Polgara die Zauberin
was Ihr dabei gewinnt, ist eine Lektion in richtigem Schwindeln. Von uns bekommt Ihr nichts, aber dieser Anwalt wird Euch ausnehmen wie eine Gans.«
Der Blick des Steinmetzes wurde verzweifelt. »Was ist mit all diesem wertlosen Schiefer, den ich immer für Euch weggeschafft habe?« fragte er. »Ich nehme ihn mit, wenn ihr nichts anderes habt.« Seine Augen verengten sich zu einem verschlagenen Ausdruck. »Aber ich werde euch etwas dafür berechnen müssen, daß ich ihn wegschaffe. Vorher habe ich das aus purer Freundlichkeit getan.«
»Komische Sache, das mit dem Schiefer«, meinte Darral. »Ein Mann aus Darine sah ihn sich an und hat alle anderen überboten. Wir bekommen genauso viel für den Schiefer wie für den Granit. Ist das nicht merkwürdig? Oh, nebenbei bemerkt, ein paar meiner Nachbarn würden sich gerne mal mit Euch unterhalten.« Er blickte sich über die Schulter nach den anderen um. »Hat irgend jemand Wilg oder Farnstal gesehen?« fragte er mit sanfter Stimme.
»Ich glaube, sie warten an der Straße kurz vor der Stadt, Darral«, antwortete einer der Steinbrucharbeiter mit einem gehässigen Grinsen. »Sie wollen sich wohl ganz privat mit unserem Freund hier unterhalten.«
Wilg und Farnstal hörten wir nicht im Verlauf der folgenden Unterhaltung, den Mann aus Muros dafür um so lauter. Vermutlich hörte man ihn selbst in Muros.
»Ist er jetzt ehrlich?« wollte Darral von dem boshaft grinsenden Pärchen hören, als Wilg und Farnstal eine geraume Weile später ins Dorf zurückkamen.
»Er is' so ehrlich wie 'nen neugebor'nes Lamm«, erwiderte Farnstal. »Ich glaub, er wurde ganz religiös bei uns'rem klein'n Plausch.«
»Religiös?«
»Er hat 'ne Menge gebetet geg'n Ende, nich', Wilg?«
»Für mich hat es sich jedenfalls wie Beten angehört«, bekräftigte Wilg.
Die Feier an jenem Abend in Annath war länger und lärmender als die nach der Auktion. Geld ist eine nette Sache, aber manchmal ist es noch netter, es jemandem heimzuzahlen.
Darral war danach der Held von Annath, und nun waren wir fest integriert. Nirgendwo habe ich mich sicherer gefühlt als in den Jahren dort. Bildhaft gesprochen, hatte ich endlich meine ›Höhle im Gebirge‹ gefunden.
5338, nachdem wir vier Jahre in Annath gewohnt hatten, stattete mir Mutter einen weiteren Besuch ab. »Du mußt noch einmal nach Nyissa gehen, Pol«, eröffnete sie mir.
»Wieso denn nun schon wieder?« murrte ich. »Ich dachte, ich hätte da unten alles geregelt.«
»Auf dem Thron sitzt eine neue Salmissra, Pol, und die Angarakaner versuchen mit ihr noch einmal ihr Glück.«
»Ich glaube, ich fliege nach Rak Cthol rüber und verwandele Ctuchik in eine Kröte«, knurrte ich gereizt.
»Es ist nicht Ctuchik. Diesmal ist es Zedar. Ich glaube, Ctuchik und Zedar spielen irgendein finsteres Spielchen miteinander, und wer von ihnen Salmissra zum Verrat am Westen verleitet, gewinnt«
»Wie langweilig. Ich rufe Vater, damit er mich hier vertritt. Dann fliege ich nach Nyissa und schaffe das Problem ein für allemal aus der Welt. Ich habe es jetzt langsam satt«
Ich war nicht besonders höflich zu meinem Vater, als er bei uns ankam. Ich überging seine Einwände, weigerte mich, seine Fragen zu beantworten, und teilte ihm in kurzen Worten mit, was er zu tun hatte. Vermutlich war ich ein bißchen unwirsch. Wenn ich mich recht entsinne, schwang so etwas wie: ›Sitz! Platz!‹ in meinem Tonfall mit.
Als ich Sthiss Tor erreichte, machte ich mir nicht die Mühe mit Fledermäusen oder dergleichen. Ich baute mich einfach vor dem Palasttor auf, verkündete, wer ich war, und teilte ihnen mit, daß ich Salmissra sehen würde. Mehrere Eunuchen versuchten mir den Weg zu versperren, ließen es jedoch bleiben, als ich sie in verschiedene Richtungen versetzte. Manche fanden sich an Dachbalken in luftiger Höhe geklammert wieder, andere weilten plötzlich im angrenzenden Urwald, ohne zu wissen, wie sie dahin gekommen waren. Dann verwandelte ich mich in die Gestalt jener Ogerin, die mir weiland auf einem Waldweg in Sendarien so gute Dienste geleistet hatte, und war mit einemmal ganz allein in dem zum Thronsaal führenden Gang. Ich verwandelte mich zurück und schritt weiter.
Zedar befand sich bei der augenblicklichen Salmissra, als ich den Saal betrat, und er sah wirklich fürchterlich aus. Er wirkte schäbig und abgerissen, und sein Blick wirkte gehetzt. Die fünf Jahrhunderte, die er damit verbracht hatte, in jener Höhle zu hocken und seinem Meister beim Schimmeln zuzusehen, waren
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