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Polifazios Vermächtnis (German Edition)

Polifazios Vermächtnis (German Edition)

Titel: Polifazios Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Riedel
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antwortete Himbi fasziniert. „Am besten wir nehmen es mit und suchen jemanden, der es uns übersetzen kann“, fügte er nach einer Weile hinzu.
     
    Mugel sah ihn skeptisch an.
     
    „Mitnehmen? Ich glaube nicht, dass das dem Totenbeschwörer gefallen wird. Wenn wir dem das Buch klauen, dann macht der uns ein für alle Mal fertig!“ stotterte Mugel leise.
     
    Himbi sah seinen Freund an und musste plötzlich anfangen zu lachen.
     
    „Das ist ja köstlich! Ich habe noch nie einen Dieb getroffen, der davor zurückgeschreckt ist, etwas Wertvolles zu stehlen!“
     
    Mugel stemmte sauer seine Hände in die Hüfte und stampfte einmal kurz mit dem rechten Fuß auf den Boden.
     
    „Dass lasse ich mir von einem Schmiedgesellen nicht sagen!“, sagte er protestierend und klappte das Buch mit einem lauten Knall zu.
     
    Eine kleine Wolke aus Staub wirbelte auf. Mugel klemmte sich das Buch unter den Arm und machte sich auf den Weg zum Ausgang. Himbi blieb noch eine Weile am Altar stehen und lachte aus vollem Herzen. Kopfschütteln trottete er schließlich hinter dem beleidigten Mugel her. Als sie wieder im Gang waren, schulterten sie die Frau und machten sich auf den Weg geradeaus den langen Gang hinunter. Der Gang entpuppte sich als äußerst lang und für einige Stunden war kein Ende in Sicht. Erst jetzt fingen die vielen kleineren und größeren Wunden der beiden an, zu schmerzen. Der lange Marsch war sehr beschwerlich. Immer wieder mussten sie anhalten und verschnaufen. Selbst unverletzt und gut ausgeruht wäre dieser Weg äußerst mühsam gewesen, und jetzt hatten die beiden sogar noch eine schwere Last zu schleppen.
     
    „Hoffentlich sind wir bald wieder an der frischen Luft!“, stöhnte Mugel.
     
    Nach fast zwei Stunden Fußmarsch erreichten sie schließlich das Ende des Ganges. Eine eiserne Wendeltreppe führte nach oben. Erschöpft schleppten sich die beiden die Treppe hoch, die bedenklich unter dem Gewicht der drei Personen wackelte und schwankte. In gut zehn Meter Höhe befand sich eine alte Holzluke, direkt unter der steinernen Decke. Himbi packte den rostigen Griff der Luke und drückte mit ganzer Kraft dagegen. Nichts bewegte sich. Mugel packte mit an. Zusammen drückten und rüttelten sie so stark sie konnten an der Luke. Diese fing nach einer Weile an, sich leicht zu bewegen. Noch einmal stemmten sich die beiden voll gegen die Luke. Mit einem rostigen Quietschen sprang diese schließlich auf und schlug dumpf auf gräsernen Boden. Dicke Sonnenstrahlen schienen durch die offene Luke und blendeten die beiden. Sie blickten direkt in strahlendblauen Himmel. Nach der langen Zeit unter der Erde war dies ein wunderschöner Anblick. Eine seichte Brise wehte ihnen entgegen. Der Duft des Waldes umspielte ihre Nasen. Erleichtert kletterten die beiden ans Freie und zogen sogleich die Frau aus dem Loch. Erschöpft ließen sie sich auf den weichen Waldboden fallen und streckten alle Glieder von sich. Fast kam es ihnen so vor, als seien sie im Paradies angekommen. Alles um sie herum war wunderschön. Die Sonne wärmte ihre geschundenen Körper und die Vögel zwitscherten ihre Lieder. Nichts erinnerte jetzt noch an die skurrile Szenerie, die hier noch vor wenigen Tagen vorgeherrscht hatte. Nichts Unheimliches war mehr an diesem Ort, obwohl er sich so dicht an der verwunschenen Burg befand. Nach einer Weile setzte sich Mugel auf und guckte sich den Ort, an dem sie sich nun befanden genauer an.
     
    „Das gibt es doch gar nicht! Hey Himbi, fällt dir eigentlich gar nichts auf?“ fragte er erstaunt.
     
    Himbi rappelte sich ebenfalls auf und sah einmal in die Runde.
     
    „Das ist ja verrückt!“, sagte er und stand langsam auf.
     
    Die beiden befanden sich unweit neben dem alten Aussichtsturm, an dem sie vor einigen Tagen ihr Nachtlager aufgeschlagen hatten. Offenbar war der unterirdische Gang, der zur verwunschen Burg führte, eine Art Flucht- oder Versorgungstunnel. Himbi ging zu einem der übrig gebliebenen Mauerresten des Turmes. Dicke Moosschichten überwucherten die alten grauen Steine. So weit Himbi sehen konnte, war keine Gefahr auszumachen.
     
    „Ich schlage vor, wir verbringen hier die Nacht. Ein bisschen Ruhe wird uns jetzt gut tun!“ sagte er zu Mugel.
     
    Dieser stimmte seinem Freund ohne groß darüber nachzudenken zu. Das unbehagliche Gefühl, das noch vor einigen Tagen hier vorgeherrscht hatte, war wie verflogen. Gerade als Himbi zurück zu Mugel gehen wollte, da hörte er hinter dem

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