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Polarfieber (German Edition)

Polarfieber (German Edition)

Titel: Polarfieber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Henry
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Hubschraubera b sturz das letzte bisschen Kraft aus meinen Gli e dern saugt auch als eigenes Wort sehen. Auch dann, wenn ich b e zweifle, dass meine Vorfahren jemals mit so einem Umstand gerechnet h a ben. “
    Ein unterdrücktes Schnauben ließ sie aufhorchen.
    „ Gut, dass du wieder bei mir bist. Wenn du schon wieder dozi e ren kannst, dürfte die größte Gefahr vorbei sein. “
    Der amüsierte Unterton in seiner Stimme nahm jeden Zweifel. Er machte sich über sie lustig. Mistkerl! Wobei, wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass er sie gerettet hatte. Heute schon zum wi e derholten Mal. Der Flug, der Absturz, wie er sie von dem breche n den Eis weggez o gen hatte und nun auch noch das.
    „ Danke “ , hauchte sie und war sicher, dass er sie gehört ha t te, auch wenn er nicht reagierte.
    „ Iss noch den Rest des Riegels auf. Dann müsstest du genug Ene r gie haben, um die Nacht zu überstehen. Morgen sehen wir we i ter. “
    „ Was ist mit dir? “
    „ Mich haut so schnell nichts um. “
    „ Ein Däne kennt keinen Schmerz? “ , spöttelte sie.
    „ Doch, tut er. Aber ich bin für solche Situationen ausgebildet. Du nicht. “
    Zu spät merkte sie, dass jeder Schalk aus seinen Worten gew i chen war. „ Klar. Werden Piloten neuerdings fürs Überleben in Extrems i tuationen ausgebildet? “
    „ Piloten nicht. Soldaten schon. “
    Da erinnerte sie sich an seine Worte, als sie sich kennengelernt ha t ten. „ Du hast gedient? In der dänischen Armee? Und dabei lernt man, sich nicht unterkriegen zu lassen, nachdem man abg e stürzt, beinah ertrunken und zum Schluss auch noch von einem Gewal t marsch vollkommen erschöpft ist ? “
    „ Nicht in der dänischen Armee. In der britischen schon. Zumi n dest, wenn man … “ Abrupt brach er ab.
    „ Was wolltest du sagen? “
    „ Nichts. “
    Ein Grummeln, das nichts mit der ekelhaften Astronautenna h rung zu tun hatte und auch nichts mit der Erschöpfung, kochte in ihrem Magen. Warum sagte er nichts mehr? Sie hörte das Ra t schen eines Reißverschlusses, das Rascheln von Kleidern.
    „ Silas? “ , fragte sie in die darauf folgende Stille.
    „ Was? “
    „ Bist du sicher, dass du nicht auch was essen musst? “
    „ Ganz sicher. “
    „ Werden wir morgen weitergehen? “
    „ Ja. “
    „ Wohin? “
    „ Irgendwohin. Bis sie uns finden. “
    „ Und wenn sie uns nicht finden? “
    „ Dann gehen wir noch weiter. “
    „ Was ist, wenn ich wieder zusammenklappe? “
    „ Dann trage ich dich. “
    „ Oder wenn mir wieder so kalt wird? “
    „ Dann wärme ich dich. “
    „ Aber wenn … “
    „ Halt den Mund, Kaya. “
    Unwillkürlich zuckten ihre Mundwinkel. Morgen, dachte sie. Mo r gen zeige ich dir, wer wirklich gelernt hat, im Eis zu überl e ben. Aber jetzt, jetzt schlafe ich.

6
     
    Silas hatte nicht geahnt, wie steif Nylon und Polyester werden konnten. Er schaffte es kaum, die Arme im Schutzanzug zu bewegen, als er aufwachte. Wie lange hatte er geschlafen? Vermutlich nicht mehr als zwei Stunden. Der Sturm, der übernommen hatte, was dem Gletscher nicht gelungen war, und Kaya beinahe das Genick gebrochen hätte, hatte die Wolken vertrieben. Fast voll hing der Mond tief über dem westlichen Horizont und ließ das Meer silbrig glitzern. Wäre es nicht so schweinekalt, hätte der Anblick geradezu romantisch angemutet. Neben ihm rührte sich Kaya. Fast lautlos. Sie trug keine Chemiefaser am Körper, das ersparte ihr das Knirschen und Scharren der Stofffalten, als sie sich bewegte.
    „Der Sturm ist vorbei“, sagte Silas eigentlich nur, um ihr zu signalisieren, dass er auch wach war.
    „Gehen wir weiter“, sagte sie und setzte sich auf. Das Mondlicht traf ihr Gesicht. In ihren mandelförmigen Augen spiegelte sich das Licht wider.
    „Schlaf noch eine Stunde“, murmelte er und legte eine Hand auf ihre Hüfte, einfach nur, um zu spüren, da war noch ein Mensch. „Du bist total am Ende, Kaya.“
    „Nein.“ Sie stand auf und schüttelte sich. „Wenn wir zu viel schlafen, kühlen wir zu stark aus und erfrieren. Das hast du selbst gesagt. Wir müssen uns bewegen.“
    „Ich pass’ auf, dass du nicht erfrierst.“
    „Nein. Komm schon. Der Sturm ist vorbei, das müssen wir ausnutzen. Dank dir und deiner ekelhaften Paste habe ich auch wieder Kraft. Da ist Westen, da müssen wir hin. Wir gehen ein paar Stunden, dann ruhen wir uns wieder aus. Komm.“ Sie wartete nicht auf ihn, griff sich ihren Rucksack und machte sich daran, aus der Spalte zu klettern

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