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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Lebenserhaltungssystemen auch etwas angestellt haben.«
    Ich führte eine Umweltanalyse durch. »Ich kann nichts erkennen«, sagte ich.
    »Schön, das zu hören. Aber irgendetwas stimmt definitiv nicht.«
    Kein Hinweis von den Statusanzeigen. Kein Anzeichen eines Strahlungslecks. Das Schiff lag ruhig. Was machte uns also krank?
    »Alex«, sagte ich, »ich werde für eine Minute alles abschalten.« Er nickte, und ich drehte die Hauptenergie ab. Das Licht ging aus. Die Ventilatoren verstummten. Und die Gravitation fiel aus. Die Notbeleuchtung schaltete sich ein. Still trieben wir durch die Nacht.
    Und da war es. »Fühlst du es?«, fragte ich.
    »Irgendetwas«, sagte er.
    Es war rhythmisch. Wie eine Gezeitenströmung.
    »Trudeln wir?«
    »Nein. Das erinnert mehr an einen Puls. Eine Art Herzschlag.«
    Ich wünschte, ich wüsste mehr über Pulsare. Wir hatten sie in der Schule zwar durchgenommen, aber ich hatte nie damit gerechnet, je in die Nähe von so einem Ding zu geraten. Niemand nähert sich einem Pulsar. Mein Joker war ein kleines Metallkästchen ohne nennenswerten Nutzen. Ich löste es aus seinem Halter und ließ es los.
    In der Null-Schwerkraft-Umgebung trieb es davon und schwebte auf eine offene Luke zu. Dann verschwand es im Gemeinschaftsraum. Ich wiederholte das Experiment mit einem Metallclip. Auch der schwebte durch die Luke hinaus.
    »Was tust du?«, fragte Alex.
    »Nur einen Moment.« Ich versuchte es mit einem Taschentuch. Hielt es hoch. Ließ es los. Es verschwand nirgendwohin, sondern hing einfach in einer Armeslänge Entfernung in der Luft. Also hatten wir zwei Metallobjekte, die in Richtung Heck verschwunden waren, und ein Taschentuch, das einfach blieb, wo es war.
    »Und was sagt uns das?«, wollte Alex wissen.
    Ich setzte die Systeme wieder in Gang und schaltete das Licht ein, ließ aber die künstliche Schwerkraft deaktiviert. »Es ist das Magnetfeld.« Ich holte uns beiden ein Paar Haftschuhe, damit wir uns sicher bewegen konnten. Dann unterzog ich mich einem Crashkurs über Pulsare.
    Nach etwa einer Stunde und etlichen Ausflügen in den Waschraum zum Zweck der Magenentleerung, glaubte ich zu wissen, was los war. Die Achse des Magnetfelds lag weit abseits der Drehachse. Die Abweichung betrug über dreißig Prozent. Die Ebene unseres Vektors befand sich beinahe auf einer Linie mit der Drehachse des Pulsars. Darum war das Magnetfeld, so weit es uns betraf, aus dem Gleichgewicht geraten. Außerdem oszillierte Ramses, und das nicht zu knapp. Die Magnetkräfte erschütterten das Schiff.
    Alex gab einen animalischen Laut von sich. »Ich kann dir nicht folgen.«
    »Wir haben Wirbelströme am Rumpf. Sie ändern ständig unsere Orientierung. Wir haben zu viel Bewegung in zu viele Richtungen.«
    »Schön. Was immer. Können wir irgendetwas dagegen tun?«
    »Nein. Aber die gute Nachricht lautet, dass wir dadurch langsamer werden.« Der Rumpf war warm. »Er erhitzt sich.«
    »Gott sei Dank!« Alex sah höchst erfreut aus. »Wir bekommen eine Pause! Genug, dass die Toronto uns erreicht haben wird, bevor wir in die Suppe geraten?«
    »Nein. Leider nicht. Aber das bringt uns…« Ich drückte ein paar Tasten und studierte das Ergebnis. »… weitere zwei Stunden.«
    »Tut mir Leid, aber ich verstehe nicht, was uns das helfen soll. Das sind nur zwei Stunden mehr zum Kotzen.« Dann hellte sich seine Miene auf. »Warte mal. Was ist mit dem Shuttle? Es hat einen vollen Tank. Warum benutzen wir es nicht, um von hier zu verschwinden? Das Schiff lassen wir einfach zurück.«
    Darüber hatte ich auch schon nachgedacht, die Idee aber schnell wieder fallen gelassen. »Der Rumpf ist zu dünn. Wenn wir darin rausgehen, sind wir in zwei Minuten geröstet.«
    »Wie wäre es dann, wenn wir den Treibstoff benutzen? Für die Hauptmaschinen? Geht das?«
    »Das ist nicht der gleiche Treibstoff. Und genug, um irgendetwas zu erreichen, ist es auch nicht.«
    »Was bleibt uns dann noch, Chase?«, fragte er.
    »Tja, das Shuttle könnte durchaus noch nützlich werden. Es benutzt beim Start ein Supraleitersystem. Und wir haben Ersatzdrähte dafür im Frachtraum.«
    »Und was haben wir davon?«
    »Supraleiter, jedenfalls manche, mögen keine externen Magnetfelder. Schwebebahnen funktionieren auf dieser Basis. Man schaltet ein, und es entfernt sich automatisch aus dem Bereich der größten Feldstärke und sucht den der geringsten Feldstärke auf. Das nennt man den Meißner-Effekt.«
    »Also werden wir…«
    »… uns ein bisschen als

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