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Polarsturm

Polarsturm

Titel: Polarsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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Im ersten Moment war sie erschrocken, ließ ihn los und sah, dass er seine Gliedmaßen noch immer nicht bewegte. Dann tauchte neben Trevors Brust ein Kopf auf.
    Dirk drehte sich zu Summer um, dann spie er das Mundstück seines Atemreglers aus.
    »Er muss halb erfroren sein. Hat er Gas eingeatmet?«, fragte er.
    »Nein, das kommt nur von der Kälte. Wir müssen ihn an Land bringen. Wie hast du uns gefunden?«
    »Ich habe gesehen, dass auf dem Boot eine Pressluftflasche fehlte, und dachte mir, dass ihr euch zur Insel durchschlagen wollt. Ich bin ein bisschen weiter südlich aufgetaucht – und da habe ich euch entdeckt.«
    Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, schwammen sie so schnell sie konnten auf die Insel zu. Jetzt, da Dirk bei ihr war, schöpfte Summer frischen Mut und legte sich wieder mit aller Kraft ins Zeug. Gemeinsam schleppten sie Trevor durch das Wasser, und kurz darauf zerrten sie ihn über einen schmalen, steinigen Strand, wo sich Trevor, der am ganzen Körper zitterte, zwar aus eigener Kraft aufsetzte, aber nur teilnahmslos ins Leere starrte.
    »Wir müssen ihm die nassen Sachen ausziehen. Ich überlasse ihm meinen Trockentauchanzug«, sagte Dirk.
    Summer nickte, dann deutete sie den Strand entlang. Knapp hundert Meter weiter stand ein kleiner Holzbau unmittelbar am Wasser.
    »Sieht aus wie eine Anglerhütte. Schau sie dir doch mal an, während ich ihn ausziehe.«
    »Okay«, sagte Dirk und legte Pressluftflasche und Bleigurt ab. »Aber genieß es nicht zu sehr«, frotzelte er, drehte sich um und lief den Strand entlang.
    Er verschwendete keine Zeit, wusste er doch, dass Trevor in Lebensgefahr schwebte. In seinem Trockentauchanzug rannte er über den steinigen Untergrund und war kurz darauf bei dem Gebäude. Summer hatte Recht, es war eine kleine Anglerhütte, ein einfaches Blockhaus, kaum größer als eine Garage, das von den Mitgliedern eines hiesigen Anglerclubs für Übernachtungen genutzt wurde. Dirk sah ein zweihundert Liter fassendes Ölfass an der Außenwand stehen, daneben war ein Klafter Brennholz gestapelt. Er ging zur Tür, trat sie auf und fand ein Feldbett, einen Herd und einen Räucherofen für Fische vor. Dann entdeckte er eine Streichholzschachtel und einen kleinen Stapel trockenes Anmachholz, zündete im Herd ein Feuer an und stürmte wieder den Strand entlang.
    Trevor saß mit nacktem Oberkörper auf einem Baumstamm. Summer zog ihm gerade die Hose aus, als er wieder zu ihnen stieß. Dirk half ihm auf die Beine und schleppte ihn gemeinsam mit Summer zur Hütte. Auf dem Weg dorthin blickten beide immer wieder aufs Meer. Die weißen Kohlendioxidwolken stiegen noch immer vom Wasser auf, als wäre dort ein Vulkan ausgebrochen, türmten sich fast zwanzig Meter hoch und erstreckten sich über die ganze Wasserstraße. Sie bemerkten, dass das Wasser einen rötlichen Ton angenommen hatte, und sahen Dutzende toter Fische im Meer treiben.
    »Das muss der Flüssiggastanker gewesen sein«, sagte Dirk. »Vermutlich pumpen sie das Zeug von einem Anlegeplatz auf der anderen Seite der Insel ab.«
    »Aber warum machen sie das am helllichten Tag?«
    »Weil sie wissen, dass wir hier sind«, sagte er leise und mit einem wütenden Unterton.
    Sie legten Trevor auf das Feldbett in der Hütte, wo Summer eine alte Wolldecke über ihn breitete, während Dirk von draußen Brennholz holte. Der Ofen wärmte die kleine Hütte bereits, und Dirk legte weitere Holzkloben nach, bis das Feuer hoch aufloderte. Er wollte gerade Nachschub holen, als in der Ferne der tiefe Ton einer Schiffssirene ertönte und von den Hügeln der Insel widerhallte.
    Dirk und Summer stürmten nach draußen und blickten entsetzt in die Meeresstraße. Zwei Meilen weiter nördlich kam ein großes Kreuzfahrtschiff aus Alaska die Inside-Passage herab und hielt genau auf die Nebelbank aus tödlichem Kohlendioxid zu.
45
    Das französische Kreuzfahrtschiff Dauphine sollte eigentlich noch eine Woche lang die Küste von Alaska entlangschippern, bevor es in seinen Heimathafen Vancouver zurückkehrte. Doch unterwegs waren fast dreihundert Passagiere an einem Magen-Darm-Infekt erkrankt. Also hatte sich der Kapitän entschlossen, den Törn abzubrechen, da seiner Ansicht nach viele dieser Leute ins Krankenhaus mussten.
    Mit rund 290 Metern Länge war die
Dauphine
sowohl das längste als auch das neueste Kreuzfahrtschiff, das in der Inside-Passage verkehrte. Es verfügte über drei beheizte Swimmingpools, acht Restaurants und eine riesige, rundum verglaste

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