Polarsturm
Anlage löscht. Ein einlaufendes Schiff könnte durch ein Leck einen Teil seiner Ladung in der Passage verloren haben«, sagte Trevor. »Allerdings müsste dieser spezielle Tanker letzte Nacht oder heute am frühen Morgen angekommen sein.«
»Trevor hat Recht«, warf Summer ein. »Gestern war der Tanker noch nicht da, und vorher haben wir ihn im Kanal auch nicht gesehen.« Sie musterte den Pier der Anlage, der sich in den Kanal erstreckte, und bemerkte, dass Goyettes Luxusyacht und die anderen Boote nicht mehr da waren.
»Kann nichts schaden, wenn wir ein paar Proben entnehmen, um uns davon zu überzeugen, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht«, konterte Dirk.
Ein paar Sekunden später kam ein Schnellboot aus dem überdachten Kai geröhrt und hielt direkt auf das NUMA-Boot zu. Dirk beachtete es nicht und blieb mit unverminderter Geschwindigkeit auf Kurs.
»Irgendjemand ist da hellwach«, murmelte er. »Wir sind noch nicht mal bis auf eine Meile rangekommen. Die reagieren ein bisschen empfindlich, nicht wahr?«
Er sah, wie das Schnellboot abdrehte, als es näher kam, einen engen Kreis zog und sich dann längsseits neben das Forschungsboot legte. Drei Männer waren an Bord, die unverfängliche braune Wachschutzuniformen trugen. Doch die HK416-Sturmgewehre von Heckler & Koch, die die drei auf dem Schoß liegen hatten, waren alles andere als harmlos.
»Sie nähern sich einem Gewässer, das in Privatbesitz ist«, brüllte einer der Männer durch ein Megaphon. »Drehen Sie unverzüglich ab.« Einer seiner Begleiter, ein stämmiger Inuit mit Bürstenschnitt, winkte mit seinem Gewehr in Richtung Ruderhaus des NUMA-Bootes, um die Worte zu unterstreichen.
»Ich will bloß in der Bucht fischen«, rief Dirk zurück und deutete auf die Fahrrinne, die zum Kai führte. »An der Einmündung ist eine tiefe Stelle, an der es vor Silberlachsen nur so wimmelt.«
»Kein Fischfang«, plärrte es aus dem Megaphon. Der Typ mit dem Bürstenschnitt stand auf und richtete sein Gewehr kurz auf Dirk, dann bedeutete er ihm mit dem Lauf, dass er abdrehen solle. Dirk zog das Ruder lässig nach Steuerbord, winkte dem Schnellboot freundlich zu und tat so, als sei ihm die Drohung völlig gleichgültig. Als das Boot abdrehte, beugte sich Summer wie selbstverständlich über das Dollbord des Achterdecks und entnahm eine Wasserprobe.
»Was sollen diese starken Sicherheitsvorkehrungen?«, fragte Dirk Trevor, als sie die letzten paar Meilen nach Kitimat zurücklegten.
»Sie behaupten, sie wollen die technischen Einrichtungen auf ihrem Grund und Boden schützen, aber wer weiß? Das Unternehmen hat von Anfang an paranoide Anwandlungen an den Tag gelegt. Sie haben eigene Bauarbeiter mitgebracht und lassen die Anlage nur von ihren eigenen Leuten betreiben. Es sind hauptsächlich Tlingit, aber nicht aus dieser Gegend. Ich habe bislang noch nicht gehört, dass auch nur ein einziger Einheimischer dort eingestellt wurde. Dazu kommt, dass das Personal seine eigenen Unterkünfte auf dem Gelände hat. Sie lassen sich nie in der Stadt blicken.«
»Sind Sie mal in der Anlage gewesen?«
»Nein«, erwiderte Trevor. »Ich war nur vor der Inbetriebnahme damit befasst, als ich meine Gutachten über die Auswirkungen auf die Umwelt und dergleichen mehr abgefasst habe. Ich habe die Pläne überprüft und das Grundstück während der Bauarbeiten begangen, wurde hinterher aber nie wieder eingeladen, nachdem sie sämtliche Baugenehmigungen erhalten hatten. Als die Anlage den Betrieb aufnahm, habe ich ein paar Mal angefragt, ob ich sie besichtigen kann, aber ich habe von meinen Vorgesetzten nicht den Rückhalt bekommen, um weiter darauf zu drängen.«
»Ein einflussreicher Typ wie Mitchell Goyette kann an den richtigen Stellen eine Menge Angst schüren«, stellte Dirk fest.
»Da haben Sie Recht. Es gibt Gerüchte, wonach der Kauf des Baugrundes durch allerlei Zwangsmaßnahmen zustande kam. Die Baugenehmigung samt der Unbedenklichkeitserklärung, was die Umweltbelastung angeht, wurde im Handumdrehen erteilt, was hier in der Gegend nahezu unglaublich ist. Irgendwie und irgendwo wurden da ein paar Räder geschmiert.«
Summer unterbrach das Gespräch, als sie ins Ruderhaus kam und ein Reagenzglas mit Wasser hochhielt. »Der Säuregehalt ist normal, zumindest eine Meile von der Anlage entfernt.«
»Zu weit allerdings, als dass wir mit letzter Sicherheit eine Aussage machen könnten«, sagte Trevor und warf einen nachdenklichen Blick auf die Anlage.
Dirk wirkte
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