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Polaris

Polaris

Titel: Polaris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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versank in den Teppichen. Flickendecken waren über Sofa und Sessel geworfen worden.
    »Wie lange wird sie schon vermisst?«, erkundigte sich Alex.
    »Wir wissen es nicht genau. In der Schule waren Semesterferien. Aber niemand erinnert sich daran, sie während der letzten Woche gesehen zu haben.« Er sah zum Fenster hinaus. »Schönes Haus. Ich kann verstehen, dass sie eine Warteliste für den Fall haben, dass es frei wird.«
    »Denken Sie, dass sie zurückkommen könnte?«
    »Das bezweifle ich.« Er zupfte an seinem Ärmel. »Also gut, das ist offensichtlich das Wohnzimmer. Die Küche ist da drüben auf der anderen Seite des Korridors. Badezimmer hinter dieser Tür. Zwei Schlafzimmer und ein weiteres Badezimmer im Obergeschoss. Alles sehr gepflegt.«
    »Aber nur eine Person hat hier gelebt.«
    »Sie hat Geld«, bemerkte ich.
    »Das ist ein wenig seltsam. Wir haben ihre Finanzlage überprüft. Sie ist recht behaglich ausgestattet, aber sie ist nicht reich. Dieses Haus ist die reinste Verschwendung. Es sei denn…«
    »Sie unterhält Konten unter anderen Namen«, beendete Alex den Satz für ihn.
    An den Wänden hingen etliche Bilder. Ein alter Mann, tief in Gedanken versunken; ein paar Kinder auf einer Brücke in ländlicher Umgebung; ein Schiff, das an einem beringten Planeten vorüberglitt. »Die Mietsache ist möbliert. Das gehört alles dem Eigentümer. Sie hat nur ein paar Kleidungsstücke und ein bisschen Krimskrams zurückgelassen. Kein Schmuck, keine ID-Karten.«
    »Als sie gegangen ist, hat sie gewusst, dass sie nicht wieder zurückkommen wird«, verkündete Alex.
    »Oder dass die Möglichkeit bestand, dass sie nicht zurückkommen würde. Vielleicht hat sie sich nur vorsichtshalber auf eine Flucht vorbereitet.«
    Ihr Schlafzimmer lag im hinteren Bereich des Hauses mit Blick auf den Ozean. Es war behaglich, hatte dunkel getäfelte Wände und einen Teppich, der gut zu den Vorhängen passte. Das Bett war übertrieben groß und enthielt einen Haufen Kissen. Es wurde von Beistelltischen flankiert, auf denen Leselampen standen. Ein paar gerahmte Bilder standen auf einem Schreibpult: Barber, lachend, gut gelaunt im Kreis von einem halben Dutzend Studenten; Barber, posierend, mit einem Freund auf den Stufen eines Gebäudes, bei dem es sich vermutlich um ihre Schule handelte.
    »Wer ist der Kerl?«, fragte ich.
    »Hans Waxman. Lehrt Mathe.«
    Alex musterte ihn genauer. »Was hat er zu sagen?«
    »Er macht sich Sorgen um sie. Er sagt, sie hätte so etwas noch nie getan. Einfach verschwinden, meine ich. Sie hatten eine immer wieder aufflackernde Beziehung während des letzten Jahrs.«
    »Und ihre Studenten mochten sie, richtig?«
    »Ja. Sie sagen, sie war eine gute Lehrerin. Niemand scheint irgendetwas über ihr Privatleben zu wissen. Aber sie haben sie alle wirklich gern gehabt. Und sie können nicht begreifen, was wir von ihr wollen.«
    »Haben Sie es ihnen erzählt?«
    »Nur, dass wir mit ihr reden wollen, weil sie Zeugin eines Unfalls gewesen sein könnte.«
    Das Gästezimmer war etwas kleiner, und der Blick führte hinaus zum Hackklotz. Ein Stuhl, eine Tischlampe, ein Bild von Lavrito Correndo, der über eine Bühne sprang.
    »Klingelt irgendwo was?«, fragte Fenn.
    »Ja«, sagte Alex. »Was fehlt?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »In Ihrem Büro gibt es Bilder von Ihrer ganzen Karriere, von Ihrem ersten Tag im Beruf an bis heute, Fenn. Im Haus kann ich herumlaufen und sehe Bilder von Ihren Leuten, von Ihrer Frau und Ihren Kindern, von Ihrer Plänkelmannschaft. Sogar, wenn ich mich recht erinnere, von mir.«
    »Oh.«
    »Aber sie hat Bilder«, sagte ich und deutete auf sie.
    »Die sind alle von letzter Woche. Wo ist ihre Vergangenheit?« Alex hielt die Hände hoch, als wäre das Haus gänzlich leer. »Wo war sie, bevor sie nach Trinity gekommen ist?«
    Über dem Sofa hing ein reich verzierter Spiegel. Die Vorhänge waren zurückgezogen, und Sonnenlicht drang durch eine ganze Reihe Fenster herein.
    »Was ist mit dir, Chase? Ist dir irgendetwas aufgefallen?«
    »Eigentlich«, entgegnete ich, »schon. Lass uns wieder runtergehen.« Über einem der Stühle lag eine dunkle Decke, in deren Mitte ein weißer Stern mit einem Ring gestickt war. Sie musste handgewebt sein, und es sah aus, als hätte sie schon einige Jahre auf dem Buckel.
    »Was ist Ihnen aufgefallen?«, fragte Fenn.
    »Was denken Sie, wem die Decke gehört? Dem Vermieter?«
    »Warum fragen Sie?«
    »Sie steht mit einer Person in Verbindung, die interstellare

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