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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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unseren Granit betrogen?« grollte Wilg drohend.
»Es geht nicht nur um den Granit, Wilg«, erwiderte Darral. »Bist du je in einer größeren Stadt gewesen?« »In Medalia einmal.«
»Woraus bestanden die Dächer der meisten Häuser?«
»Aus Schiefer, glaube ich.« Wilg verstummte schlagartig. Seine Augen wurden erst groß, und dann verengten sie sich gefährlich. »Wir haben ihm diesen Schiefer ganz umsonst gelassen, und wenn er in Muros ist, verkauft er ihn, nicht wahr?«
»Das denke ich wohl«, meinte Darral.
»Ob ich ihn wohl noch einholen würde?« murmelte Wilg grimmig, während seine gewaltigen Fäuste sich ballten und wieder öffneten.
»Zerbrich dir nich den Kopf dadrüber, Wilg«, empfahl Farnstal. »Er zieht uns jetzt schon seit Jahr'n das Fell über die Ohr'n. Ich versprech dir, er kommt nächsten Herbst wied'r wie jedes Jahr mit sein'm scharf n Mess'r fürs Fell – ihr wißt schon. Dann hab'n we noch imm'r Zeit, ihm 'nen paar Kratz'r zuzuftig'n. Er wird aus Stell'n blut'n, von den'n er gar nich' weiß, daß es sie gibt.« Er zwinkerte meinem Neffen zu. »Is' 'ne praktische Sache, dich da zu hab'n, Darral«, sagte er. »Wir hier ob'n in den Berg'n sind so zurückgeblieb'n, daß wir gar nich' mehr wiss'n, wie tzivilisierte Mensch'n sich benehm'n.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Sieht so aus, als wär Ehrlichkeit in der tzivilisierten Welt ausser Mode gekomm'n. Aber eins sag ich dir.«
»Ach? Was?«
»Nächst'n Somm'r wird ein Kerl aus Muros 'ne kostenlose Lektion in Ehrlichkeit krieg'n. Nachdem uns'r Wilg hier ihn auffem Bod'n festhält un' ich 'ne Stunde oder so auf sein'm Bauch rumspringe, wird er so ehrlich sein, daß man ihn nich' mehr anguck'n kann.«
»Ich kann es kaum erwarten«, antwortete Darral mit breitem Grinsen.

Darral unternahm in jenem Winter eine rasche Rundreise durch mehrere Dörfer und Städte Sendariens, und im nächsten Sommer quoll der Gasthof über von eifrigen Aufkäufern, die uns alle ein Angebot machen wollten. Entgegen seinen Einwänden wurde mein Neffe durch einfache Akklamation zum Verhandlungsführer gewählt und das Dorf Annath schwamm plötzlich im Geld. Unser hiesiger Granit war, wie sich herausgestellt hatte, von überragender Qualität, und der Schiefer, den die Dorfbewohner bislang im wahrsten Sinne des Wortes weggeworfen hatten, war sogar noch besser. Darral dachte sich für unsere potentiellen Käufer das denkbar einfachste Verfahren aus. Er veranstaltete eine Auktion — »Wieviel bietet man mir für diese Lage Blöcke?« und so weiter. Jeder Käufer verließ uns glücklich und mit ächzenden Wagen.
Der Mann aus Muros war dieses Jahr etwas spät dran. Er verpaßte die ganze Aufregung und den Anblick der Rückseiten all jener Wagen, die in die Stadt zurückrollten. »Wo ist der Granit?« fragte er. »Ihr erwartet doch nicht, daß ich und meine Fuhrleute die Blöcke selbst aufladen, oder?«
»Ich fürchte, dieses Jahr haben wir gar nichts für Euch aufzuladen, mein Freund«, erklärte ihm Darral mit freundlicher Miene.
»Was willst du damit sagen, ihr habt nichts?« Die Stimme des Steinmetzes wurde schrill. »Habt ihr euch etwa auf die faule Haut gelegt? Warum habt ihr mir nicht mitgeteilt, daß ihr keine Steine für mich habt? Ich habe die Fahrt ganz umsonst gemacht. Das wird euch nächstes Jahr teuer zu stehen kommen. Vielleicht mache ich mir nächstes Jahr nicht einmal mehr die Mühe.«
»Wir werden Euch vermissen«, murmelte Darral. »Nicht sehr, aber immerhin. Hier in Annath geht es jetzt anders zu, Freund. Wir veranstalten jetzt eine Auktion.«
»Wer würde schon für diesen drittklassigen Stein hier herauf kommen?«
»Oh, es waren etwa ein Dutzend, nicht wahr?« wandte Darral sich an die anderen Steinhauer. »Ich habe beim Bieten ein bißchen den Überblick verloren.«
»Das könnt ihr mir nicht antun!« kreischte der Steinmetz aus Muros. »Wir haben einen Vertrag. Dafür bringe ich euch vor Gericht!«
»Was für einen Vertrag?«
»Einen mündlichen Vertrag.«
»Ach? Mit wem denn?«
»Es war Merlo, ja genau.«
Die Steinhauer von Annath brachen in schallendes Gelächter aus. »Merlo ist seit über fünf Jahren tot«, sagte einer von ihnen, »und er war vierundneunzig, als er starb. Merlo hätte alles gesagt, was man von ihm hören wollte, vorausgesetzt, man spendierte ihm einen Krug Bier. Er war der Trunkenbold des Dorfes, und sein Wort war nicht mehr wert als der Preis des letzten Bierkrugs. Wenn Ihr das einem Anwalt vortragen wollt, bitte sehr. Alles,

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