Polarrot
Standort zu Standort eine andere Farbe gaben, je nach Flotte, die gerade angemacht wurde, Bleichunternehmen, die ihre Anwesenheit mit dem typischen Gestank weit vorher ankündigten und mechanische Zulieferbetriebe, deren Eisenlager die sie umgebende Erde rostrot färbten, prägten das Bild dieses Tales, das sich von Basel aus tief in den Schwarzwald hineinbohrte. Gegen zwanzigtausend Menschen lebten hier von dem Fluss, dessen gleichmäßiger Wasserstand das eine Geheimnis der industriellen Entfaltung dieser Gegend war, das andere lag in den Kellern der Bauernhäuser: In ihnen hatte sich über Jahrhunderte die ideale Temperatur zur Lagerung und Verarbeitung von Baumwolle eingenistet. So sammelte sich über Generationen ein profundes Wissen über den Umgang und das Weben von Wolle und Baumwolle an. Es war nicht zu vermeiden, dass sich dies auch unter den Herren der Stadt herumsprach und so kamen sie Ende 18., Anfang 19. Jahrhundert nach und nach ins Wiesental, bauten Fabriken mit Webstühlen und schöpften den Sachverstand der Bauern ab. So entstand die Industrie, und als die Herren der Stadt Basel auch noch die Textilfarbstoffe herstellten, schufen sie eine nahezu perfekte Wertschöpfungskette. Fast so ergiebig wie die ihrer Väter – Sklaven von Afrika nach Amerika, Baumwolle von Amerika nach England, Stoffe von England nach Kontinentaleuropa –, eine Kette, auf welcher ein großer Teil des schier unerschöpflichen Reichtums Basels fußte.
Reich, reich, reich, dazugehören, den Gestank von Ziegenställen und gestampften Küchenböden endgültig ablegen; das war es, was Breiter unter allen Umständen und gegen die Wirrnisse der Zeit wollte, dafür war er bereit, weiter zu gehen als alle anderen, ja, letztlich jedes Risiko zu übernehmen.
Sie trug ein Hemdhöschen mit schmalen Schulterträgern, gewoben aus edelster Baumwolle, fein gerippt und an Dekolleté und Beinöffnungen mit wertvollsten Seidenspitzen abgeschlossen. 0,015 Erioflavin 4G conc., 0,2% Erioechtflorin, 0,06% Erioanthracinblau, nur ein wenig mehr als 3% Schwefelsäure 66° Bé hätten bei Wollgarn das raffiniert gräuliche Rosa ergeben. Die Komposition für solch edle Baumwolle war ihm gerade nicht gegenwärtig.
Breiter legte mit den Zähnen an der Innenseite des Oberschenkels, dort, wo er in den Schritt überging, das gestickte Seidenband um und versuchte mit der Zunge unter dem Stoff zum Schambein vorzustoßen. Die gestickten Röslein der Seidenspitzen kitzelten ein wenig an der Nase, als er mit der Zunge und dann mit den Lippen plötzlich auf etwas Hölzernes stieß. Es waren drei, für dieses raffinierte Kleidungsstück geradezu grobschlächtige Holzknöpfe.
Charlotte atmete schwer, hob ab und an ihren Unterkörper und strich Breiter durch das Haar und zog immer mal wieder liebevoll daran.
Breiter, der unter allen Umständen ein Abflachen von Charlottes Erregung verhindern wollte, versuchte mit der ganzen Zartheit, die er aufbringen konnte, die Knöpfe mit Lippen und Zähnen zu öffnen. Doch wie das gehen sollte, hatte ihn Rosie nicht gelehrt. Wie hätte sie auch, befand sie sich doch sicher nicht im Besitz eines solch feinen Unterteils. Also mühte er sich weiter ab, nahm, nachdem er gewahr wurde, dass er die Holzdinger auf diese Weise sicher nicht aufknöpfen konnte, die linke Hand, die bisweilen Charlottes Fußsohle massierte, zu Hilfe, fuhr unter dem Gewebe mit dem Handrücken über ihre Schamlippen und versuchte mit Daumen und Zeigefinger der Knöpfe Herr zu werden. Er überlegte sich, ob er die rechte Hand auch zu Hilfe nehmen wollte, entschied sich aber dagegen, da jedes Mal, wenn er mit den Seidenspitzen Charlottes Brustwarzen liebkoste, sie ganz knapp freilegte, mit flacher Hand und Finger für Finger so samten darüberglitt, als könnten sie zerbrechen und sie danach beinahe sorgenvoll wieder mit dem Seidenband zudeckte, beugte sie ihr Kreuz durch und sie griff ihm noch fester ins Haar.
Breiter gab sich Mühe und hatte auch welche. Kurz bevor seine Anstrengungen in ein liebestötendes Genestel ausarteten, ließ Charlotte ihre Hand über den Venushügel gleiten, öffnete routiniert die drei Knöpfe, zog den Stoff mit dem Handballen leicht nach oben, schob den Zeigefinger sachte tiefer und tiefer in sich hinein, kreiste eine Weile, nahm den Finger langsam wieder heraus, strich über Breiters Kinn zu dessen Lippen, die behutsam daran zu saugen begannen.
Sie nahm ihren Finger wieder aus seinem Mund, nahm seine Hand, führte deren
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