Polifazios Vermächtnis (German Edition)
Himbi und Mugel wussten, dass es ihr Ende sein würde, wenn sie diesen Kampf verlieren würden. Und keiner von beiden wollte hier unten in diesem schäbigen Kerker den Tot finden. Besessen von der Hoffnung doch noch irgendwie lebend aus diesem Verließ heraus zu kommen kämpften sie wie in die Enge getriebene Tiere. Nach einer Weile hatten sie das schier Unmögliche geschafft. Das letzte Skelett wurde mit einem gemeinsamen Streich in viele kleine Einzelteile zertrümmert. Ungläubig sahen sich die beiden an.
„Wir haben es tatsächlich geschafft!“ sprudelte es aus Mugel heraus.
Himbi war derart außer Atem, dass er im Moment gar nicht antworten konnte. Erst jetzt spürte er einen stechenden Schmerz in seinem linken Arm. Ein rotes Blutrinnsal rann seinen Arm hinunter. Mugel folgte Himbis Blick.
„Oh nein, sie haben dich erwischt! Lass mal sehen.“ sagte er sofort und betrachtete sich die Wunde. „Der Schnitt scheint tief zu sein, das werden wir nähen müssen. Warte, fürs Erste werde ich dir die Wunde abbinden, damit du uns nicht ausblutest!“ Versuchte er, Himbi aufzumuntern.
Suchend blickte sich Mugel um, fand aber nicht das, was er suchte. Zu Himbis Verwunderung rannte er zurück in die Zelle und blieb vor der Frau stehen. Dann fummelte er ein wenig an ihr herum und kam mit einem roten Halstuch wieder zu Himbi zurück.
„Sie wird es uns bestimmt verzeihen!“, sagte er und band kurzerhand die Wunde mit dem Tuch ab.
Himbi stöhnte leicht vor Schmerz, als Mugel das Tuch fest verknotete.
„In Ordnung, das wird fürs Erste reichen. Wir sollten jetzt schleunigst hier verschwinden, bevor noch mehr von diesen Skeletten hier auftauchen!“ sagte Himbi schließlich.
„ Alles klar, aber wir müssen die Frau mitnehmen. Dieser widerliche Reiter hat gesagt, dass er uns beide dem dunklen Fürsten opfern will! Hast du eine Ahnung, wen er damit meinen könnte?“ fragte Mugel.
„ Nein, aber ich will es ehrlich gesagt auch gar nicht herausfinden. Das mit den Skeletten ist für meinen Geschmack schon unheimlich genug. Wer ist das überhaupt?“ fragte Himbi und deutete auf die Frau in der Ecke der Zelle.
„ Kann ich dir nicht sagen. Sie war die ganze Zeit bewusstlos und ich habe es nicht geschafft sie aufzuwecken.“ antwortete Mugel.
„ Naja, wir werden es schon noch erfahren. Nun aber los!“
Entschlossen schulterten die beiden die menschliche Frau und marschierten los. Schnell erreichten sie wieder die Stelle, an der ein weiterer Gang von dem Ihrigen abging.
„Dieser Gang führt zu dem Lager, wo ich den Draht herhabe. Ich glaube nicht, dass wir dort hingehen sollten. Von dort kamen die Skelette.“ sagte Himbi.
Da dieser Gang nun ausschied, gingen sie geradeaus weiter. Der Gang, in dem sie wanderten, schien kein Ende nehmen zu wollen. Immer wieder drehten sich die beiden um, um nicht von weiteren Skeletten überrascht zu werden. Nach einer knappen halben Stunde machte der Gang einen Knick nach rechts. Keuchend schleppten die beiden ihre immer schwerer werdende Last weiter. Nach einer weiteren halben Stunde erreichten sie wieder eine T-Kreuzung. An dieser Stelle verschnauften sie einen kurzen Moment und setzten die Frau an der Wand des Ganges ab. Himbi und Mugel blickten sich um. Ein riesiger Gang verlief rechts ins Ungewisse. Ein etwas kleiner Gang verlief nach links. Aus der Ferne konnten sie den Eingang in einen Raum oder Saal erkennen, aus dem merkwürdiges Licht strahlte. Immer wieder flammte es im Raum in verschiedenen Farben auf. In Himbi stieg eine nie zuvor da gewesene Neugier auf. Seinen Blick nicht von den Lichtern lassend marschierte er langsam auf sie zu.
„Warte!“, sagte Mugel und hielt ihm am Arm fest. „Lass uns lieber hier verschwinden. Der andere Gang sieht so aus, als würde er nach draußen führen!“
Doch Himbi schüttelte entschlossen den Kopf.
„Jetzt, wo wir schon einmal hier sind, können wir doch mal sehen, was hier eigentlich vor sich geht. Aus diesem Grund sind wir doch überhaupt erst losgezogen. Und jetzt will ich endlich eine Erklärung für all diese unheimlichen Dinge!“ antwortete Himbi entschlossen.
Mugel erkannte sofort, dass er Himbi nicht umstimmen konnte und so blieb ihm gar nichts anderes übrig, als seinen Freund zu begleiten.
„Also gut, du hast ja recht. Aber kein unnötiges Risiko mehr! Ich glaube nicht, dass wir uns mit diesem Reiter anlegen sollten. Der scheint mir zu mächtig zu sein.
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