Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
Kristallbrunnen hatte, einem angeblich mystischen Ort. Hatte man seine große Liebe verloren, warf man ein paar Münzen hinein, konzentrierte sich, und schon kehrte der geliebte Mensch wieder zurück – immer vorausgesetzt, man hatte noch Interesse daran.
    »Ich habe überlegt«, sagte er, »ob Rainbow nicht expandieren und ein neues Betätigungsfeld abdecken könnte. Etwas, was noch nie zuvor getan wurde.«
    »Und was soll das sein?«
    »Radioarchäologie.«
    »Was ist Radioarchäologie?«, fragte ich.
    »Wir handeln mit Antiquitäten. Wir sammeln, vermitteln und verkaufen alle Arten von Geschirr, Tongefäßen, Ausrüstungsgegenständen und was sonst noch da ist.«
    »Richtig«, bestätigte ich.
    Er sah mich an, und seine Augen glühten förmlich. »Chase, was ist eine Antiquität?«
    »Also schön, ich spiele mit. Das ist ein Objekt mit einer erkennbaren Geschichte. Aus einer fernen Zeit.«
    »Ist das nicht redundant?«
    »Naja, vielleicht. Was willst du sonst noch wissen?«
    »Du hast Objekt gesagt. Denkst du, dass eine Antiquität grundsätzlich gegenständlicher Natur sein muss, etwas, das du in den Händen halten kannst?«
    »Nur diejenigen, die sich zum Verkauf eignen.« Traditionen, Geschichten, Gebräuche, all das waren in gewisser Weise auch Antiquitäten.
    »Muss es greifbar sein, damit wir es verkaufen können?«, hakte er nach.
    »Natürlich.«
    »Ich bin da nicht so sicher. Ich denke, wir haben etwas übersehen.«
    »Wie meinst du das?«
    Sandwiches und Drinks erreichten unseren Tisch.
    »Was ist mit Transmissionen?« Ich muss wohl ziemlich baff ausgesehen haben, denn er lächelte. »Wir benutzen schon jetzt Funkübertragungen, um Dinge zu lokalisieren. Auf diese Weise haben wir die Halvorsen gefunden.«
    Die Halvorsen war eine Firmenjacht, deren Captain und Passagiere um die Jahrhundertwende gestorben waren, als das Schiff von einem Gammastrahlengewitter gegrillt worden war. Wir hatten ihren Code White gefunden und zurückverfolgt. Als wir ihn entdeckt hatten, war er bereits ein Vierteljahrhundert alt gewesen. Das war die letzte Transmission gewesen, aber sie hatte uns einen Vektor geliefert. Was nicht viel war, aber es war, wie sich herausstellte, genug. Wir verfolgten sie zurück, kalkulierten die Abweichung, und schon hatten wir die Halvorsen. Gut, ganz so einfach war es nun auch wieder nicht gewesen, aber es hatte funktioniert.
    »Ich spreche nicht davon, Transmissionen zu benutzen, um andere Dinge zu finden«, fuhr Alex fort. »Ich will sie um ihres eigenen Wertes willen sammeln.«
    Ich aß einen Bissen von meinem Sandwich. Käse und Tomaten. »Erklär es mir«, forderte ich ihn auf.
    Alex kam meiner Bitte begeistert nach. Nichts machte ihn glücklicher als eine Gelegenheit, begriffsstutzige Leute zu erleuchten. »Vor sechshundert Jahren, als die Brok-Terroristen versucht haben, Kormindel einzunehmen und es so aussah, als stünde die ganze Bevölkerung am Rand der Panik, hat Charles Delacort seinen berühmten Appell an die Tapferkeit über Funk verbreitet. ›Es steht mehr auf dem Spiel als unser Leben, meine Freunde. Diese Wahnsinnigen wollen unsere Zukunft vernichten. Wir müssen standhalten, für uns, für unsere Kinder und für jeden, der nach uns folgen wird. Die noch ungeborenen Generationen werden sich eines Tages daran erinnern, dass wir standgehalten haben.‹ Du erinnerst dich?«
    »Na ja, erinnern wäre zu viel gesagt, aber ich kenne die Ansprache natürlich.« Im kritischen Augenblick war es Delacort gelungen, die Nation zu einen. Heute ist jedes Schulkind mit seinem Appell vertraut. »Aber ich kann dir noch immer nicht folgen.«
    »Er ist verloren, Chase. Der Appell. Wir haben ihn nicht mehr. Wir wissen, was er gesagt hat, aber wir haben die Transmission nicht mehr. Doch sie ist noch irgendwo da draußen. Wir wissen mit annähernder Genauigkeit, wann es passiert ist; also wissen wir auch, wo wir sie suchen müssen. Was hält uns davon ab, sie aufzuspüren, sie aufzuzeichnen und herzubringen? Intakt. Alles, was wir zu tun haben, ist, uns vor sie zu setzen, und schon können wir einen der großen Augenblicke der Geschichte einfangen. Was denkst du, wäre so eine Aufnahme wert?«
    Ein paar Quegs flatterten vorbei, landeten in einem Baum und widmeten ihre Aufmerksamkeit dem Brunnen. Jemand hatte Brot hineingeworfen. Quegs sind alles andere als schüchtern. Sie blieben ungefähr eine Minute sitzen, erhoben sich wieder in die Luft, flogen über unsere Köpfe hinweg, schossen plätschernd

Weitere Kostenlose Bücher