Pole Position: Sebastian Vettel - sein Weg an die Spitze (German Edition)
absolviert: Es ist die schlechteste Bilanz aller 22 Teilnehmer. Und es kommt noch schlimmer. Viertes Rennen, vierter Ausfall: In Barcelona gerät Sebastian Vettel erneut mit Adrian Sutil aneinander. Die Begegnung bedeutet wieder das Aus. Sebastian Vettel ist genervt. »Ein hirnloses Manöver«, blafft er über Sutils Linienwahl. Zum fünften Rennen in der Türkei soll das neue Auto fertig sein. Aber das Debüt muss erneut verschoben werden. Die Radaufhängungen fehlen, und ohne geht es schlecht. Im alten Auto schafft es Sebastian Vettel tatsächlich ins Ziel. Aber wie! Kurz nach dem Start bremst ihn ein Plattfuß, und er muss einen ungeplanten Boxenstopp einlegen. Beim ersten geplanten Boxenstopp fließt dann kein Benzin, und er muss zu einem zweiten Halt kommen. Mit vier Ausflügen zur Box wird Sebastian Vettel am Ende Siebzehnter, überrundet, Letzter. Ein Tiefpunkt. Die Strähne zerrt an den Nerven. Wenig Vertrauen ins Auto, wenig Vertrauen ins Team, wenig Selbstvertrauen. Der Vergleich mit Teamkollege Sébastien Bourdais fällt auch nicht eindeutig aus. In der Startaufstellung stand Sebastian Vettel dreimal vor dem Franzosen und zweimal hinter ihm. Es ist eine Spirale, die nicht nach oben weist. Und als Nächstes steht das Rennen in Monte Carlo an. Ausgerechnet.
Leitplanken-Küsse
Nirgendwo ist die Formel 1 verrückter. Nirgendwo die Chance, einen Fehler zu begehen, größer. Auf den neuen Strecken sind die Kurven bloß Nummern, in Monte Carlo sind sie Legenden: Sainte-Devote, Beau Rivage, Casino, Mirabeau, Loews, Portier, Chicane, Tabac, Piscine, Rascasse. Jede eine Gelegenheit für einen Fehler. Die Fahrer kommen mit Freude. Und mit Achtung. Alle. Michael Schumacher sagt: »Das ist eine verrückte Herausforderung. Es ist ein Leitplankengeschlängel, durch das wir uns wühlen.« Fernando Alonso sagt: »Die ersten Runden sind beeindruckend. Wir sind es nicht gewohnt, mit so einer Geschwindigkeit an Häusern vorbeizufahren. Jeder braucht drei, vier Runden, um sich daran zu gewöhnen.« Reifen und Planken begrenzen die Strecke. Auslaufzonen? Gibt es nicht. Mark Webber sagt: »Es ist mental anstrengend, weil es kaum Spielraum für Fehler gibt. Die Leitplanken scheinen auf jeden Schnitzer zu warten.« David Coulthard sagt: »Um in Monaco schnell zu sein, muss dein Hinterreifen an einigen Stellen die Leitplanke küssen.« Pro Runde können die Piloten nur zu 50 Prozent Vollgas geben, statt über 300 Kilometer geht die Fahrt nur über 260. In Monaco gewinnt nicht immer das schnellste Auto. Gutmütig sollte es sein. »Dein Auto darf dich hier nie überraschen«, hat Jackie Stewart gesagt und Jacques Villeneuve: »Wenn einem das Auto nicht passt wie eine zweite Haut, macht es keinen Spaß.« Ausgerechnet in Monte Carlo ein neues Auto zu bringen: Das gleicht einem Roulette-Spiel mit besonders hohem Einsatz.
Die Kisten, in denen die Ersatzteile für den neuen Toro Rosso lagern, sind nicht wirklich gut gefüllt. Und das Wochenende beginnt mies für Sebastian Vettel. Vorletzter im ersten Training, Letzter im zweiten. Drei Sekunden Rückstand auf den Schnellsten. Und in der Startaufstellung wegen eines Getriebewechsels dann auch noch um fünf Positionen auf den vorletzten Platz strafversetzt. Es sieht nicht so aus, als könne Sebastian Vettel viel für sein Selbstvertrauen tun. Erst der Regen bringt die Wende. In der Einführungsrunde kommt er. Als das Feld auf die Reise geht, ist er da. Wer nicht in der ersten Reihe steht, fährt in eine Gischtwolke. Viele kommen nicht weit. Nass sind die Straßen des Fürstentums noch einmal eine ganz andere Herausforderung. Sebastian Vettel fährt zum ersten Mal mit einem Formel-1-Auto auf diesen Straßen. Und das mit einem für ihn neuen Formel-1-Auto. Nach dem ersten Trainingstag hat er dessen Abstimmung stark verändern lassen. Von Samstag auf Sonntag wurde noch einmal nachjustiert. Dämpfer, Federn, Flügel, Sturz: Am Sonntag passt alles. Nur ein Boxenstopp. Bei dem lässt Sebastian Vettel Trockenreifen aufziehen. Danach ist er einer der Schnellsten auf der Strecke. Stück für Stück arbeitet er sich nach vorne. 76 Runden lang. Dann ist er im Ziel. Und Fünfter. Ein starkes Ergebnis. Und ein Wendepunkt.
Die Beförderung
Beim Großen Preis von Kanada in Montreal setzt Sebastian Vettel sein neues Auto im Training am Samstagvormittag gegen die Mauer. Der Schaden ist so groß, dass er sich bis zur Qualifikation nicht beheben lässt. Erst zum Rennen. Sebastian Vettel startet aus der
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