Polar Star
Raum miteinander auszukommen. Alles übrige - Geschick im Taueaufwickeln oder Netzeflicken - brachte nichts, wenn ein Mann seine Kameraden nervös machte. Und selbst auf diesem alten Trawler hatte Arkadi nicht soviel Feindseligkeit erlebt wie eben auf der glitzernden Brücke der Eagle.
Slawa war so aufgebracht, daß der Käfig ziemlich ins Schaukeln geriet. »Ihren freien Tag haben Sie gehabt, und das war es doch, was Sie wollten.«
»Es war interessant«, räumte Arkadi ein. »Diese Amerikaner sind eine Abwechslung.«
»Sie werden nicht noch mal von der Polar Star runterkommen, das verspreche ich Ihnen. Was haben Sie jetzt vor?«
Arkadi zuckte die Achseln. »Ein paar von der Mannschaft hatten während des Festes Sonderdienst. Ich werde mich erkundigen, ob einer von denen Sina auf oder unter Deck gesehen hat. Und ich möchte herausfinden, wann die Amerikaner wirklich von Bord gegangen sind. Ich werde mit allen reden, die auf dem Fest waren. Und mit den Frauen, die mit ihr in der Küche gearbeitet haben. Ach ja, und dann hätte ich gern noch mal mit Karp gesprochen.«
»Wenn wir die Frauen verhört haben, teilen wir uns die Arbeit«, sagte Slawa. »Karp übernehme ich. Sie können mit der Mannschaft unter Deck reden - das ist sowieso Ihr Revier.«
Der Käfig schwebte jetzt über dem Schiff und senkte sich auf das vertraute, skrofulöse Deck, auf dem sich die Fässer wie eine Hochwasserlinie von Meeresabfall um den Schornstein stapelten.
»Sie irritieren die Leute«, sagte Slawa. »Normalerweise kommt man mit der Mannschaft von der Eagle großartig aus. Und Susan ist im Grunde der reinste Engel. Warum sind auf einmal alle so nervös? Schließlich sind wir hier doch in amerikanischen Gewässern.«
»Aber ein sowjetisches Schiff ist sowjetisches Territorium«, antwortete Arkadi. »Die haben allen Grund, nervös zu sein.«
Zu den Klängen einer Trompetenfanfare strahlte ein roter Stern weiße Linien aus. Natascha betätigte den Knopf für den Schnelldurchlauf, bis eine weiße Uhr auf blauem Grund ins Bild kam. Dann wieder Vorlauf bis zum schnörkeligen Logo der Aowostz’-Nachrichten, gefolgt vom stummen Konterfei eines Mannes, der abgestandene Meldungen in zwei Mikrophone verlas; nochmals Vorlauf, bis endlich ein Mädchen in hautengem Gymnastikdreß auf dem Bildschirm erschien. Sie hatte eine sommersprossige Nase, trug große Ohrringe, und ihr kupferfarbenes Haar war zu Zöpfen geflochten. Sie fing an sich zu strecken, wie eine Weide, die sich im Wind wiegt.
In der Cafeteria der Polar Star waren zwanzig Frauen im Trainingsanzug versammelt. Den Blick starr auf die FernseherVideorecorder-Kombination gerichtet, folgten sie den Bewegungen eher ungelenk, wie sperrige Eichen. Wenn das Mädchen auf dem Bildschirm mit der Nase die Knie berührte, machten sie nur einen leichten Bückling, und wenn die Kleine locker auf der Stelle trippelte, stampften die Frauen wie eine donnernde Herde. Die Fabrikarbeiterin Natascha Tschaikowskaia führte die Riege zwar an, aber gleich hinter ihr kam Olimpiada Bowina, die schwergewichtige Chefköchin aus der Mannschaftsküche. Wie eine zu klein geratene Schleife auf einem riesigen Geschenkkarton schmückte ein taubenblaues Frotteeband Olimpiadas Stirn. Schweiß tropfte aus dem Band, sammelte sich um ihre kleinen Äuglein und rann ihr wie in Tränenbächen über die Wangen, während sie mit der grazilen, nimmermüden Akrobatin auf dem Bildschirm Schritt zu halten suchte.
Als Slawa ihren Namen rief, hielt Olimpiada keuchend inne, doch tat sie dies mit dem wehleidigen Zaudern einer Masochistin. Die beiden Männer zogen sich mit ihr in den hinteren Teil der Cafeteria zurück.
»Arme Sina. Mit ihr ist das Lachen aus der Küche verschwunden.« Olimpiada hatte die klangvolle Stimme eines Mezzosoprans.
»Sie war doch eine tüchtige Kraft, nicht wahr?« fragte Slawa.
»Aber ja, und immer gut aufgelegt. Und so voller Leben! Ein richtiger Schalk. Zum Beispiel hatte sie nie Lust, die Makkaroni zu rühren. Sie müssen wissen, bei uns gibt’s oft Makkaroni.«
»Und ob ich das weiß«, sagte Arkadi.
»Na, und dann kam sie zu mir und sagte: >Da, machen Sie weiter, Olimpiada, das ist ein prima Training für Ihre Gymnastik.< Ach, sie wird uns fehlen.«
Slawa nickte verständnisvoll. »Danke, Genossin Bowina, Sie können …«
»Sie war also ein lebhaftes Mädchen?« fragte Arkadi. »Na, und ob!« sagte Olimpiada. »Jung und hübsch. Vielleicht ein bißchen unruhig?«
»Allerdings, wie ein Sack
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