Polgara die Zauberin
um die Ecke bringen.«
»Wie lange dauert so etwas wohl, Polly?« fragte Asrana mich.
»Ich würde ihm noch sechs Monate geben«, antwortete ich. »Das Weiße in seinen Augen ist bereits gelb geworden. Seine Leber verwandelt sich in Stein. Über kurz oder lang wird er anfangen zu toben, und dies wird der geeignete Zeitpunkt sein, seine Getreuen ins Kloster zu führen und ihn ihnen zu präsentieren. Laßt sie seinen Zustand mit eigenen Augen sehen.«
»Seid Ihr diejenige, die den Zustand seiner Leber verschlechtert, Polly?« fragte Asrana.
»Nein. Das hat er ganz allein selbst geschafft«
»Tut der Wein das den Leuten wirklich an?«
»Aber ja, Liebes. Ihr solltet einmal darüber nachdenken.«
»Vielleicht trete ich lieber ein bißchen kürzer«, gab sie mit besorgt gerunzelter Stirn zurück.
» Ich würde es tun an Eurer Stelle. Aber es ist schließlich Eure Leber. So, und jetzt möchte ich, daß Ihr beide Euch unter Eure ›Patrioten‹ mischt. Schärft ihnen ein, daß wir dies alles nur mit höchstem Bedauern in die Wege leiten. Wir wollen es nicht tun, aber wir haben keine Wahl. Unsere Revolution erwächst aus unserer Liebe zu Asturien.«
»Das entspricht aber nicht ganz der Wahrheit, Lady Polgara«, wandte Mangaran freimütig ein.
»Dann lügt ein bißchen. Gute Politik basiert immer auf Lügen. Wenn Ihr die entsprechenden Reden haltet, postiert stets Leute in der Menge, die den Jubel anstimmen. Überlaßt nichts dem Zufall.«
»Ihr seid eine schreckliche Zynikerin, Polly«, klagte Asrana.
»Möglich, aber damit kann ich leben. Also vorwärts jetzt. Nachdem der Herzog sicher ins Kloster gesteckt worden ist, redet mit einigen der hiesigen Barone. Bis zum Morgengrauen möchte ich jede Menge Bewaffnete in den Straßen von Vo Astur sehen. Mahnt die Barone zur Vorsicht. Ich will, daß ihre Truppen sich zivilisiert benehmen. Keine Plünderungen, keine Morde, keine Brandschatzungen, keine gelegentlichen Vergewaltigungen. Sie sind da, um die Ordnung aufrechtzuerhalten, und zu nichts sonst. Ich bestimme, was ordnungswidrig ist. Laßt uns der Opposition keinen Vorwand für eine Konterrevolution liefern. Oh, noch eins. Morgen früh wird ein alter Mann mit weißem Haar, gekleidet in eine weiße Robe, hier in den Palast kommen. Er wird eine Rede halten, und ich will, daß alle hier bei Hofe erscheinen – nüchtern oder betrunken –, um sich die Rede anzuhören. Er wird jedem kund tun, daß die Ereignisse dieser Nacht auf seine spezielle Anordnung hin erfolgt sind. Ich glaube nicht, daß wir danach noch irgendwelche Schwierigkeiten bekommen werden.«
»Wer in aller Welt verfügt denn über eine solche Autorität?« wunderte Mangaran sich mit leicht erschrockener Miene.
»Mein Vater natürlich.«
»Der Heilige Belgarath persönlich?« Asrana starrte mich mit offenem Mund an.
»Mit dem ›heilig‹ würde ich warten, bis Ihr ihm begegnet seid, Liebes«, riet ich ihr. »Und ich würde ihm an Eurer Stelle nicht den Rücken zuwenden. Er hat viel für die Damenwelt übrig und es fällt ihm schwer, seine Hände bei sich zu behalten.«
»Wirklich?« meinte sie schelmisch. »Was für eine interessante Vorstellung.« Wie es aussah, war Asrana schlimmer, als ich gedacht hatte.
»Habt Ihr meinen Bogenschützen beschafft, Mangaran?« wollte ich vom Grafen wissen.
»Jawohl, Lady Polgara«, entgegnete er. »Er heißt Lammer und trifft auf hundert Schritt durch ein Nadelöhr.«
»Gut. Ich werde mit ihm reden, ehe wir losschlagen.«
»Ach –«, machte Mangaran ein wenig zögernd, »wann genau wird das denn sein, Lady Polgara?«
»Wenn ich am heutigen Abend den Thronsaal betrete, Lord Mangaran. Das wird unser Zeichen zum Losschlagen sein.«
»Ich werde auf Euch achten«, versprach Mangaran.
»Tut das. Und nun an die Arbeit.«
Ich wartete noch im Garten, bis sie gegangen waren. »In Ordnung, Vater«, sagte ich, an einen Zierzitronenbaum gewandt. »Du kannst jetzt herunterkommen.«
Er sah ein bißchen töricht aus, nachdem er heruntergeflattert war und seine wahre Gestalt angenommen hatte. »Woher wußtest du, daß ich in der Nähe war?« wunderte er sich.
»Ermüde mich nicht, Vater. Du weißt sehr genau, daß du dich nicht vor mir verstecken kannst. Ich weiß immer, wenn du in der Nähe bist.« Ich legte eine Pause ein. »Nun? Was hältst du davon?«
»Ich glaube, du riskierst eine Menge und gehst übereilt vor.«
»Ich muß schnell sein, Vater. Ich weiß nicht, was dieser Murgo noch in der Hinterhand hat.«
»Das ist genau der Schwachpunkt.
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