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Polgara die Zauberin

Polgara die Zauberin

Titel: Polgara die Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Kinder fahren lassen. Und das war der Grund, warum sie – noch nach dreihundert langen, einsamen Jahren – hier draußen im Sumpf lebte und all ihre grenzenlose Liebe den Fennlingen angedeihen ließ. Ihr gehörte eine kleine Geschichte von einer tiefen, aber an den Falschen verschwendeten Liebe, die noch immer in ihrem Herzen brannte.
»O Liebes«, sagte ich, und meine Augen füllten sich plötzlich mit Tränen.
Sie warf mir einen verblüfften Blick zu, und dann wurde ihr klar, daß ich in ihren Geist eingedrungen war. Zuerst reagierte sie mit Unmut auf mein unerwünschtes Eindringen, aber dann erkannte sie, daß ich es aus Mitgefühl getan hatte. Schließlich war ich eine Zauberin und hatte nichts gegen Hexerei einzuwenden. Die Mauer, die sie um sich errichtet hatte, brach zusammen, und sie jammerte »O Polgara!« Sie begann zu weinen, und ich nahm sie in die Arme und hielt sie ziemlich lange fest, während ich ihr übers Haar streichelte und ihr leise Trost zusprach. Das war das einzige, was ich tun konnte. Ich wußte jetzt, was nicht in Ordnung war, konnte aber nichts dagegen tun.
Der Regen ließ nach, und Vater und ich zogen unsere inzwischen getrockneten Kleider an und setzten unsere Fahrt fort. Ich verbrachte viel Zeit damit, über diese beiden Begegnungen nachzudenken, während Vater uns durch den Sumpf stakte. Sowohl in den nadrakischen Bergen als auch hier in Boktor hatte Vater ziemlich lahme Ausreden dafür vorgebracht, warum wir nicht nach Annath fliegen sollten. Vater dachte sich die unmöglichsten Ausreden aus, um Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu gehen. Aber in diesem Fall hatten die Ausreden sie ihm gerade erst eingebracht, und das war so ungewöhnlich, daß es geradezu nach meiner Aufmerksamkeit schrie. Aus irgendeinem Grund hatten wir den alten Mann in den nadrakischen Bergen und Vordai in den Marschen treffen müssen. Zu guter Letzt gab ich es auf. Schließlich waren Vater und ich nicht der Bauchnabel des Universums, und vielleicht hatten sich diese Begegnungen zum Besten von jemanden anderem ereignet.
Gut, jetzt weiß ich natürlich, wozu sie gut waren. Vordai und der Goldsucher sollten ein Teil von Garions Erziehung werden. Vater und ich waren kaum mehr als Zuschauer. Es ist so offensichtlich! Ich wundere mich wirklich, daß euch das entgangen ist.
Wir erreichten Aldurford und setzten unsere Reise entlang der östlichen Vorberge des senarischen Gebirges fort, bis wir auf den wenig benutzten kleinen Abzweig hinauf nach Annath trafen. Der Nachmittag war schon fortgeschritten, als wir zum Steinbruch gelangten, und Geran, der derzeitige Erbe, erwartete uns dort. Geran war bei meinem Weggang nach Gar og Nadrak ein schlaksiger Halbwüchsiger gewesen, aber jetzt war er ein junger Mann. Das passiert oft, wißt ihr. Manchmal passiert es sogar über Nacht. Anders als die meisten jungen Männer, die ich aufgezogen habe, hatte Geran dunkle, fast schwarze Haare und Augen von einem sehr, sehr tiefen Blau. Er war nicht ganz so groß, sah aber fast jeden Zoll aus wie Eisenfaust persönlich. »Tante Pol!« rief er mit sichtlicher Erleichterung aus. »Ich hatte schon Angst, du würdest nicht mehr rechtzeitig zur Hochzeit zurückkommen!«
»Welche Hochzeit Lieber?« Ich weiß nicht, warum ich das sagen mußte. Ich wußte, über welche Hochzeit er redete.
»Meine eigene selbstverständlich«, antwortete er. »Ildera und ich heiraten nächste Woche.«
»Tsa tsa«, machte ich, »was sagt man dazu.«
Zu Dorfhochzeiten kommen normalerweise Dorfbewohner – insbesondere Braut und Bräutigam. Nicht selten sind sie Nachbarn und zusammen aufgewachsen. Diesmal hingegen stammten sie nicht nur aus verschiedenen Dörfern, sondern gehörten sogar verschiedenen Völkern an. Die daraus erwachsenen Probleme betrafen aber diesmal nicht das Brautpaar selbst, sondern ihre Mütter, Gerans Mutter Alara und Ilderas Mutter Olane. Sie haßten sich inbrünstig. Ilderas Vater Grettan war der Häuptling seines Klans, und das schien Olane zu Kopf gestiegen zu sein. Sie machte kein Geheimnis aus ihrer Auffassung, Ildera heirate unter ihrem Stand. In Alaras Augen war Geran jedoch der Kronprinz von Riva, so daß Olanes Herablassung ihr wirklich auf die Nerven ging. Ich mußte sie ständig im Auge behalten, damit sie nicht lauthals verkündete, wie wichtig ihr Sohn sei. Es war eine äußerst quälende Zeit für mich.
Wenn ich während der letzten Phasen der Verlobung zugegen gewesen wäre, hätte ich die Wogen der Erregung möglicherweise

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