Polarsturm
hat«, sagte er.
»Pitt?«, fragte Goyette kopfschüttelnd. Der Name sagte ihm nichts.
»Er ist Direktor der National Underwater and Marine Agency, das ist eine amerikanische Meeresforschungsbehörde. Ich bin ihm in dem Forschungslabor in Washington kurz über den Weg gelaufen und habe noch bemerkt, dass er bei der Laborleiterin nach der Explosion gleich Erste Hilfe geleistet hat. Bei der Bergbaugenossenschaft in Ontario ist er dann auch wieder aufgetaucht, kurz nachdem ich diese Einträge an mich genommen hatte. Ich habe versucht, ihn auf der Rückfahrt in einen Unfall zu verwickeln, aber ein alter Mann hat ihm geholfen. Pitt weiß offensichtlich um die Bedeutung des Rutheniums für das Auslösen einer künstlichen Photosynthese.«
»Er könnte immerhin auch hinter Ihnen her sein«, sagte Goyette, über dessen Stirn sich in diesem Augenblick eine tiefe Falte zog.
»Damit werde ich mühelos fertig«, sagte Zak.
»Es ist vielleicht nicht ratsam, einen bekannten Regierungsvertreter in die Luft zu jagen. Von den Staaten aus kann er nichts unternehmen. Ich lasse ihn beschatten, nur um sicherzugehen, dass er dort bleibt. Außerdem müssen Sie sich in die Arktis begeben und die Royal-Geographical-Society-Inseln erkunden. Nehmen Sie einen Trupp Sicherheitsleute mit. Außerdem schicke ich Ihnen meine besten Geologen. Anschließend lassen Sie sich etwas einfallen, wie wir Mid-America aus dem Geschäft drängen können. Ich möchte, dass Sie das Ruthenium finden. Bringen Sie es in Ihren Besitz, egal, was es kostet. Alles.«
»Das ist der Mitchell Goyette, wie ich ihn kenne und schätze«, sagte Zak mit einem schiefen Grinsen. »Wir haben noch nicht über meinen Anteil gesprochen.«
»Im Moment sind das alles noch Luftschlösser. Zehn Prozent Gewinnanteil wären mehr als großzügig.«
»Ich dachte eher an fünfzig Prozent.«
»Das ist absurd. Ich komme für sämtliche Kosten auf. Fünfzehn Prozent.«
»Zwanzig müssen es schon sein.«
Goyette knirschte mit den Zähnen. »Verlassen Sie mein Boot. Und viel Spaß in der Kälte.«
40
Trotz Lorens Bitten, er solle im Bett bleiben und sich ausruhen, stand Pitt am nächsten Morgen in aller Frühe auf und zog sich für die Arbeit an. Seine Knochen taten ihm mehr weh als am Tag zuvor, und er bewegte sich langsam, bis seine Gelenke wieder geschmeidiger wurden. Er überlegte, ob er einen Tequila mit Orangensaft trinken sollte, um die Schmerzen zu betäuben, ließ es dann aber lieber sein. Die Verletzungen werden mir noch eine Zeit lang zu schaffen machen, dachte er und verfluchte das Alter und den Tribut, den es von ihm forderte.
Loren rief ihn ins Badezimmer, wo sie die Schramme an seinem Kopf säuberte und einen frischen Verband anlegte.
»Wenigstens wird sie von deinen Haaren verdeckt«, sagte sie und strich mit dem Finger über die diversen Narben an Pitts Brust und Rücken. Die zahlreichen Begegnungen mit dem Tod hatten ihre Spuren hinterlassen, sowohl körperlich als auch seelisch.
»Ein Glückstreffer am Kopf«, frotzelte er.
»Vielleicht hat er dich ja endlich mal zur Besinnung gebracht«, erwiderte sie und schlang die Arme um ihn. Pitt hatte Loren zwar von den Ereignissen in Ontario erzählt, aber mit keinem Wort erwähnt, dass der Erdrutsch kein Zufall gewesen war. Sie reckte sich und küsste ihn behutsam auf den Kopf, dann erinnerte sie ihn daran, dass er versprochen hatte, sie später zum Mittagessen auszuführen.
»Ich hole dich um zwölf ab«, sagte er.
Um acht war er in seinem Büro und nahm an zwei Besprechungen über bevorstehende Forschungsprojekte teil, bevor er Dan Martin anrief. Der FBI-Direktor klang sichtlich aufgeregt, als Pitt sich meldete.
»Dirk, dein Tipp gestern war gut. Du hattest Recht, der Hausmeisterdienst im Labor der George Washington University ist abends im Einsatz. Wir haben uns das Überwachungsvideo des Labors angesehen und eine gute Aufnahme von deinem merkwürdigen Hausmeister gefunden. Er passt genau auf die Beschreibung.«
Als er in der Flughafenlounge in Elliot Lake gesessen hatte, war Pitt endlich eingefallen, weshalb ihm der Mann, dem er bei der Bergbaugenossenschaft begegnet war, so bekannt vorkam. Er und der Hausmeister, der ihm beim Betreten des Labors entgegengekommen war, waren nämlich ein und dieselbe Person.
»Habt ihr ihn identifizieren können?«, fragte Pitt.
»Nachdem wir die Bestätigung hatten, dass er nicht zum Wartungspersonal und Hausmeisterdienst gehört, haben wir sein Foto über die Datenbank des
Weitere Kostenlose Bücher