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Polifazios Vermächtnis (German Edition)

Polifazios Vermächtnis (German Edition)

Titel: Polifazios Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Riedel
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glauben können, gar nicht von der Stelle gekommen zu sein. Die unerträgliche Schwüle, die in diesem Sumpf vorherrschte, zehrte an ihren Kräften. Mugel schaute sich einige der Bäume am Wegesrand etwas genauer an. Offenbar erkannte er einige von ihnen wieder.
     
    „Wenn wir weiter so gut vorankommen, dann erreichen wir morgen Nachmittag den verbotenen Pfad!“, sagte er schließlich Zuversichtig.
     
    Himbi freute sich sehr. Er wollte endlich heraus aus diesem langweiligen und anstrengenden Sumpf. Bis jetzt war ihr Abenteuer eher mäßig spannend gewesen, und Himbis Hände zitterten bereits regelrecht vor Tatendrang. Gegen Abend, kurz bevor sie ihr drittes Nachtlager aufschlugen, da fiel ihnen auf, dass es schon seit geraumer Zeit merkwürdig still im Sumpf wurde. Anfangs war es kaum zu bemerken, aber je näher sie ihrem Ziel kamen, desto ruhiger wurde es um sie herum. Schließlich waren alle Geräusche, die im Sumpf vorherrschten, verstummt. Kein Tier war mehr zu hören, ja selbst der Wind schien keine Geräusche mehr in den Blättern der Bäume zu erzeugen. Himbi und Mugel sahen sich beunruhigt an. Selbst Bruno war diese Sache nicht geheuer und verhielt sich für seine Verhältnisse außerordentlich ruhig. Irgendetwas lag in der Luft, man konnte es förmlich spüren. In dieser Nacht schliefen die beiden nur sehr wenig. Angesichts der knisternden Spannung, die in der Luft lag, schafften sie es einfach nicht, auch nur ein Auge zu zumachen. Am nächsten Morgen wachten die beiden fast gleichzeitig nebeneinander auf. Erschrocken darüber, dass sie in der Nacht offenbar beide eingeschlafen waren, ohne weiter Wache zu halten, schreckten sie auf. Mit böser Vorahnung blickten sie sich um. Doch es war alles in Ordnung. Bruno stand neben der Feuerstelle und schaute links und rechts in den Sumpf. Wieder lag eine dünne Schicht Nebel über dem Boden. Schon früh fiel ihnen wieder diese unangenehme Stille auf. Die Geräusche des Sumpfes waren immer noch nicht zurückgekehrt.
     
    „Komm, lass uns zusammenpacken und weiter gehen. Essen können wir auch unterwegs. Dieser Ort macht mir irgendwie Angst!“ sagte Himbi, die vorherrschende Stille durchbrechend.
    „ Ja, das ist eine gute Idee.“ stimmte ihm Mugel zu und richtete sich anschließend auf.
     
    Es dauerte nicht lange, bis sie ihre Schlafsachen wieder auf dem Esel verstaut hatten. Unterwegs aßen sie ein wenig Brot, etwas Wurst und Käse.
     
    „Unser Wasser wird langsam knapp“, sagte Mugel, nachdem er den Vorrat an Wasser überprüft hatte.
    „ Das ist diese unerträgliche Schwüle. Wir trinken täglich mehr als eigentlich vorgesehen war.“ antwortete Himbi nachdenklich.
    „ Nun ja, heute Nachmittag erreichen wir den Pfad, dort werden wir am besten noch ein Nachtlager aufschlagen, damit wir uns wieder ein bisschen erholen können, bevor wir uns die Burg vornehmen.“ schlug Mugel vor.
     
    Himbi nickte ihm zustimmend zu. Kurz nach ihrer Mittagspause bemerkten sie, dass immer wieder vereinzelnd Tiere entgegen ihrer eigenen Marschrichtung aus dem Sumpf zu fliehen schienen. Fast sah es so aus, als liefen sie vor etwas Schrecklichem davon.
     
    „Das ist überhaupt nicht gut!“, sagte Himbi unbewusst.
     
    Mugel schaute ihn von der Seite an. Auch er hatte kein gutes Gefühl bei dieser Sache. Zum ersten Mal seit ihrem Aufbruch fragte er sich, ob er sich nicht vielleicht doch davonstehlen sollte. Doch wo sollte er hin? Zurück nach Xandriat? Dafür würde er sämtliche noch vorhandenen Vorräte, sowie den lästigen Esel brauchen. Oder außer Landes? Nach Gundal konnte er jedenfalls nicht zurück, soviel stand einmal fest. Zuviel war in dieser Stadt vorgefallen. Er schuldete Himbi nichts. Er hatte ihm lediglich sein Wort gegeben. Und dieses hatte er schon des Öfteren gebrochen. Mugel war ein Dieb, ein Gauner. Er schaffte es immer sich alles so hinzubiegen, wie er es gerade brauchte. Doch dieses Mal war es anders. Mugel betrachtete Himbi, der fasziniert und geschockt zugleich, dem fliehenden Wild hinterher sah. Es war etwas an ihm und seinem Verhalten, was Mugel nicht so recht zu deuten wusste. Vielleicht war es Himbis aufrichtige Art, die ihn so faszinierte. Sah er in ihm vielleicht sogar ein Spiegelbild seiner selbst? Ein Mugel, den es vor langer Zeit vielleicht einmal gegeben hatte? Er wusste es nicht. Er spürte lediglich dieses eigenartige Gefühl in sich. Himbi war mit all seinem Herz bei dieser Sache. Niemals würde er ihn oder Bruno hängen lassen. Mugel

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