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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Jahrhunderte als Herzogin von Erat nicht nur eine Vorbereitung auf jene endlose Reihe von Beerdigungen war, die ich im Zuge jener selbstgewählten Aufgabe ertragen mußte. Ich hatte Killane und Asrana und Malon und Ontrose verloren, und dort, in jenem Haus am See, wartete ich geduldig darauf, daß ich Geran und Eldara verlieren würde, um weitermachen zu können.

Prinz Geran von Riva verschied 4066 im Schlaf, nicht lange nach seinem siebzigsten Geburtstag. Sein Tod kam nicht unerwartet, denn sein Verfall während der letzten Jahre war unaufhörlich fortgeschritten. Wir betrauerten ihn, und ich bin froh sagen zu können, daß kein einziges Mitglied unserer kleinen Familie freudig verkündete, ›es sei besser so‹. Diese besonders hohlköpfige Plattheit macht mich immer so wütend, daß ich um mich schlagen könnte. Ich bin schließlich Ärztin, und der Tod ist mein Feind, nicht mein Freund.
Wir begruben Geran auf demselben Hügel, wo Killane ruhte, und danach kehrten wir in das nun leerer wirkende Haus zurück.
Zwei Jahre später folgte Eldara ihrem Mann, und ich begann der übrigen Familie behutsam anzudeuten, daß wir möglicherweise darüber nachdenken sollten, wieder in die Welt hinauszugehen.
Ich ließ ihnen ein Jahr Zeit um darüber nachzudenken, und dann, eines Sommerabends nach dem Essen, als wir alle auf der Terrasse saßen, sprach ich es offen aus: »Wo sollen wir eurer Meinung nach hingehen?« fragte ich sie.
»Heim natürlich«, antwortete Alnana rasch.
»Ich glaube, das wäre keine gute Idee, Liebes.«, widersprach ich ihr. »Dort warten vermutlich schon unsere Feinde auf uns.«
»Aber all meine Schwestern leben in Muros«, sagte sie empört.
»Ein Grund mehr, um nicht dorthin zurückzukehren«, beharrte ich. »Murgosische Meuchelmörder pflegen jeden umzubringen, der ihnen unter die Augen kommt, wenn sie einmal mit dem Töten begonnen haben. Wenn wir nach Muros zurückgehen, könnten wir deine Schwestern – und ihre Familien ebenfalls – sehr wohl in tödliche Gefahr bringen.«
»Du meinst, ich werde sie nie wiedersehen?« schrie sie.
»Du weißt wenigstens, daß sie am Leben sind, Alnana«, entgegnete ich.
»Um möglichst weit von Muros wegzukommen, sollten wir nach Camaar gehen – oder nach Darine«, schlug Davon vor.
»Nicht Camaar«, erklärte ich.
»Warum nicht?«
»Dort halten sich zu viele Menschen fremder Abstammung auf. Wir versuchen den Murgos aus dem Weg zu gehen, nicht, ihre Nähe zu suchen.«
»Dann also Darine?« meinte Alten.
Ich schürzte die Lippen. »Das dürfte das Beste sein. In Darine wimmelt es nur so von Alornern, und Alorner haben von Geburt an gewisse Vorurteile.«
»Ach?«
»Sie hassen instinktiv alle Murgos. Rassenvorurteile sind dumm und kein sonderlich anziehender Charakterzug, aber manchmal können sie nützlich sein. Ich bin sicher, daß es nette Murgos gibt – irgendwo in der Welt –, aber diejenigen, denen wir hier im Westen begegnen, gehören aller Voraussicht nach nicht dazu. Immer, wenn ihr einen Murgo westlich der Ostkliffs und nördlich von Sthiss Tor seht, könnt ihr mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, daß er euch umbringen will.«
»Was ist mit den anderen Angarakanern?« wollte Alten wissen.
»Die Malloreaner leben auf der anderen Seite des Meers des Ostens, und sie erhalten ihre Befehle von Urvon, nicht von Ctuchik. Thulls sind zu dumm, um eine wirkliche Bedrohung darzustellen, und die Nadraker sind ein Rätsel. Niemand kann je mit Sicherheit sagen, auf wessen Seite ein Nadraker gerade steht. Ctuchik verläßt sich fast ausnahmslos auf die Murgos – besonders auf die Dagashi. Sie sind diejenigen, auf die wir achten müssen. Aber unter all den vielen Alornern wird jeder Murgo in Darine vollauf damit beschäftigt sein, am Leben zu bleiben. Uns zu ermorden hat er gar keine Zeit.«
Und so geschah es, daß wir im Spätherbst des Jahres 4068 ein paar ›vernünftige‹ Kleidungsstücke einpackten, unser Landhaus abschlossen und in die Hafenstadt am Golf von Cherek zogen, wobei wir uns als umgesiedelte Händler ausgaben. Wir mieteten uns in einem komfortablen Gasthof ein, der weit genug vom Wasser entfernt lag, damit wir nicht dem üblen Hafengestank ausgesetzt waren. Davon und Alten gingen auf Erkundung, noch bevor wir richtig ausgepackt hatten. Ich kannte sie gut genug, um zu wissen, daß ich es ihnen nicht verbieten konnte, aber immerhin konnte ich sie dazu überreden, unauffällige Kleidung anzuziehen.
»Alles ist so furchtbar eng, nicht wahr?«

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