Pole Position: Sebastian Vettel - sein Weg an die Spitze (German Edition)
er nicht nur sich um viele Punkte gebracht: Er hat auch noch das Auto des Schwester-Teams ins Aus gerissen. Was Webber von der Aktion hält, ist deutlich zu hören. Er kocht vor Wut. Er nennt Vettel »ein Kind mit nicht genug Erfahrung«. Lobt ihn höhnisch: »Da hat er einen sehr guten Job gemacht.« Und sagt: »Meiner Meinung nach hat er heute eine sehr lehrreiche Lektion gelernt.« Wut, Zynismus, Oberlehrer-Attitüden: Auf Sebastian Vettel prasselt Kritik in all ihren Erscheinungsformen nieder. Auch das Team ist verständlicherweise wenig erfreut. Regen, Turbulenzen – das sind genau die Bedingungen, in denen es über seine Außenseiter-Rolle hinauswachsen kann. Deswegen waren ja auch die Ausrutscher von Liuzzi und Speed im Platzregen auf dem Nürburgring so ärgerlich gewesen. Im Gegenschnitt zu dem, was nach den Unfällen beim Großen Preis von Europa geschah, zeigt sich aber recht deutlich, was sich seitdem verändert hat: Anders als Speed sucht Sebastian Vettel keine Ausreden. Er versucht nicht, von seinem Fehler abzulenken oder ihn irgendwie zu relativieren. »Shit, I crashed into Mark«, funkt er noch von der Unfallstelle. Zurück an der Box, dauert es einige Minuten, bis er den Helm abnimmt. Es ist zu sehen: Er ist selbst von sich enttäuscht. Anschließend entschuldigt er sich bei Webber. Und nicht nur bei ihm. Zu den eigenen Fehlern stehen, auch wenn die nicht so bedeutend sind – dieses Muster hat er schon bei seinem ersten Rennen für Toro Rosso gezeigt, in der Qualifikation in Ungarn, als er auf der entscheidenden Runde mit einem Fahrfehler einige Zehntelsekunden verspielte. Auch deshalb versichert Teammanager Franz Tost in Japan: »Ein Fehler wie seiner unterläuft selbst erfahreneren Piloten. Unverändert freue ich mich darauf, in der Zukunft mit ihm zu arbeiten.« Das sind nette Worte, aber eines können sie nicht bemänteln: Der Fehler erhöht den Druck auf Sebastian Vettel. Beim nächsten Mal wird er noch genauer beobachtet werden, vor allem im Regen. Das nächste Rennen findet nur sieben Tage später statt. In Shanghai. Und wieder regnet es. Sebastian Vettel und seine Crew pokern: Geplant ist nur ein Boxenstopp. Das ist gewagt. Während des Rennens wird das Wetter besser. Sebastian Vettel lässt Trockenreifen aufziehen. Auch das ist gewagt. Denn kurz danach setzt wieder Regen ein. Doch Sebastian Vettel hat Glück: Der Regen bleibt nicht lange. Und er selbst zeigt Außergewöhnliches: Auf den Trockenreifen bleibt Sebastian Vettel in der Spur. Nach 56 Runden wird er als Vierter abgewunken. Es sind die ersten Punkte für Toro Rosso. Und es ist ein eindeutiges Zeichen: Unter besonderen Umständen ist mit dem Neuling zu rechnen. Auch, wenn sein Auto nicht zu den stärksten gehört.
Unter Champions
Er ist noch kein Champion. Aber trotzdem gehört Sebastian Vettel schon dazu. Mitte Dezember findet das Race of Champions statt, ein Spaß-Rennen, zu dem die Veranstalter prominente Rennfahrer einladen und mit dem das Motorsportjahr ausklingt. Seit 1988 gibt es die Veranstaltung, seit 1999 gibt es eine Nationenwertung. Die Spielregeln sind nicht allzu kompliziert: Die Fahrer treten in unterschiedlichen Autos in einem Ausscheidungsfahren gegeneinander an. Rund geht es parallel zueinander auf einem speziell abgesteckten Kurs in einer großen Arena. Schauplatz für das Race of Champions 2007 ist das Wembley Stadion. Deutschland repräsentieren zwei, die sich gut kennen: Sebastian Vettel und Michael Schumacher. Der eine ist zwanzig, der andere achtunddreißig. Der eine ist gerade erst zum Formel-1-Stammfahrer aufgestiegen, der andere ist vor einem Jahr als Ferrari-Formel-1-Fahrer zurückgetreten. Trotz der offensichtlichen Unterschiede harmonieren sie gut. In der Nationenwertung schaffen sie es ins Finale gegen Finnland. Dort patzt Schumacher: Gegen Heikki Kovalainen würgt er seinen Fiat Grande Punto Super 2000 am Start ab. 0:1. Sebastian Vettel steht unter Druck. Mit Rallye-Weltmeister Marcus Grönholm muss er sich ausgerechnet in dessen Dienstwagen messen, einem Ford Focus WRC . Sebastian Vettel glückt ein knapper Sieg. 1:1. Es kommt zum Tie-Break zwischen Sebastian Vettel und Kovalainen in einem Geländewagen-Buggy mit frei stehenden Rädern. Sebastian Vettel gewinnt. Und strahlt: »Ich bin total glücklich, dass ich mit Michael diesen Erfolg feiern kann.« Die beiden kennen sich. Und nicht nur das. Sie schätzen sich schon lange. Die Nähe ist in Kerpen gewachsen, auf der Kartbahn, auf der beide
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