Polgara die Zauberin
in einen Arbeitsraum. Sie blieben etwa eine halbe Stunde da hinten, und Alnana, Alten und ich konnten Kablek recht deutlich verstehen. Seine Sprache war sehr abwechslungsreich. Dann kamen die beiden wieder heraus. »Mir war nicht klar, daß sie so schlecht waren«, gab Kablek grollend zu.
»Und jetzt erzähl mir genau, was der Fallensteller tun muß, damit das nicht passiert.«
Davon erklärte ihm, wie man mit Hilfe der Rinde bestimmter Bäume Tierhäute haltbar machen konnte. »Wenn deine Fallensteller das tun, sobald sie das Fell abgezogen haben, kann ich den Vorgang hier zu Ende führen«, schloß er. »Glaub mir, Kablek, ich werde den Preis mindestens verdoppeln, wenn du sie mir in diesem Zustand nach Darine bringst.«
»Ich will sehen, was die Fallensteller dazu zu sagen haben.«
»Wenn du dich weigerst, verdorbene Felle zu kaufen, werden sie umgehend verstehen, worum es dir geht.«
»Ich werde es versuchen«, grunzte Kablek. Dann zwinkerte er mir zu. »Bist du sicher, daß du mir die da nicht verkaufen willst?« fragte er Davon. »Du hast zwei, und kein vernünftiger Mann braucht zwei von ihnen.«
»Tut mir leid, Kablek, aber sie steht nicht zum Verkauf.«
Kablek warf ihm einen verdrießlichen Blick zu. »Ich gehe jetzt in diese Schenke zurück«, verkündete er. »Ich seh dich im nächsten Frühjahr.« Und dann schwankte er aus dem Geschäft.
»Worum ging es?« erkundigte ich mich.
»Er hat mir nicht geglaubt, als ich ihm erzählte, daß die Felle, die er mir anzudrehen versuchte, nicht besonders gut waren.«
»Das habe ich nicht gemeint, Davon. Was steht nicht zum Verkauf?«
»Du, Tante Pol«, klärte Davon mich mit unschuldiger Miene auf. »Obwohl sein Angebot überaus attraktiv war. Du darfst dich geschmeichelt fühlen.«
»Was?« Alnana kreischte fast.
»Es handelt sich um eine Besonderheit der nadrakischen Kultur, Liebes«, erklärte er. »Frauen werden als Eigentum betrachtet, das man kaufen und verkaufen kann.«
»Sklaverei?«
»Es ist ein bißchen komplizierter Alnana. Ich erkläre es dir ein andermal – wenn wir allein sind.«
Etwa einen Monat darauf betrat ein sittsames junges Mädchen mit dunkelblondem Haar den Laden, offenbar auf der Suche nach einem Zobelmuff.
»Das ist sie, Pol«, erklang Mutters Stimme in meinem Kopf.
»Das ist mir auch schon aufgefallen«, schickte ich den Gedanken zurück. »Es ist fast, als läutete eine Glocke, nicht wahr?«
»Du wirst immer geschickter, Pol. In ein paar Generationen bin ich arbeitslos.«
Der Name des blonden Mädchens lautete Ellette, und sie und Alten hatten offensichtlich ebenfalls die Glocken läuten gehört.
Im folgenden Winter wurden sie ein Ehepaar. Alten schien es nicht allzusehr zu bedauern, das Junggesellendasein aufzugeben.
Wir waren alle recht glücklich in Darine, aber unter uns gesagt, ich hegte stets Bedenken wegen unserer gesellschaftlichen Situation. Die Familie war für meinen Geschmack eine Spur zu wohlhabend – und zu sehr im Blickfeld der Öffentlichkeit. Außerdem kam es zwangsläufig zu Kontakten mit Fremden. Kablek war ein Freund der Familie, dem ich einiges Vertrauen entgegenbrachte – soweit ich in der Lage war, einem Angarakaner zu vertrauen –, aber mir wäre trotzdem wohler gewesen, wenn wir uns nie begegnet wären. Ein Angarakaner mit den besten Absichten wird dennoch jedem Grolim, der zufällig vorbeikommt, genau das erzählen, was dieser Grolim hören will. Während unseres Aufenthaltes in Darine gelangte ich zu dem Schluß, daß man Hafenstädte meiden sollte, genauso wie große Binnenstädte. Dörfer und kleine Landstädtchen wären zweifellos sicherer. Städter sind zu beschäftigt, vor allem mit sich selbst um Fremden viel Beachtung zu schenken, aber Dörfler haben ohnehin nicht viel, worüber sie reden können, so daß jeder durchziehende Fremde für mindestens eine Woche zum Hauptgesprächsthema in der Dorfschenke wird. Allein das würde mir schon genügend Vorwarnzeit verschaffen, da es Möglichkeiten gibt, solche Gespräche zu belauschen, ohne den sauren Gestank schalen Biers ertragen zu müssen. Das Leben auf dem Dorf kann öde sein, aber die Sicherheit die es bietet, macht die Langeweile mehr als wett.
Das Familienunternehmen blühte und gedieh in Darine, so daß wir wahrscheinlich zu lange dort blieben. Im Jahre 4071 schenkte Altens Frau Ellette einem Sohn das Leben. Alten bestand darauf, ihn zu Ehren seines Großvaters Geran zu nennen. Ich hielt das alles in allem für keine besonders gelungene Idee, aber
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