Polifazios Vermächtnis (German Edition)
letzten Kräfte und trug seinen Freund Mugel in das alte Gästezimmer, in dem er immer zusammen mit seinem Vater geschlafen hatte, wenn sie Gromit in Gundal besuchten. Nachdem er Mugel in das Bett gelegt und zugedeckt hatte, ließ er sich ebenfalls in sein eigenes fallen. Wie ein Stein fiel er auf die weiche Matratze und versank sofort in einem tiefen, erholsamen Schlaf.
Die Sache mit den Dieben
Es war bereits fast Mittag, als die beiden Freunde von der Sonne im Zimmer geweckt wurden. Noch immer steckte der lange, beschwerliche Marsch in ihren Knochen. Doch der lange Schlaf hatte ihnen richtig gut getan. Es war eben doch was anderes, in einem richtigen Bett zu schlafen, oder auf dem harten Boden in der Wildnis.
„ Guten Morgen!“, sagte Mugel und streckte alle viere laut gähnend von sich.
Nachdem die beiden richtig wach waren, standen sie auf und gingen in die Küche. Dort hatte Gromit, wie er es versprochen hatte, ein leckeres Frühstück für die beiden vorbereitet. Auf dem großen Holztisch standen leckeres Brot, gekochte Eier, Käse, Wurst und frisch gepresster Orangensaft, in einer riesigen, durchsichtigen Glaskanne.
„Das sieht ja köstlich aus!“, sagte Himbi und rieb sich genüsslich die Hände vor dem Bauch.
Die beiden ließen sich nicht lange Bitten und machten sich sofort über den reichlich gedeckten Frühstückstisch her. Als sie mit dem Essen fertig waren, wuschen sie noch schnell das Geschirr ab und räumten das, was sie nicht gegessen hatten, wieder in den kleinen Vorratsraum, dessen Tür sich in der einen Ecke der Küche befand. Anschließend gingen sie ins Wohnzimmer und setzten sich ein bisschen zu der Frau. Wie es Akel ihnen gesagt hatte, rieben sie sie mit der eigens angerührten Salbe ein. Plötzlich, gerade als sie mit dem Einreiben fertig waren, machte die Frau zum ersten Mal ihre Augen auf. Erschrocken blickte sie sich im Raum um und versuchte sich zu orientieren. Große Furcht war in ihren Augen zu sehen.
„Schhh…Ganz ruhig!“ sagte Himbi. „Du bist hier in Sicherheit! Niemand will dir hier etwas tun.“
Erleichtert ließ sich die Frau wieder auf das Sofa sinken. Sie war noch immer sehr erschöpft. Mugel wischte ihr mit einem feuchten Tuch Schweiß von der Stirn.
„Sag, wer bist du überhaupt und kannst du dich an irgendetwas erinnern?“, fragte er.
Die Frau sah ihn mit müden Augen an.
„Ich … ich bin Levicia Schwa … Levicia. Nennt mich Levicia! Ich bin eine Hexe. Eine gute Hexe! Antwortete sie ohne Kraft in ihren Worten und fast nicht hörbar. „Eine Hexe? Das ist schon ziemlich ungewöhnlich für diese Gegend!“ stellte Himbi verwundert fest.
Mit einem Male richtete sich die Hexe wieder auf.
„Ich muss zurück zur Burg! Ich muss ihn aufhalten, bevor … bevor er …“ doch sie schaffte es nicht, ihren Satz zu beenden.
Bewusstlos sank sie wieder zurück auf das Sofa. Die beiden Freunde sahen sich nachdenklich und besorgt an.
„Sie meint bestimmt diesen widerlichen Totenbeschwörer. Doch was könnte sie bloß gemeint haben. Meinst du, dass der noch irgendetwas vorhat?“ fragte Mugel.
Himbi zuckte mit den Schultern. Er wusste es nicht. Doch offenbar wusste die Hexe Dinge, die sie nicht wussten. Sobald sie wieder bei Kräften war, müsste sie ihnen alles erzählen. Soviel stand fest.
„Also gut, Levicia wird bestimmt noch eine ganze Weile schlafen. Lass uns in der Zwischenzeit zu Tore Andersson gehen und ihm das Buch zeigen. Vielleicht klären sich dann einige Dinge schon ganz von selbst!“ sagte Himbi und ging zu der Garderobe neben der Tür, um seinen Mantel anzuziehen.
Zögerlich machte Mugel es ihm nach. Und wieder vermummte er sich derart mit seinen Sachen, dass man nur noch seine Augen sehen konnte.
„Was soll diese Maskerade?“, fragte Himbi und öffnete amüsiert die Tür.
„ Maskerade? Wer maskiert sich hier?“ versuchte Mugel abzulenken. „Los, lass uns keine Zeit verlieren!“, fügte er hastig hinzu und marschierte geradewegs aus der Tür hinaus auf die Straße.
Himbi folgte ihm kopfschüttelnd.
„Ach Mist! Warte Mugel, ich hab das Buch drinnen vergessen. Ich hole es schnell!“ stoppte er Mugel und rannte hastig zurück in Gromits Haus.
Das Buch lag noch immer neben einem der Sessel im Wohnzimmer. Schnell packte er es und wendete sich wieder der Haustür zu, als Mugel plötzlich wie gelähmt im Flur stand. Noch bevor Himbi ihn fragen konnte,
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