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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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rivanischen Geschlechts hatte der ›Göttertöter‹ zu sein, und Mutter hielt es für besser, daß er am Ende wußte, welchen Gott er töten sollte. Die Vorstellung von einem Berserker, der Eisenfausts Schwert schwingt und sich seinen Weg durch den gesamten Götterhimmel hackt, behagte Mutter nicht sonderlich.
    Trotz meiner Vorurteile genoß ich unseren Aufenthalt in Cherek. All die vollbusigen cherekischen Blondinen, die meine verschiedenen Neffen ehelichten, waren sehr fruchtbar, und solange wir in Cherek weilten, hatte ich stets Kinder zum Spielen.
    Im Jahr 4750 jedoch wurde Mutter hartnäckiger, und nach einem langen Gespräch mit den Eltern des Jungen nahm ich den jüngsten Erben, Gariel, mit nach Algarien. Einstmals, im einundvierzigsten Jahrhundert, hatte Prinz Geran von Riva die Tochter Hattans, des jüngeren Bruders eines Klanshäuptlings, zur Frau genommen, und demzufolge war Gariel ein erbliches Mitglied von Hattans Klan. Das rieb ich Hurtal, dem damaligen Klanhäuptling, unter die Nase, und daraufhin wurden Gariel und ich in die große Familie des Klans aufgenommen.
    Das Nomadenleben der algarischen Klans sagte mir nicht im geringsten zu. Es hängt vermutlich mit meiner Kindheit zusammen. Ich schätze Dauerhaftigkeit und Stabilität, und die Vorstellung, eine Kuh würde entscheiden, wohin ich mich begeben müßte, empfinde ich doch als entwürdigend. Das Beste, was man über das Nomadenleben sagen kann, ist, daß man nicht lange an ein und demselben Ort bleibt, und somit nie langfristig Probleme mit dem Abfall hat.
    Gariel lernte zu reiten und Kühe zu hüten, und ich griff wieder auf meinen Gelegenheitsberuf als Arzt zurück. Ich entband Säuglinge im Dutzend und stand Stuten bei schwierigen Geburten bei. Es störte mich nicht, aus dem Bett geholt zu werden, um einer trächtigen Stute zu helfen. Sogleich lernte ich zu schätzen, daß eine fohlende Stute während der Entbindung wenigstens keine dummen Fragen stellt, wie meine menschlichen Patientinnen das zu tun pflegten.
    Da Gariel in Cherek aufgewachsen war, wo alle Welt blondes Haar hatte, war ich die einzige Brünette gewesen, die er je zu Gesicht bekommen hatte. Algarer sind dunkelhäutiger als Chereker, und Gariel war von den dunkelhaarigen algarischen Mädchen sehr angetan. Weil Gariel neu im Klan war, hatten die Mädchen all die peinlichen Stadien seines Heranwachsens nicht miterlebt und fanden ihn gleichermaßen faszinierend. Ich hatte alle Hände voll zu tun, um zu verhindern, daß mein junger Schützling und seine neugewonnenen Freundinnen nicht die äußersten Bereiche jener gegenseitigen Faszination erkundeten.
    Tut mir leid, aber noch feiner kann ich es nicht umschreiben. Mutter war da viel direkter. Sie teilte mir mit, daß Gariels Erstgeborener sein Erbe wäre – mit oder ohne kirchlichen Segen.
    Am Ende gelang es uns, ihn mit einer hochgewachsenen algarischen Schönheit mit Namen Silar zu verheiraten, und ich konnte meinen Schlaf nachholen. Als ihr Sohn im Jahr 4756 geboren wurde, schlug ich vor, einen der althergebrachten Namen des Geschlechts aus der Mottenkiste zu holen, und sie entsprachen meinem Wunsch, indem sie den Kleinen Daran nannten. Es gibt etwa ein Dutzend Namen, die wir im Laufe der Jahrhunderte immer und immer wieder benutzt haben. Ich finde, diese Namen vermitteln uns ein Gefühl der Kontinuität und Zielgerichtetheit, etwas, das eine kleine Familie aufrechterhalten kann, die zu einem Leben im Verborgenen gezwungen ist.
    Der junge Daran wuchs buchstäblich auf dem Pferderücken auf, und ich glaube, als Junge stand er kurz davor, zu dem zu werden, was Hettar heute ist, was die Algarer ShaDar nennen. Die ShaDarim sind als ›Pferdelords‹ bekannt, Männer, deren Wesensverwandtschaft mit Pferden ihren Geist auf irgendeine Weise mit dem Kollektivbewußtsein einer ganzen Herde verbindet.
    Dagegen schritt ich mit aller Enschiedenheit ein. Die ShaDarim sind so besessen von Pferden, daß sie selten heiraten, und diese Wahlmöglichkeit stand Daran einfach nicht offen. Außerdem werden die ShaDarim in mancher Hinsicht unberechenbar – wie Hettar es demonstrierte, als er in Ulgoland einen Hrulgahengst zu zähmen versuchte. Die Hrulgin sehen wie Pferde aus, sind aber Fleischfresser. Hettar war aus diesem Grunde kein großer Erfolg beschieden – sieht man einmal davon ab, daß der Hrulga ihn nicht zum Frühstück verspeiste.
    Daran heiratete rechtzeitig eine junge Algarerin namens Selara, und ihr Sohn, Geran, wurde 4779 geboren.

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