Polaris
von Idas Bildern identifiziert«, sagte er. »Es ist Kiernan. Derselbe Kerl. Kein Zweifel.«
Alex erzählte ihm, dass ich dort gewesen war. Fenns Miene verfinsterte sich. »Sie sind erst zufrieden, wenn Sie sich umgebracht haben, was Chase?«
»Ich habe versucht, Sie anzurufen.«
»Dann geben Sie sich beim nächsten Mal ein bisschen mehr Mühe.«
»Es kommt nicht wieder vor«, versprach Alex.
»Das erzählen Sie mir immer wieder. Ich kann Sie nicht schützen, wenn ich nicht weiß, was vorgeht.«
Ich erzählte ihm von Kiernans Anruf. Er lauschte. Nickte.
Notierte irgendetwas. »Also gut«, sagte er. »Danke. Wir haben seine DNS, und wir arbeiten derzeit daran, herauszufinden, wer er ist.«
»Gut. Halten Sie uns auf dem Laufenden, ja?«
»Falls Sie irgendetwas von diesen Leuten hören, irgendetwas, wären Sie dann bitte so freundlich, mich zu informieren? Sofort!«
SECHZEHN
Wir können den Tod nicht aus dem Prozess herausschneiden. Wenn wir uns aufrichtig wünschen, Großeltern und ältere Freunde und schließlich auch uns selbst für einen endlosen Zeitraum in voller Blüte zu erhalten, so stellen wir uns besser darauf ein, keine Kinder zu haben. Aber wenn wir so handeln, werden Kreativität und Genie und das Lachen die Spezies verlassen. Wir werden ganz einfach zu alten Leuten in jungen Körpern verkommen. Und all das, was uns menschlich macht, wird aufhören zu existieren.
Garth Urquhart,
Ansprache zum Tag der Freiheit, 1361
Die KI des Epstein-Instituts, lange Zeit Dunningers Wirkungsstätte, hatte den Namen Flash erhalten, nach einem Labrador. Drei Tage nach der Abreise der Polaris hatten sich Camper unvorsichtig verhalten. Das Holz war trocken, ein Feuer wurde nicht ordnungsgemäß gelöscht, und der Wald stand in Flammen. Das Labor wurde vollständig zerstört.
Als wir es endlich leid waren, uns den Kopf darüber zu zerbrechen, was Kiernan uns hatte sagen wollen, versuchten wir erneut, die nonverbale Kommunikation zwischen Dunninger und Mendoza zu entschlüsseln. Schließlich widmeten wir uns der Berichterstattung bezüglich des Feuers.
Der Brand war bereits außer Kontrolle gewesen, als die Medien eingetroffen waren. Die Feuerwehr folgte nur wenige Minuten später, aber bis zu diesem Zeitpunkt war das ganze Gebiet ein Inferno.
Das Epstein-Institut lag am Ufer des Big River. Die Einrichtung belegte zwei einstöckige, baukastenartige Gebäude:
Eines diente als Wohnquartier; das andere beherbergte das Labor. Früher hatte es auch einmal ein Bootshaus und ein Restaurant gegeben. Den Gerüchten zufolge war Dunninger einer Lösung für das Crabtree-Problem dicht auf der Spur gewesen, aber mir fiel es schwer zu glauben, dass er zu einem fernen Sternensystem aufgebrochen wäre, wenn er kurz davor gestanden hatte, die größte Entdeckung der Geschichte zu machen.
Das Feuer hatte das Labor vollständig eingeschlossen. Die Gebäude selbst hielten den Flammen natürlich stand, doch der Wald wuchs bis an den Fluss heran, und so hatte alles um sie herum gebrannt. Labormaterialien brachen in Flammen aus oder schmolzen zusammen. Am Ende hatten die Gebäude des Instituts noch gestanden, verkohlt und rauchend, doch außer ihnen hatte nichts die Feuersbrunst überlebt.
Es hatten gar keine ernsthaften Bemühungen stattgefunden, die Einrichtung zu retten. Offensichtlich waren einige Privathäuser am Westende des Tals in Gefahr geraten, und um die hatte sich die Feuerwehr zuerst gekümmert. Als endlich jemand in die Nähe des Labors vordrang, war es bereits zu spät. Nach allem, was wir über das Feuer erfuhren, hätte das Institut jedoch so oder so nicht gerettet werden können. Dem Ereignis war eine lange Dürre vorausgegangen, und die Bäume hatten gebrannt wie Zunder.
Flash war auch den Flammen zum Opfer gefallen. Die KI, nicht der Hund. Die wichtigsten Aufzeichnungen über Dunningers Arbeit an lebensverlängernden Maßnahmen, die er, schlicht, das ›Projekt‹ nannte, waren nie zur Überprüfung vorgelegt worden. Und jetzt waren sie weg. In Rauch aufgegangen, könnte man sagen. Hatte er irgendwo eine Sicherungsdatei angelegt? Vermutlich. Aber niemand wusste, wo sie sein könnte oder wie man auf sie hätte zugreifen sollen.
Der Vorfall hatte keine Todesopfer gefordert, und die meisten Häuser am Westrand des Tals hatten gerettet werden können. Die Rettungsdienste gratulierten einander zu ihrer Leistung, und die Medien berichteten, dass alles glücklich verlaufen sei und wie leicht es doch zu
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