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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Hügeln hinaus. Aber was mir vor allem ins Auge sprang, war der Ofenherd. »Das wäre einen Haufen Geld wert«, sagte Alex zu ihm und deutete auf den alten Herd, »falls Sie bereit wären, ihn zu verkaufen.«
    »Mein Ofen?«
    »Ja. Dafür könnte ich einen guten Preis aushandeln.«
    Er lächelte und setzte sich an den Tisch. Auf der Tischplatte lagen stapelweise Briefpapier, ein Haufen Kristalle, ein Lesebuch und sogar eine aufgeschlagene Ausgabe von Down to Earth von Omar McCloud. »Und womit koche ich dann?«, fragte er.
    »Holen Sie sich die notwendige Hardware, dann macht Ihre KI das für Sie.«
    »Meine KI?«
    »Sie haben gar keine«, konstatierte ich.
    Er lachte. Es war ein freundliches Lachen, die Art, die man zu hören bekommt, wenn jemand der Ansicht ist, man habe gerade etwas ganz besonders Dummes geäußert. »Nein«, sagte er. »Schon seit Jahren nicht mehr.«
    Ich schaute mich um und überlegte, wie er den Kontakt zur Welt aufrechterhielt.
    Er sah mich an. »Ich brauche so etwas nicht.« Er stützte das Kinn auf die Hand. »Außerdem bin ich gern allein.«
    Also war unser Gastgeber ein Sonderling. Doch das war nicht wichtig. »Benny«, sagte Alex, »erzählen Sie uns, was Sie über die Zerstörung des Labors wissen.«
    »Das ist nicht gut für euch«, fuhr er fort, als hätte Alex gar nichts gesagt. »Ihr seid nie wirklich allein, wenn ihr diese Dinger im Haus habt.« Ich hatte das Gefühl, dass er uns heimlich auslachte. »Was wollten Sie von mir wissen?«
    »Das Labor.«
    »Oh. Ja. Epstein.«
    »Ja, genau das.«
    »Das Feuer wurde absichtlich gelegt. Es fing ganz in der Nähe des Labors an. Sie haben es gelegt, als der Wind ostwärts geweht hat.«
    »Das wissen Sie? Sie wissen es genau? Dass es Brandstiftung war?«
    »Natürlich. Jeder wusste das.«
    »Das wurde nie bekannt.«
    »Sie haben keine große Geschichte daraus gemacht, weil nie jemand geschnappt worden ist.« Er stand auf und kontrollierte seine Kaffeekanne. »Fast fertig.«
    »Woher wissen Sie, dass es Brandstiftung war?«
    »Wissen Sie, was in dem Labor vorging?«
    »Ich weiß, woran dort gearbeitet wurde.«
    »Ewiges Leben.«
    »Naja«, wandte ich ein, »ich denke, sie haben von Lebensverlängerung gesprochen.«
    »Unbegrenzt. Das war das Wort, das sie benutzt haben.«
    »Okay. Unbegrenzt. Aber worauf wollen Sie hinaus?«
    »Ein ganzer Haufen Leute war nicht der Meinung, dass das eine gute Idee wäre.«
    »Wer zum Beispiel?« Ich dachte unwillkürlich an die Weiße Uhr.
    Wieder lachte er. Seine Stimme änderte den Ton, und er klang beinahe, als würde er mit einem Kind sprechen. »Manche Leute denken, es sei uns nicht bestimmt, unbegrenzt zu leben. Für immer. Wir hatten eine örtliche religiöse Gemeinde hier, die das, was Dunninger tun wollte, für einen Frevel gehalten hat.«
    Nun, da ich darüber nachdachte, erinnerte ich mich, schon einmal davon gehört zu haben. »Universalisten.«
    »Und es gab noch andere. Ich erinnere mich an Leute, die aus der Stadt hergekommen sind. Sie haben Treffen abgehalten. Haben Briefe geschrieben. Und Unterschriften gesammelt. Die haben alles getan, um die Leute gegen ihn aufzuhetzen. Ich habe immer gedacht, das wäre der Grund gewesen, warum Dunninger verschwunden ist.«
    »Denken Sie, er fürchtete, in Gefahr zu sein?«
    »Ich weiß nicht, ob er dachte, sie würden ihn kaltmachen oder irgendwas in der Art; aber sie haben versucht, ihn einzuschüchtern, und er kam mir nicht wie der Typ vor, der sich gut gegen solche Typen behaupten kann.« Wieder ging er zum Ofen, schwenkte die Kaffeekanne herum, beschloss, dass der Kaffee nun fertig sei und schenkte drei Tassen ein. »Und die religiösen Spinner waren nicht die Einzigen.«
    »Wen gab es sonst noch?«, fragte ich.
    »Die Lichtträger.«
    »Die Lichtträger? Warum sollte die das interessieren?« Sie waren eine Art Dienstleistungsorganisation mit Außenposten – so jedenfalls nannten sie ihre Filialen – in vermutlich jeder wichtigen Stadt der Konföderation. Sie arbeiteten karitativ. Versuchten, sich um die Leute zu kümmern, die von der Gesellschaft im Allgemeinen zurückgelassen worden waren: Alte, Waisen, Witwen. Wenn eine neue Krankheit auftauchte, übten die Lichtträger politischen Druck aus, wo es notwendig war, und sorgten dafür, dass ausreichend finanzielle Mittel bereitgestellt wurden. Vor einigen Jahren, als eine Lawine eine kleine Stadt in Tikobee zerstört hatte, hatte die dortige Regierung die Überlebenden evakuiert und dafür gesorgt,

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