Polifazios Vermächtnis (German Edition)
Kinn zusammen.
„So, wobei meint ihr, kann ich euch helfen?“, fragte er nach einer kurzen Atempause.
„ Wir haben dieses Buch hier gefunden, können es aber nicht lesen. Wir hoffen, dass ihr uns sagen könnt, was darin geschrieben steht!“ sagte Himbi und überreichte dem alten Mann das Buch.
Dieser legte es vor sich hin und strich fasziniert mit seiner Hand über die Inschrift auf dem Umschlag.
„So, so. Ich soll euch dieses Buch übersetzten. Es wird mir ein Vergnügen sein. Doch dafür brauche ich absolute Ruhe! Geht jetzt und kommt heute Abend wieder. Dann dürfte ich damit fertig sein.“ sagte Tore ohne seinen Blick von dem Buch abzuwenden.
Die Augen des Mannes schienen jetzt noch größer zu werden, und sein Gesicht schien förmlich zu glühen. Offenbar faszinierte das Buch ihn derart, dass er gar nicht anders konnte, als dessen Inhalt zu verschlingen. Die beiden Freunde sahen Tore noch eine Weile an. Es schien das Größte für ihn zu sein, Bücher zu lesen. Warum sonst hätte er sich auch eine solch große private Bibliothek zulegen sollen? Nach einer Weile blickte Tore kurz auf.
„Ihr seid ja immer noch da. Los, husch, husch!“ sagte er genervt und winkte hastig mit seiner Hand.
Verlegen suchten die beiden das Weite.
„Das ist vielleicht ein seltsamer Kauz! Ob der jemals einen Schritt vor die Tür macht?“ fragte Mugel.
Himbi zuckte bloß mit den Schultern. Erst jetzt spürte er, wie Müdigkeit in alle seine Knochen kroch. Immerhin hatten sie die ganze Nacht durchgemacht. Und in Angesicht ihres sicheren Todes war im Kerker nicht an Schlaf zu denken gewesen. Müde und erschöpft gingen die beiden zurück zu Gromits Haus. Noch bevor sie die Haustür erreichten, wurde diese von Gromit geöffnet. Besorgt rannte er auf die beiden zu und fasste sie an die Arme.
„Wo um alles in der Welt seid ihr bloß gewesen? Wisst ihr eigentlich, wie viel Sorgen ich mir gemacht habe? Ihr hättet wenigstens eine Nachricht hinterlassen können!“ sagte er ein wenig sauer und froh zugleich, die beiden wohlauf wieder zu sehen.
Und plötzlich sah Himbi den ersehnten Schlaf dahinschwinden. Er kannte Gromit, und er wusste, dass sie ihm nun alles ganz genau erzählen mussten. Bevor sie das jedoch taten, gingen sie hinein und setzten sich ins Wohnzimmer.
„Wir erzählen dir alles, aber wie wäre es erst einmal mit einem Frühstück? Wir haben tierischen Hunger.“ sagte Himbi zu Gromit.
Dieser nickte ihm mit einem freundlichen Lächeln zu und verschwand schnell in der Küche, um ein Tablett mit Essen zusammenzustellen. Während sie aßen, erzählten sie Gromit alles, was er wissen wollte. Von Louis und der Diebesgilde. Von Fospel und den magischen Artefakten und von dem Mordauftrag. Fasziniert hörte Gromit ihnen zu. Immer wieder fragte er bei manchen Sachen genauer nach, um alles richtig verstehen zu können. Als sie mit dem Erzählen fertig waren, schüttelte Gromit bloß ungläubig den Kopf.
„Ihr beiden habt wirklich mehr Glück als Verstand!“ lachte er und begann damit, den Tisch wieder abzuräumen.
„ Das finde ich allerdings auch!“, sagte plötzlich eine weibliche Stimme.
„ Levicia?! Bist du etwa wieder gesund?“ fragten die beiden Freunde gleichzeitig.
Sie sahen zu dem großen Sofa, auf dem die Hexe noch immer zugedeckt lag. Diese lächelte die beiden an.
„Offensichtlich. Und es ist schön, dass ihr es auch noch seid!“ antwortete sie noch immer etwas geschwächt.
Während die Freunde verschwunden waren, war Levicia wieder etwas zu Kräften gekommen.
„Ich habe mich noch gar nicht richtig bei euch beiden bedanken können.“ fing sie nach einiger Zeit wieder an.
„ Ach nicht doch, das war doch selbstverständlich!“, antwortete Himbi.
Levicia neigte ihren Kopf ein wenig zur Seite.
„So war es das? Nun, es gibt nicht viele Leute, die ihr Leben für eine Fremde aufs Spiel setzen. Ich bin euch bei eurer Flucht aus den Gewölben sicherlich zur Last gefallen.“ sagte Levicia.
„ Und wenn schon. Wir konnten dich doch nicht diesem schrecklichen Totenbeschwörer überlassen! Und außerdem hätten wir dich nicht mitgenommen, dann hätten uns die Skelette in der Krypta getötet. Ich würde sagen, wir sind Quitt!“ antwortete Himbi.
Die Hexe ließ sich die Worte einen Augenblick durch den Kopf gehen und nickte dann.
„Eines würde ich jetzt aber wirklich gerne wissen! Wo kommst du her, und wie bist
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