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Polar Star

Polar Star

Titel: Polar Star Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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getanzt.«
    »Und hinterher, ich meine nach dem Fest?«
    »Wir sind gegangen, noch bevor es zu Ende war.« Coletti hielt den Kopf schräg und fixierte Arkadi von der Seite.
    »Sina war noch da?«
    »Nein, die ist schon vor uns gegangen.«
    »Könnte es sein, daß sie sich nicht wohl fühlte? Hatte sie zuviel getrunken, war ihr schwindlig, oder war sie irgendwie benommen? Nervös, bedrückt, ängstlich?«
    »Nein.« Coletti beantwortete Arkadis Fragen wie ein Moskauer Milizsoldat, der Typ, der freiwillig keinerlei Informationen preisgibt.
    »Mit wem ist sie denn fortgegangen?« fragte Arkadi.
    »Wer weiß«, antwortete ein Neuankömmling, der eben über die Küchentreppe zur Brücke heraufstieg. Er hob die schmalen Brauen in gespieltem Bedauern, als hätte er den Anfang einer Party versäumt. Im linken Ohr trug er einen goldenen Ring, das lange Haar hatte er mit einem Lederriemen zum Pferdeschwanz gebunden. Sein Bart war strähnig, hatte etwas Feminines, wie der eines blutjungen Schauspielers. Er bot keinem die Hand, sondern wischte sich seine Hände an einem schmierigen Lappen ab. »Ich bin Ridley, der Ingenieur«, sagte er. »Ich wollte mein Beileid aussprechen. Sina war ein feiner Kerl.«
    »Sie haben Sie also auf dem Fest getroffen?« fragte Arkadi.
    »Tja, wissen Sie …« Ridley stockte verlegen. »Ihr Kapitän hat uns ein fürstliches Mahl aufgetischt, sobald wir an Bord kamen. Wurst, Bier, Brandy. Dann haben wir Susan und ihre Jungs besucht. Wir sind alte Freunde, also gab es wieder reichlich Bier und Wodka. Soviel ich weiß, verstößt es gegen Ihre Bestimmungen, an Bord Alkohol auszuschenken, aber jedesmal, wenn ich bisher auf der Polar Star gewesen bin, floß der Schnaps in Strömen. Hinzu kommt der Zeitfaktor. Euer Pott hat Wladiwostoker Zeit, das heißt, bei euch ist es drei Stunden früher als bei uns. Wenn ihr um neun mit einer Party anfangt, ist es bei uns schon Mitternacht. Um diese Zeit kommt unsereins ziemlich schnell in Stimmung.«
    »Es war also eine gelungene Party?«
    »Das will ich meinen! Die beste Rock-and-Roll-Band im ganzen Beringmeer.«
    Slawa schüttelte sichtlich geschmeichelt den Kopf.
    »Um ehrlich zu sein«, fuhr Ridley in vertraulichem Ton fort, »ich glaube, wenn wir auf die Polar Star kommen, ist das oft ‘ne peinliche Geschichte. Wir lassen uns vollaufen und versuchen, dem Ruf der ausgeflippten Amis gerecht zu werden.«
    »Nein, nein«, wehrte Slawa ab.
    »O doch«, widersprach Ridley. »Ihr seid so gastfreundlich. Wir besaufen uns, und ihr lächelt selbst dann noch, wenn ihr uns vom Boden aufsammeln müßt. An dem Abend war ich jedenfalls so hinüber, daß ich vorzeitig zurück mußte.«
    Jede Mannschaft hat ihren natürlichen Anführer. Obwohl kaum Platz war auf der schmalen Brücke, hatten Coletti und Mike sich merklich einen Schritt auf den Ingenieur zubewegt.
    »Kennen wir uns nicht schon?« fragte Arkadi.
    »Ridley ist zwei Wochen auf der Polar Star gefahren«, sagte Slawa.
    Ridley nickte. »Auf der letzten Reise. Die Gesellschaft legt Wert darauf, daß wir uns mit euren Techniken vertraut machen. Und Sie können mir glauben, seit ich mit russischem Gerät gearbeitet habe, schätze ich russische Fischer höher denn je.«
    Arkadi erinnerte sich, daß irgend jemand ihm damals den amerikanischen Ingenieur gezeigt hatte. »Sprechen Sie Russisch?«
    »Nein, wir haben uns mit Händen und Füßen verständigt. Sprachen sind nicht meine Stärke. Stellen Sie sich vor, ich hatte einen Onkel, einen Junggesellen, der bei meiner Familie gewohnt hat. Er hat Esperanto studiert, diese künstliche Weltsprache. Nach langem Hin und Her fand er eine Frau, die sich auch mit Esperanto beschäftigte. Im Staate Washington gab’s davon höchstens fünf. Jedenfalls, sie kommt angereist, und wir sind alle im Wohnzimmer und warten auf diesen großen Augenblick, zwei Menschen, die sich in esperanto unterhalten, wie ein goldener Zukunftsschimmer kam uns das vor. Aber es vergehen kaum zehn Sekunden, bis uns klar wird, daß die beiden einander überhaupt nicht verstehen. Sie bittet um ein Glas Wein, er sagt ihr, wie spät es ist. Genauso war’s mit den Russen und mir. Traurig, aber nicht zu ändern. Sagen Sie, nur so aus Neugier, waren Sie in Afghanistan?«
    »Da war ich schon zu alt, um meine >Internationalistenpflicht< zu erfüllen«, sagte Arkadi. »Und Sie, waren Sie in Vietnam?«
    »Zu jung. Aber was Sina angeht, so kann ich mich nicht einmal erinnern, ob ich ihr noch gute Nacht gesagt habe. Was

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