem kräftig straffen Ruck des Krankabels hob der Förderkorb vom Deck der Polar Star ab, stieg schwankend in die Lüfte und schwebte einen Moment lang ruhig über dem Schiff, wie ein übergroßer Vogelkäfig, dem Flügel gewachsen waren. Dann senkte er sich langsam auf die Merry Jane hinunter. Neben dem hochaufragenden Rumpf des Fabrikschiffes mußte sich jedes Fangboot winzig ausnehmen, doch maß die Merry Jane immerhin stolze vierzig Meter. Sie hatte den für einen Beringmeer-Trawler charakteristischen hohen Bug; Ruderhaus und Schornstein lagen vorn, der Mast war mit Antennen und Scheinwerfern bestückt, das hölzerne Deck mit einem eigenen Ladebaum ausgerüstet, und auf der Heckrampe waren drei ordentlich aufgerollte Netze zu sehen. Der Rumpf war blau mit einem weißen Rand, das Ruderhaus, ebenfalls blau, hatte weiße Zierstreifen, und das ganze Schiff wirkte wie ein schmuckes Spielzeug, das sich im Takt der Wellen gegen den schwarzen Fender der Polar Star wiegte. Drei Fischer in Regenmänteln dirigierten

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