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Polar Star

Polar Star

Titel: Polar Star Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Cruz Smith
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Natürlich war Beria da bereits erschossen worden und hatte aufgehört, ein Held der Sowjetunion zu sein. Es war eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen ich meinen Vater wirklich glücklich gesehen habe, solchen Spaß machte es ihm, den Chef der Geheimpolizei da rauszuschneiden.«
    Wenn Hess vom KGB ist, dachte Arkadi, dann muß die Unterredung jetzt eigentlich zu Ende sein. Und doch, sein Lächeln wirkte angestrengt, wie das eines Mannes, der eben feststellt, daß sein neuer Hund ein Wadenbeißer ist. »Sie haben in Moskau den Staatsanwalt, Ihren Chef, getötet. Da hatte Wolowoi recht.«
    »Es war Notwehr.«
    »Es mußten auch noch ein paar andere dran glauben.«
    »Nicht durch mich.«
    »Ein Deutscher und ein Amerikaner.«
    »Die, ja.«
    »Eine vertrackte Angelegenheit. Außerdem haben Sie einer Frau zur Flucht verholfen.«

»So kann man das eigentlich nicht sagen.« Arkadi wiegte den Kopf. »Ich hatte lediglich das Glück, ihr Lebewohl sagen zu dürfen.«
    »Aber Sie sind nicht mit ihr gegangen. Als alles ausgestanden war, da haben Sie sich eben doch für Ihr Land entschieden. Und genau daraufbauen wir. Kennen Sie sich mit Robben aus?«
    »Robben?«
    »Die verstecken sich im Winter in der Nähe einer Öffnung unter der Eisdecke und kommen nur zum Luftholen an die Oberfläche. Machen Sie’s im Moment nicht ganz ähnlich?«
    Als Arkadi schwieg, sagte Hess: »Sie sollten den KGB nicht mit uns verwechseln. Manchmal erscheinen wir ganz schön hart, das gebe ich zu. In meiner Kadettenzeit - das war noch in der Ära Chruschtschow -, da haben wir im Nordpolarmeer mit Wasserstoffbomben experimentiert. Wir haben einmal eine Konstruktion in die Luft gejagt, die eine Sprengkraft von hunderttausend Kilotonnen TNT hatte, die größte, die jemals gezündet worden ist. Genaugenommen war es ein Fünfzigtausend-Kilotonnen-Sprengkopf in einer Uranhülle, eine Kombination, die den Strahlungsertrag verdoppeln sollte. Eine hundsgemeine Bombe. Wir haben damals weder die Schweden noch die Finnen und schon gar nicht unsere eigenen Landsleute gewarnt, die nach dem radioaktiven Niederschlag mindestens tausendmal so stark verseuchte Milch trinken mußten wie jetzt nach Tschernobyl. Und wir verschwiegen die Sache auch unseren Fischern im Nordpolarmeer. Ich hab als Dritter Maat bei der Flotte angeheuert, und mein Auftrag bestand darin, Messungen vorzunehmen, ohne daß jemand an Bord davon Wind bekam. Einmal ging uns ein Hai ins Netz, der vierhundert Röntgen hatte. Was hätte ich dem Kapitän raten sollen - sein kostbares Liefersoll über Bord zu werfen? Dann hätte die Mannschaft Fragen gestellt, Gerüchte wären entstanden und hätten sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Also haben wir statt unserer Leute die Amerikaner alarmiert, mit dem Ergebnis, daß Kennedy sich aus lauter Angst mit uns an einen Tisch setzte und ein Teststoppabkommen unterzeichnete.«
    Hess lächelte jetzt nicht mehr; sein Blick ruhte so starr auf Arkadi wie der eines Henkers, der den eigenen Sohn für einen kurzen Moment sein wahres Gesicht sehen läßt. Doch schon im nächsten Augenblick hellte seine Miene sich wieder auf. »Wie auch immer, für das Gros der Mannschaft unterscheidet sich der Dienst auf der Polar Star kaum von der Arbeit in einer x-beliebigen Fabrik irgendwo auf dem Festland, abgesehen von der erfreulichen Aussicht, einen amerikanischen Hafen anzulaufen, und der unerfreulichen, eventuell seekrank zu werden. Einige wenige aber sind durchdrungen von der Faszination der Freiheit. Das Meer hat nun einmal diese Aura. Wir sind weit, sehr weit vom Heimathafen entfernt. Die Grenzwachen haben wir auf der anderen Hälfte der Erdkugel hinter uns gelassen, und wir bewegen uns in der Welt der Pazifikflotte.«
    »Heißt das nun, ich habe Ihre Unterstützung, oder nicht?«
    »Aber gewiß doch! Meine Unterstützung und mein wachsendes Interesse.«
    Als er aus der Kabine trat, sah Arkadi gerade noch, wie die Spitzel Skiba und Slesko am Ende des Korridors um die Ecke bogen. Langsam, nicht so hastig, damit ihr nicht stolpert, dachte Arkadi. Fallt nicht auf die Schnauze, bevor ihr dem Invaliden gemeldet habt, welcher einfache Arbeiter soeben in der Unterkunft des Elektroingenieurs der Flotte war. Tragt die Information weiter, als wäre es eine Tasse Tee von Hess persönlich. Ohne einen Tropfen zu verschütten.
     
    Susan saß in ihrer Kabine am Tisch, den Kopf in die Hand gestützt, und Zigarettenrauch kräuselte sich hinauf in ihr dichtes Haar. Es war genaugenommen

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