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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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nicht, Pol«, gestand er.
»Ich spreche nicht von diesem belanglosen Krieg, Liebster«, versetzte ich ziemlich selbstgefällig. »Dieses ›Geliebte‹, welches Euch soeben entfleuchte, klang für mich sehr nach Kapitulation. Warum begeben wir uns nicht an einen passenderen Ort und erörtern die Angelegenheit ausführlicher?«
Deutlicher kann man kaum werden, nicht wahr?
Er küßte mich zärtlich, und ich gestehe, daß ich um ein Haar in seinen Armen in Ohnmacht gefallen wäre. Doch dann, mit einem Blick übermenschlichen Edelmuts, löste er sanft meine Arme von seinem Hals. »Die Erregung des Augenblicks hat, so will mir scheinen, unser beider Blut über die Grenzen des Schicklichen und Geziemenden hinaus in Wallung versetzet, liebste Polgara«, erklärte er nicht ohne ein gewisses Bedauern. »Lasset uns nicht Empfindungen anheimfallen, die aus der Aussicht auf den bevorstehenden Krieg geboren sind. Ich will nun zu Pferde, um Eure gefährliche Nähe zu fliehen. Gen Seline muß ich, um unsere Verteidigung in die Wege zu leiten, und die kühle Nachtluft wird vielleicht die ungebührliche Hitze dämpfen, die mein Blut entflammt. Lebewohl, Geliebte. Lasset uns diese Angelegenheit ein andermal erörtern.«
Und er drehte sich um und verließ den Raum.
»Ontrose!« schrie ich ihm hinterher. »Du kommst jetzt sofort zurück!«
Ihr werdet es nicht glauben, aber er mißachtete meinen Befehl.
Ich befand mich in meiner eigenen Bibliothek, und viele der Gegenstände dort waren mir teuer. Ich verließ den Raum ziemlich schnell und stapfte durch die Eingangshalle in die Küche, wo ich Dinge gegen die Wand zu schmeißen begann.
Malon Killaneson, mein Seneschall, kam herbeigerannt »Euer Gnaden!« rief er aus. »Was tut Ihr denn da?«
»Ich zerschlage Geschirr, Malon!« brüllte ich zurück, »Und du machst jetzt besser, daß du hier rauskommst, denn ich bin drauf und dran, Menschen hinterherzuwerfen!«
Er floh.
Am folgenden Morgen verwandelte ich mich nach einer schlaflosen Nacht wieder in den Falken. Mit großer Willenskraft widerstand ich dem Drang, Ontrose nachzujagen und ihn von seinem Pferd zu zerren. Statt dessen flog ich südwärts. Ich mußte mich dringend ablenken, und außerdem war es wichtig, Herzog Andrion auf dem laufenden zu halten.
Ich traf Andrion auf den Stadtmauern an. Er war in voller Rüstung. Ich flatterte mit den Flügeln, glitt in den Schatten hinter einem vorspringenden Strebepfeiler und nahm wieder meine eigene Gestalt an. Wenn es nicht absolut notwendig ist, versuche ich das nicht in Gegenwart von anderen zu tun. Ich hatte Andrion in letzter Zeit nicht mehr geprüft, so daß ich mir nicht hundertprozentig sicher sein konnte, daß sein Herz noch rein war. Dann trat ich hinter dem Strebepfeiler hervor. »Guten Morgen, Andrion«, begrüßte ich ihn.
Er wirkte überrascht. »Mich dünkte, es sei Euer Willen gewesen, Euch gen Norden zu begeben, Polgara. Was hat Euch aufgehalten?«
»Ich bin bereits im Norden gewesen, Andrion«, eröffnete ich ihm. »General Halbren ist auf dem Marsch, und Graf Ontrose reitet unverzüglich nach Seline. Alles verläuft nach Plan. Wenn Garteon Seline erreicht, erwarten wir ihn schon. Was macht Ihr in dieser dummen Rüstung?«
»Mir will es scheinen, als wäret Ihr heute morgen ein wenig unpäßlich, Polgara.«
»Wahrscheinlich habe ich etwas Falsches gegessen. Was macht Ihr?«
»Posieren, Pol, nur posieren. Jetzt, da sowohl Lathan als auch Ontrose anderweitig beschäftigt sind, ist mir der Befehl über die hiesige Garnison zugefallen. Ich habe mich also in Schale geworfen, und nun posiere und gestikuliere ich hier auf den Wällen und versichere den guten Bürgern von Vo Wacune, daß sie keine Angst zu haben brauchen, wo doch ›ein solch mächtiger Recke zwischen ihnen und den üblen Asturiern steht‹.«
»Aber es macht auch Spaß, nicht?«
»Ach –«, antwortete er ein bißchen wegwerfend, und wir mußten beide lachen.
»Laßt uns in den Palast zurückgehen, Pol«, schlug er vor. »Ich habe mich für den heutigen Morgen hinreichend gezeigt und auf den Duft, der diesem Eisengewande entsteigt, kann ich gut verzichten.«
»Das sollten wir wohl«, stimmte ich ihm zu, » falls Ihr versprecht, auf der windabgewandten Seite zu gehen.«
Nachdem wir in den Palast zurückgekehrt waren und Andrion sich seiner stählernen Rüstung entledigt hatte, gingen wir in sein Arbeitszimmer, um die Lage zu erörtern.
»Es klingt möglicherweise, als wiederhole ich mich, Andrion«, begann ich, »aber

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