Polifazios Vermächtnis (German Edition)
etlichen wertvoll aussehenden Gemälden und orientalischen Teppichen behangen. Hier und dort hingen Portraits von unbekannten Männern und Frauen. Die beiden Freunde wurden direkt vor die fünf Throne geführt, auf denen alte Männer in königlichen Gewändern saßen. Vor den Thronen wurden sie von den bewaffneten Männern ohne Worte in die Knie gezwungen. Auf dem mittleren Thron saß ein besonders alter und weise aussehender Mann. Dieser erhob, nachdem er die beiden gründlich gemustert hatte, das Wort.
„Ah, mein alter Freund Mugel! Ich muss schon sagen, dein Mut ist beeindrucken. Oder ist es Dummheit, die dich leitet? Ich war ziemlich überrascht, als einer meiner Leute mir gestern davon berichtete, dass du wieder in der Stadt bist. Doch sag, was von dem, was ich dir bei unserer letzten Begegnung sagte, hast du nicht verstanden?“
Mugel blickte den Alten ehrfürchtig an.
„Louis, bitte, die Dinge sind anders, als sie scheinen. Ich habe alles ganz genau verstanden. Ich bin nicht hier, um jemals wieder zu stehlen. Es ist nur, mein Freund und ich, wir sind hier, weil wir…“ für einen Moment stockte Mugel und überlegte, was er Louis am besten sagen konnte.
Dieser sah ihn interessiert an.
„Es ist so. Wir besuchen Himbis alten Freund Gromit. Soviel wisst ihr ja bereits. Ich musste ihn begleiten. Niemals hätte ich ihn die gefährliche Strecke durch die Sümpfe der Kantharo – Ebene alleine gehen lassen können. Jetzt, wo die Räuber in den Sümpfen wieder so aktiv sind!“ stammelte er sich zurecht.
Himbi rechnete es ihm hoch an, dass er nichts über ihren eigentlichen Beweggrund gesagt hatte, der sie nach Gundal führte. Die fünf Männer steckten für einen Moment ihre Köpfe zusammen und beratschlagten sich. Anschließend erhob Louis wieder das Wort.
„Mugel! Wieder einmal hast du gegen den Kodex des großen Juan Franko el Balthasar und somit gegen bestehendes Gesetz der Diebesgilde Gundals verstoßen. Wieder hast du eine unserer Warnungen nicht beachtet. Dieses Mal wirst du deine gerechte Strafe bekommen, ebenso dein Freund. Was das heißt, brauche ich dir ja nicht mehr zu erklären. Wachen, bringt die Gefangen ins Verließ, bis sie Läuterung erfahren sollen! Dies ist die Entscheidung des Gildenrates!“
Mugel wusste, dass Louis diese Worte sagen würde, hatte aber insgeheim gehofft, doch noch mit einem blauen Auge davon zu kommen. Himbi wusste nicht, was nun mit ihm und Mugel passieren würde. Irritiert sah er seinen Freund an, der kreidebleich zu Boden blickte. Nach den Worten Louis wurden sie sofort gepackt und in den Keller des Hauses gebracht, wo sie in das Verließ gesteckt wurden. Gefasst setzte sich Mugel auf eine Pritsche. Außer sich vor Wut lief Himbi in der Zelle auf und ab. Schließlich hielt er es nicht mehr aus.
„Mugel, kannst du mir vielleicht mal erklären, was hier eigentlich los ist?!“, schrie er Mugel an.
„ Nun, ich weiß, ich hätte dir vorher alles erzählen sollen. Aber, irgendwie ergab sich dafür nie die richtige Gelegenheit.“ antwortete Mugel ruhig.
„ Jetzt schieß endlich los. Wenn dies nicht die passende Gelegenheit ist, dann kommt sie nie!“
„ Also gut. Ich habe dir doch erzählt, dass ich geschäftlich in Gundal zu tun hatte. Die Sache ist ganz einfach die. Ich bin kein Mitglied der Gilde und habe somit kein Recht in Gundal zu stehlen. Das hängt mit dem Kodex zusammen und würde jetzt zu lange dauern, es zu erklären. Aber das ist nicht das eigentliche Problem. Also, sie haben mich beim unerlaubten Stehlen erwischt und mich praktisch aus der Stadt verbannt. Dafür bestraften sie mich nicht. Doch ich musste versprechen nie wieder zu kommen, sonst würden sie …“ Mugel musste bei dem Gedanken an die bevorstehende Bestrafung schlucken.
„ Was würden sie? Was wollen die mit uns machen?“ fragte Himbi eindringlich nach.
Betroffen sah ihn Mugel in die Augen.
„Sie werden uns Stiefel aus Zement anziehen und in der Nacht im Hafenbecken versenken.“
Himbi war entsetzt und hielt für einen Moment den Atem an. Dann setzte er sich ebenfalls auf eine der Pritschen. Er konnte es nicht glauben.
„Sie bringen uns tatsächlich um? Was um alles in der Welt hast du denn versucht zu stehlen?“ setzte Himbi nach, der sichtlich unter Schock stand.
„ Nun, äh … wie soll ich dir das nur erklären. Den Gildenstein.“ antwortet Mugel verlegen.
„ Den Gildenstein? Ist es das, wonach es sich
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