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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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vor Muros begannen wacitische Flüchtlinge über die Grenze zu strömen, und es fiel mir recht schwer, für alle Unterkünfte und genügend Nahrungsmittel bereitzustellen. Malon ersetzte mir Augen und Ohren – und Hände –, so daß er in jenem Winter der meistbeschäftigte Mann Erats war. Wir errichteten neue Dörfer – hauptsächlich auf meinen eigenen Gütern –, und meine Kornspeicher lieferten die Nahrung. Lebensbedingungen und Ernährung waren nicht eben luxuriös, aber meine neuen Untertanen kamen durch den Winter. Malon hatte vorausgesagt, daß wacitische Flüchtlinge eines gewissen Alters darauf brennen würden, sich meinem Heer anzuschließen, und er sollte in diesem Punkt recht behalten. Ich wies Halbren an, sie in neuen Bataillonen zusammenzufassen, die von Offizieren der ehemaligen wacitischen Armee geführt wurden. Diese Offiziere übernahmen die Aufgabe, die neuen Rekruten auszubilden, und das gab Halbren und meinen anderen Generälen freie Hand, meine Südgrenze zu verteidigen.
Obwohl die fortgesetzte Überwachung durch meinen Vater mich mehr oder weniger an die ehemalige Hütte meiner Mutter fesselte, vervollkommneten Malon und ich unsere besondere Form der Verständigung mehr und mehr. Als wir das Hauptquartier der Südarmee in Muros errichtet hatten, hatte ich einige Dinge mit unserem ›verzauberten Raum‹ angestellt, die es einigen weiteren Auserwählten ermöglichten, sich ebenfalls direkt mit mir zu verständigen – nur für alle Fälle. Ich bin mir sicher, daß Vater oder einer der Zwillinge, die sich in der Nähe versteckt hielten, um mich zu beobachten, überzeugt waren, die Geschehnisse in Vo Wacune hätten mich abgestumpft. In Wahrheit jedoch war der leere Ausdruck auf meinem Gesicht für gewöhnlich nur ein Zeichen dafür, daß ich in ein Gespräch mit Malon oder einem meiner Generäle vertieft war.
Die wacitischen Patrioten auf der anderen Seite des Camaarflusses fuhren natürlich fort, Asturier zu ermorden, aber, was noch viel wichtiger war, sie erstatteten uns auch Bericht über asturische Truppenbewegungen und militärische Operationen. Ich wußte wahrscheinlich besser über Aufbau und Stärke von Garteons Truppen Bescheid als er selbst. Mein wahrer Vorteil indes war strategischer Natur. Ich entschloß mich, meinen in der Schlacht bei Muros errungenen Sieg nicht auszunutzen, indem ich in Asturien oder dem einstigen Wacune einfiel. Es bestand keinerlei Notwendigkeit dazu, denn ich bekam ohnehin alles, was ich wollte, ohne einen Finger zu rühren. Die Massenauswanderung wacitischer Flüchtlinge entvölkerte Nordwacune wirkungsvoll und ohne Leibeigene, die seine Äcker bestellten, brachte Garteons Eroberung ihm nicht das geringste ein. Alles, was er für seinen ungeheuren Aufwand erhielt, waren menschenleere Wälder und ungepflügte, von Unkraut überwucherte Felder. Meine wacitischen Spione hielten mich über asturische Truppenbewegungen auf dem laufenden, so daß ich immer darauf vorbereitet war, wenn Garteon eine weitere Flußüberquerung in Angriff nahm. Es dauerte nicht lange, und asturische Soldaten – und schließlich auch asturische Generäle – begannen von ›Hexerei‹ und anderen Abwegigkeiten zu munkeln, und auch das wirkte sich zu meinem Vorteil aus. Nachdem meine Streitmacht einige zögerliche Versuche zur Flußüberquerung zurückgeschlagen hatten, gewannen die Asturier die feste Überzeugung, die ›Hexenfrau von Muros‹ kenne ihre geheimsten Gedanken. In den asturischen Rängen brach eine plötzliche Epidemie von Zaghaftigkeit aus. Ich bin mir ziemlich sicher, daß Garteons zahmer Grolim es besser wußte, aus irgendeinem Grund jedoch nicht in der Lage war, die asturische Armee davon zu überzeugen, daß ich sie nicht mit einer Handbewegung in ein Heer von Kröten verwandeln konnte. Die Legende von ›Polgara der Zauberin‹ war zu tief im arendischen Bewußtsein verankert, als daß so etwas Banales wie Spott sie hätte entzaubern können.
Dann hatten wir auch noch eine wahre Glückssträhne. Wären Garteon und sein Grolim in Vo Astur geblieben, hätten wir keine Möglichkeit gehabt, sie zu fassen, aber schließlich mußte Garteon einfach einen Blick auf das werfen, was seine Armee Vo Wacune angetan hatte. Hämische Siegesfreude ist wahrscheinlich nur allzu menschlich, aber sie kann manchmal ganz schön gefährlich sein. Es war ungefähr ein Jahr nach der Schlacht von Muros, im Herbst 2944, als der Herzog von Asturien und sein angarakanischer Freund Vo Astur

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