Polifazios Vermächtnis (German Edition)
Himbi ganz genau ansehen, dass er gerade an seinen Vater und an Iria dachte.
„Er wäre bestimmt stolz auf dich gewesen. Ich habe dich in der Krypta kämpfen sehen. In dir scheint mehr von Fobosch zu stecken, als du im Moment vielleicht glaubst. Als du dich schützend vor mich gestellt hast, da konnte ich mir für einen Moment gut vorstellen, warum dein Vater zu seinem Titel Drachenkrieger gekommen ist.“ flüsterte Mugel.
Himbi musste lächeln, antwortete aber nicht. Erst nach einer ganzen Zeit richtete er wieder das Wort an Mugel.
„Wir haben keine Vorräte mehr, doch nach Gundal ist es nicht mehr weit. Ein Tagesmarsch, wenn überhaupt. Ich schlage vor, wir reisen morgen früh dorthin.“
Mugel richtete sich bei dem Wort Gundal erschrocken auf. Schlagartig verfinsterte sich seine Mine.
„G … Gundal?! Warum denn ausgerechnet Gundal?“ stammelte er nervös.
Himbi sah seinen Freund irritiert an.
„Wir haben nichts mehr zu essen. Nach Xandriat kommen wir nicht mehr zurück, ohne zu verhungern. Und kennst du vielleicht eine andere Stadt hier in der Nähe? Was ist denn bloß los mit dir? Du guckst, als würde dich der Totenbeschwörer selbst in Gundal erwarten!“ sagte Himbi.
Mugel schüttelte verlegen den Kopf und winkte mit seiner Hand ab.
„Ach Quatsch. Nein, du hast ja recht. Sag, hast du nicht mal etwas von einem Bekannten erzählt, der in Gundal wohnt? Wie hieß der noch gleich Grimo?“ wechselte Mugel das Thema.
Himbi merkte, dass es Mugel deutliches Unbehagen bescherte, nach Gundal zu reisen. Fast kam es ihm so vor, als würde er sich vor der Stadt, oder irgendetwas in der Stadt fürchten. Doch Himbi wollte nicht weiter darauf eingehen. Mugel würde ihm schon erzählen, was los war, wenn er es für richtig hielt. Und außerdem hatten die beiden wirklich keine andere Wahl, als nach Gundal zu reisen.
„Nicht Grimo. Gromit! Er war der beste Freund von Fobosch und war mir nach Mutters Tot wie ein zweiter Vater. Er wird uns Obdach gewähren und kann uns sicherlich dabei helfen, jemanden zu finden, der uns dieses Buch übersetzt. Außerdem kennt er bestimmt auch jemanden, der sich um die Frau kümmern kann.“ antwortete er auf Mugels Frage.
„ Ja, das ist bestimmt das Beste. So, jetzt will ich aber versuchen etwas zu schlafen. Ich bin tierisch müde!“ sage Mugel und schloss die Augen.
Himbi sah noch eine Weile in den Sternenhimmel und dachte an vergangene Zeiten. Gerade, als er sich ebenfalls passend zum Schlafen zurechtgelegt hatte, fing seine Tasche plötzlich an zu zucken. Erst war es kaum zu spüren, aber langsam wurde das Zappeln immer stärker. Himbi erschrak kurz, erinnerte sich dann aber schnell wieder an den seltsamen Inhalt der Tasche, den er bei all den Abenteuern der letzten Tage ganz vergessen hatte. Sofort öffnete er seine Tasche und griff hinein. Himbi griff die zappelnde Kugel und spürte sofort wieder dieses elektrisierende Kribbeln in der Hand. Dieses Mal war das Kribbeln noch viel intensiver, als an dem Tag, als sie das Irrlicht auf dem Waldboden gefunden hatten. Himbi zog seine Hand aus der Tasche. Diese leuchtete extrem stark in einem kräftigen, Wunderschönen grün. Fast schien es, als würde die Sonne persönlich aus Himbis Hand strahlen. Nach einer kurzen Zeit konnte Himbi das Kribbeln in seiner Hand nicht mehr ertragen und öffnete sie. Sofort erhob sich das Irrlicht einige Schritte in die Lüfte und flog wie befreit hin und her. Himbi beobachtete fasziniert das Schauspiel. Offenbar hatte sich das Irrlicht wieder erholt. Mugel schenkte dem Spektakel keine Beachtung. Er schlief unbekümmert weiter. Nach einiger Zeit sah Himbi weitere Irrlichter, die zwischen den Bäumen umherflogen, jedoch in sicherem Abstand zu ihrem Nachtlager blieben. Plötzlich flog das Irrlicht auf seine Artgenossen zu. Himbi lächelte und war froh, dass es diesem seltsamen Wesen wieder gut ging. Auf halber Strecke zu seinen Kameraden blieb das Irrlicht plötzlich stehen und kehrte um. Blitzschnell flog es auf Himbi zu und verharrte nur wenige Zentimeter vor dessen rechtem Ohr. Plötzlich vernahm Himbi ein kaum hörbares Geflüster. Das Irrlicht säuselte etwas in einer ihm unbekannten Sprache in sein Ohr. Das leise Säuseln drang direkt in seinen Kopf, und es fühlte sich so an, als würde es sein Gehirn elektrisch aufladen. Und obwohl Himbi die Sprache des Irrlichts nicht kannte, verstand er auf wundersame Weise alles, was es ihm sagte. In diesem
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