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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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ursprünglich ein soziales Experiment gewesen, ein Versuch, einen Emerson’schen Lebensstil zu etablieren. Drei Generationen lang hat es funktioniert. Dann hatten es die Leute offenbar satt gehabt. Ich fragte Alex, ob er mehr darüber wisse, und er zuckte mit den Schultern. »Die Ideale einer Generation müssen nicht notwendigerweise auch für deren Kinder gelten«, sagte er.
    Das College lag sechs Kilometer nordöstlich von Tranquil.
    Es belegte ein beachtliches Stück Land, etwa zwölf Morgen, überwiegend Wildnis. Es bestand aus einem Komplex von vier Einzelgebäuden, alle im schwerfälligen Stil der Licenter Architektur: viele Pfeiler, dicke Mauern, gekrümmte Dächer und eine Atmosphäre, die besagte, dass diese Gebäude für die Ewigkeit erbaut worden waren. Der Boden lag unter unberührtem Schnee begraben, was uns verriet, dass die einzelnen Gebäude durch Gänge miteinander verbunden sein mussten.
    Laut den gespeicherten Daten waren derzeit elf Studenten im Morton College eingeschrieben. Der Dekan hörte auf den Namen Margolis. Das College beschränkte sich auf weiterführende Studien und bot Promotionsmöglichkeiten in humanitaristischen Wissenschaften, in Biologie, Physik und Mathematik an.
    Trotz all unserer Erwartungen war der Tag hell und warm. Nun ja, warm auf eine knisternde, knackig kalte Art, eine Art, die ahnen ließ, dass es noch viel kälter sein könnte. Ein Energiekollektor auf dem Hauptgebäude war gen Himmel gerichtet. Wir konnten Lichter in einigen der Fenster erkennen.
    Aber es gab keine Landeplattform. Vermutlich versteckte sie sich unter dem Schnee.
    »Hallo«, sagte eine vergnügte weibliche Stimme über den Link. »Suchen Sie etwas?«
    »Ich hatte gehofft«, antwortete Alex, »wir könnten einen kurzen Besuch in Ihrer Institution machen. Mein Name ist Benedict, und ich denke über eine Zuwendung für das College nach.«
    »Alex«, tadelte ich ihn, während ich den Link mit der Hand abdeckte, »falls Everson etwas mit dieser Sache zu tun hat, kennen diese Leute deinen Namen. Vielleicht wäre es eine gute Idee gewesen, ihnen nicht zu verraten, wer du bist.«
    »Hab Vertrauen, Chase«, sagte er. »Sie werden es so oder so spätestens dann erfahren, wenn wir zur Tür reingehen.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Mr. Benedict«, sagte die Stimme, »aber normalerweise ist Mr. Everson für unsere Spender zuständig. Wenn Sie mir Ihre Kontaktinformationen geben, werde ich dafür sorgen, dass er sie bekommt. «
    »Ich verstehe. Aber wir waren gerade in der Gegend, und ich habe bisher noch keine Entscheidung getroffen. Ich hatte gehofft, Sie würden mir gestatten, mir einen Eindruck von Ihrer Schule zu verschaffen.«
    »Einen Moment bitte.«
    Wir kreisten eine Weile durch die Luft, bis sich die Stimme wieder meldete. »Professor Margolis sagt, er hat nicht viel Zeit. Er wartet an der Rampe auf Sie.«
    Die Schneedecke auf der Nordseite des Komplexes brach auf. Zwei Türen erhoben sich in die Luft; der Schnee rutschte herab, und wir blickten direkt auf eine unterirdische Plattform. Wir sanken herab und schoben uns einige Meter weit durch den Schnee. Über uns schlossen sich die Türen wieder, und wir waren drin. »Das war einfach«, sagte ich.
    Der Raum war größer, als er aus der Luft ausgesehen hatte. Außer unserem waren noch zwei andere Gleiter hier abgestellt worden, einer auf jeder Seite. Wir kletterten heraus, und die Stimme wies uns an, den Ausgang zur Rechten zu nehmen. Eine Tür schwang auf und brachte einen Tunnel zum Vorschein. Weitere Lichter flackerten auf.
     
    Margolis war die Art Lehrer, die Sie immer haben wollten. Sympathisches Lächeln, sachliche Haltung, eine Stimme, wie Wasser, das über Felsen rinnt. Er war etwa siebzig, hatte wallendes, vorzeitig ergrautes Haar, einen sauber gestutzten Bart und meerwasserblaue Augen. Seine rechte Hand lag in einer schützenden Schiene. »Bei einem Sturz gebrochen«, erklärte er. »Wenn man alt wird, wird man schwerfällig.« Er sah mich an. »Tun Sie das bloß nicht, junge Dame. Bleiben Sie genauso, wie Sie sind.«
    Der Raum war mit hell gebeiztem Holz getäfelt. Es gab eine Büste des Dramatikers Halcón Randano und eine andere, die Tarien Sim darstellte, außerdem ein paar Gemälde von Leuten, die ich nicht kannte. Es war die Art Raum, in der man instinktiv die Stimme senkte.
    Margolis deutete einladend auf zwei Stühle, stellte sich vor und fragte, ob wir gern eine Erfrischung hätten. Kaffee, vielleicht?
    Das klang gut, und er

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