Pole Position: Sebastian Vettel - sein Weg an die Spitze (German Edition)
begannen. Einfache Verhältnisse, früh auf Förderer angewiesen, durch Fleiß zum Erfolg: Auch die ähnliche Sozialisation schafft eine Basis. Seit Jahren schaut der Junge bewundernd zu Schumacher auf – und er schaut sich vieles ab. Dass Schumacher nie mit sich zufrieden ist, zum Beispiel. Dass Schumacher nicht nur viel Talent hat, sondern auch sehr hart arbeitet. Dass Schumacher sich, wenn nötig, wie eine Maschine konzentrieren kann. Dass er sein Leben so organisiert, dass er all seine Kraft für die Rennen bündelt. Michael Schumacher ist für Sebastian Vettel stets ein Fixpunkt gewesen, einer, an dem er sein eigenes Tun ausrichten kann. Es geht nicht darum, ihn zu kopieren, aber die ein oder andere Inspiration kann er sich doch holen – und den ein oder anderen Tipp, fürs Fitnesstraining zum Beispiel: Auf Schumachers Rat hat er beispielsweise das Kraulschwimmen in seine Routine aufgenommen. Der Ältere wiederum gewährt solche Einblicke gerne. Schumacher ist angetan davon, wie Sebastian Vettel bei jedem Karriereschritt Entschlossenheit und Unbekümmertheit verbindet, eine Leichtigkeit hat, die ihm selbst oft schwerfiel. Mit öffentlichen Äußerungen hält er sich aber lange bewusst zurück. Er weiß, welche Erwartungslast er aufbauen kann, wenn er, der Über-Autofahrer, sagt: Das ist einer, auf den ihr aufpassen solltet! Und mit anderen verglichen zu werden, hat er selbst auch nie gemocht. Der Auftritt 2007 in Wembley ist der erste in einer längeren Reihe. Im Jahr darauf wird den beiden an gleicher Stelle die Titelverteidigung glücken. 2009 sind sie in Peking erfolgreich, Ende 2010 und Ende 2011 jeweils in Düsseldorf. Als Duo sind Sebastian Vettel und Michael Schumacher kaum zu schlagen. Wie es alleine weitergeht? »Dass er Talent hat, hat er schon des Öfteren gezeigt. Dass man in der Formel 1 zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein muss, hat er in diesem Jahr auch geschafft. Im Toro Rosso hat er Dinge gezeigt, die man vorher nicht unbedingt hätte erwarten können«, sagt Michael Schumacher in Wembley über Sebastian Vettel: »Jetzt warten wir mal ab, wie er sich nächstes Jahr schlägt.«
Schleudertrauma
Die Saison 2008 bringt für alle Fahrer eine Neuerung: Die Traktionskontrolle wird verboten. Die war eine feine Sache. Neigten die Räder zum Durchdrehen, nahm die Elektronik automatisch Gas weg. Das Auto blieb in der Spur. Mit dem rechten Fuß mussten die Fahrer folglich nicht sehr sensibel sein. Am Ende einer Kurve traten sie das rechte Pedal schwungvoll ganz durch – um die richtige Dosis Schub kümmerte sich dann die Technik. Formel-1-Fahrer sind gewohnt, sich anzupassen: Von Rennen zu Rennen werden die Autos weiterentwickelt, und das Fahrverhalten verändert sich. Außerdem gibt es kaum einen anderen Sport, in dem sich die Regeln ähnlich häufig ändern: Stillstand gibt es auch auf diesem Gebiet selten. Wer gut bleiben will, muss deshalb flexibel sein. Den einmal eingeübten Stil durchzuziehen – das funktioniert nicht. Wie schwer sich damit auch manch Meister des Metiers tut, ist bei den ersten Testfahrten ohne Traktionskontrolle im Januar 2008 zu sehen. Lewis Hamilton, der Shooting-Star des Jahres 2007, kreiselt munter vom Asphalt. Auch Nico Rosberg, der zuvor noch tönte, allzu gravierend werde die Umstellung schon nicht sein, muss erkennen: Sie ist es doch. »Ich habe mich schneller gedreht, als ich denken konnte«, beschreibt er seinen ersten Ausflug ohne Traktionskontrolle. Routinier David Coulthard, der bei Red Bull seine letzte Saison angehen darf, warnt sogar: Im Regen könne es ohne die Fahrhilfe gefährlich werden.
Ernüchterung
Für Sebastian Vettel beginnt das Jahr mit einer Ernüchterung. Adrian Newey war nicht schnell genug. Toro Rosso muss die Saison mit dem Vorjahreswagen beginnen. Erst nach einigen Rennen wird es den neuen geben. Es bleibt nicht bei diesem einen Dämpfer. Beim Saisonauftakt in Melbourne gibt es am Start ein Problem mit einem Sensor, Sebastian Vettel zuckelt bloß los, in der ersten Kurve gerät er in eine Kollision, die das Aus bedeutet. Beim zweiten Rennen in Malaysia bricht nach 39 von 56 Runden ein Auspuffkrümmer, die heißen Dämpfe legen erst die Hydraulik lahm und lassen den Motor schließlich in Flammen aufgehen. Beim dritten Rennen in Bahrain gerät Sebastian Vettel in der ersten Runde mit Adrian Sutil im Force India so aneinander, dass sein Bolide nicht mehr zu bewegen ist. Drei Rennen, drei Ausfälle. Von 171 zu fahrenden Runden nur 39
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