Polifazios Vermächtnis (German Edition)
Tür seiner Zelle sah.
„Himbi! Wie um alles in der Welt hast du mich hier gefunden?“ sprudelte es nur so aus ihm heraus.
„ Nun, keine Ahnung. Glück schätze ich einmal. Doch schnell, wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Warum hast du die Tür noch nicht geknackt?“ fragte er den Dieb, der mittlerweile wieder auf seinen Füßen stand.
Mugel zog seine rechte Augenbraue in die Höhe.
„Sehr witzig, dieser schwarze Reiter hat mich hier eingesperrt. Er hat mir alles abgenommen. Und mit diesen alten, morschen Knochen ist es unmöglich das Schloss zu knacken!“ antwortete er und deutete auf den zersplitterten Knochen am Boden.
„ Also gut, was brauchst du? Vom Brunnen aus bin ich in eine Art Lager gelangt. Vielleicht finde ich dort etwas Nützliches!“
„ Ja, einen Versuch ist es wert. Ich brauche einen Draht oder so etwas Ähnliches. Am besten zwei Drähte.“ antwortete Mugel hektisch.
„ In Ordnung, ich werde sehen, was ich finden kann. Und du lauf in der Zwischenzeit nicht weg!“ spottete Himbi.
Dann nahm er sich eine Fackel von der Wand. Er ging, so schnell er konnte, auf seinem alten Weg wieder zurück. Mugel war im Moment wirklich nicht zum Lachen zumute, aber die Tatsache, dass Himbi ihn hier gefunden hatte, brachte ihm neuen Mut. Vielleicht würde jetzt ja doch noch alles gut ausgehen. Himbi erreichte nach einigen Minuten den dunklen Lagerraum, den er durch das Loch im Brunnen erreicht hatte. Dieser entpuppte sich im Schein der mitgebrachten Fackel als riesig. Dutzende raumhohe Regale bevölkerten den Raum, der eigentlich eher eine Halle zu sein schien. Schnell durchsuchte Himbi die staubigen Regale und wurde auch schon bald fündig. Er fand eine große Rolle mit dickem, festem Draht, die er sich sofort unter den Arm klemmte. Dann rannte er wieder zurück zu Mugel. Hastig rannte er den langen Gang hinauf zu der ersten Kreuzung. Kurz bevor er diese erreichte sah er in der Ferne des geradeaus führenden Ganges etwas äußerst Unangenehmes. Eine weiße Wand schien langsam auf ihn zu zukommen. Himbi blieb kurz stehen und erkannte schnell, was dort auf ihn zukam.
„Oh nein!“, sagte er geschockt.
Himbi sah gut ein halbes Dutzend groß gewachsene Skelette, die immer näherkamen. Offensichtlich hatte er sie durch seine unvorsichtige Rennerei aufgeschreckt. Himbi riss sich zusammen und rannte weiter. Er musste den Kerker erreichen, bevor die Skelette ihn zum Kampf stellen konnten. Verschwitzt und außer Atem erreichte er den Kerker und steckte die Rolle mit dem Draht durch die Gitterstäbe.
„Hier, nimm schon, das wird jetzt hier gleich ziemlich ungemütlich!“ mahnte er Mugel zur Eile an.
Dieser sah Himbi irritiert an. Als er jedoch die hölzernen Schritte von vielen Kreaturen aus dem Gang hörte, reagierte er blitzschnell. Sofort machte er sich daran, sich zwei Stücke Draht zu Recht zu biegen.
„ Beeil dich, ich brauche hier gleich deine Hilfe!“ mahnte ihn Himbi noch einmal zur Eile.
Himbi ließ die Fackel auf den Boden fallen und hob mit beiden Händen entschlossen seine Axt. Gerade als das erste Skelett den Kerkervorraum betrat, wurde es auch schon von einem mächtigen Hieb zerschmettert. Die anderen Skelette hielten kurz inne, strömten dann aber umso entschlossener in den Vorraum. Himbi stand dicht an der Kerkertür und wehrte sich nach Leibeskräften. Mugel stocherte mit den Drähten in dem Schloss herum und sah immer wieder zu dem wild kämpfenden Himbi auf. Beeindruckt sah er ihm dabei zu, wie er ein Skelett nach dem anderen vernichtete. Himbi kämpfte mit einem solchen Eifer und mit einem solchen Feuer, dass Mugel all seine Furcht vergaß und sich nur noch auf seine sonst routinierte Arbeit konzentrierte.
„Mugel, lange kann ich die hier nicht mehr in Schach halten!“, schrie Himbi, dem langsam die Arme schwer wurden.
Noch immer standen etliche Skelette vor ihm und es schienen nicht weniger zu werden. Es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, als er plötzlich neben dem Kampflärm ein mechanisches Klicken vernahm.
„Ha, ich bin der Größte!“ hörte er Mugel jubeln, der sofort die klobige Gefängnistür aufstieß und sich das rostige Schwert eines bereits niedergestreckten Skelettes schnappte.
Dann kam er seinem Freund endlich zur Hilfe. Mit lautem Geschrei hagelten ihre verzweifelten Hiebe auf die Skelette danieder. Immer wieder parierten sie die Schläge ihrer Gegner und führten ihre eigenen mit tödlicher Präzision.
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