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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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meine Worte mit voller Absicht gewählt. Das Wort ›Anweisungen‹ hat in unserer Familie die nahezu magische Wirkung, jede weitere Diskussion im Keim zu ersticken. Ich nehme an, man könnte mir mein Schweigen über den Urheber dieser Anweisungen als Unwahrheit auslegen – wenn man kleinlich ist. »Ich glaube, das solltest du dir ansehen«, setzte ich dann hinzu, während ich auf das Meer von Angarakanern zeigte, das sich wie eine Flut durch den Morgennebel auf die Feste zuwälzte.
»Ich hatte gehofft, sie würden sich doch noch verlaufen oder so etwas«, knurrte Vater. »Bist du dir sicher, daß Torak bei ihnen ist?«
»Ja, Vater. Ich bin hingeflogen und habe nachgesehen. Dieser eiserne Pavillon befindet sich genau im Mittelpunkt der Menschenmassen.«
»Du hat was getan? Polgara, das da draußen ist Torak! Jetzt weiß er, daß du hier bist!«
Ich hatte soeben Torak gesehen, und deshalb mußte ich mir Vaters Einleitung nicht anhören. »Reg dich nicht auf, alter Mann. Ich hatte meine Befehle. Torak hatte keine Möglichkeit festzustellen, daß ich dort war. Er sitzt in seinem Pavillon, und Zedar leistet ihm Gesellschaft.«
»Wie lange geht das schon so?«
Ich mißverstand seine Frage absichtlich. »Seit er Mallorea verlassen hat, vermute ich. Laß uns die Algarer in Bereitschaft versetzen, und dann sollten wir uns ein Frühstück gönnen. Ich war die ganze Nacht auf den Beinen und habe einen Bärenhunger.« Er platzte offensichtlich vor Neugier, wie ich es geschafft hatte, meine Anwesenheit vor Torak und Zedar zu verbergen, aber das Wörtchen ›Frühstück‹ wirkte das übliche Wunder bei meinem Vater. Auch die Erwähnung von ›Essen‹ oder ›Bier‹ sichert einem Vaters sofortige und ungeteilte Aufmerksamkeit.
Nach dem Frühstück stiegen wir wieder auf die Brustwehr hinauf, um zu sehen, wie Torak und seine Handlanger die algarische Feste anzugreifen gedachten. Sie begannen ganz konventionell, indem sie Felsbrocken gegen die Mauern schleuderten, aber das zeigte nicht mehr Erfolg als ein Vierteljahrhundert unablässigen Regens. Ich kann mir vorstellen, daß das sehr niederschmetternd für die Katapultmannschaften gewesen sein muß. Dann rollten die Angarakaner mächtige Rammböcke heran. Auch das erwies sich als verlorene Liebesmüh, da die Tore nicht verschlossen waren.
Das mußte den Argwohn der Angarakaner geweckt haben, denn die Thull erhielten die Ehre des ersten Angriffs. Immer, wenn die angarakanische Armee auf etwas Schmutziges oder Gefährliches trifft, werden die Thull vorgeschickt. Mehrere Regimenter der stämmigen, stumpfaugigen Thull stürmten durch die Tore. Sie irrten eine Weile durch das Labyrinth im Innern, und dann erhoben sich die Algarer und Drasnier aus ihren Verstecken auf den Wehrgängen, die die Mauern des dachlosen Labyrinths krönten, und rieben die Thullregimenter bis auf den letzten Mann auf. Ich bin sicher, daß die Truppen draußen jeden einzelnen Entsetzensschrei hörten, aber sie zogen es vor, nicht nachzukommen und zu sehen, was dort vor sich ging. Ihr Verhalten war wohl etwas schäbig, insgeheim jedoch konnte ich es nur billigen. Toraks Frontalangriffe erwiesen sich also als Fehlschlag. Um mich um meine Hand zu bitten, mußte er jedoch erst einmal in die Feste hineinkommen.
In der Nacht nach dem gescheiterten Angriff vergnügten sich die Algarer damit, die toten Thull mit Katapulten ins angarakanische Lager zurückzuschießen. Als die trübe Dämmerung heraufzog, trafen die algarischen Reiter ein, die solche Verheerungen an den Flanken von Toraks Armee angerichtet hatten, und umzingelten ihn nahezu lautlos. Seine Furagiertrupps fanden es heraus, als sie auf der Suche nach Nahrungsmitteln ausschwärmten. Torak selbst mußte nichts essen, sein Heer schon, und während der kommenden Jahre würden die Rationen sehr knapp ausfallen.
Nach ungefähr einer Woche wurde die Belagerung gewissermaßen zur Routine. Vater und ich schlossen daraus, daß die Belagerung der Feste wahrscheinlich noch mehrere Jahre dauern würde und unsere ständige Anwesenheit dort wirklich nicht erforderlich wäre. Wir hatten anderswo noch viel zu erledigen, und so entschlossen wir uns, auf die Insel der Winde zurückzukehren. Bevor wir gingen, führte ich jedoch noch ein weiteres Gespräch mit Gelane.
»Das ist alles sehr aufregend, Tante Pol«, freute sich der kleine Junge.
»Nach einer Weile nutzt die Aufregung sich ab, Gelane.«
»Wie lange dauern so Belagerungen normalerweise?«
»Meist mehrere

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