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Polifazios Vermächtnis (German Edition)

Polifazios Vermächtnis (German Edition)

Titel: Polifazios Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Riedel
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kamen, desto größer wurde das Schiff. Dennoch, als sie schließlich davor standen, machte es auf den Zwerg und den Troll keinen besonders sicheren Eindruck. Ihnen erschien es wirklich wie eine Nussschale, im Vergleich mit den Weiten des Meeres, in das sie hinaussegeln würden. Das Schiff war schon fast fertig beladen und die Drei kamen genau zur richtigen Zeit. An der Reling, neben dem großen Steg, über den man auf das Schiff gelangte, stand ein braun gebrannter Mann, dessen muskulöse Arme stark tätowiert waren.
    „ Das ist der Kapitän“, sagte Levicia.
     
    Himbi und Mugel sahen sich skeptisch an. Das sollte der Kapitän sein? Dieser heruntergekommene Mann?
     
    „Meine Güte! Was ist das hier für ein Seelenverkäufer? Ist das ein Sklavenschiff?“ fragte Himbi leise und besorgt.
    „ Keine Angst, das ist der beste Kapitän in der ganzen Stadt. Das hat zumindest Gromit gesagt.“ antwortete Levicia.
    „ Ah, ihr müsst die Passagiere sein? Ich bin Kapitän Sigmund Cordoba und ich heiße euch auf meinem Schiff, Schwarze Rose, willkommen!“ rief der muskulöse Mann vom Schiff zu ihnen herunter.
     
    Die Drei winkten ihm freundlich zu und führten Bruno vorsichtig über den Steg auf das Schiff.
     
    „Schwarze Rose? Weißt du, wie mir das hier alles vorkommt? Es kommt mir so vor, als sei das hier ein Piratenschiff!“ flüsterte Mugel zu Himbi, der ihm nickend zustimmte.
     
    Auf dem Schiff angekommen kam der Kapitän auf sie zu gehinkt und schüttelte ihnen zur Begrüßung noch einmal persönlich die Hand. Alle drei waren nicht sonderlich überrascht, als sich herausstellte, dass Kapitän Sigmund Cordoba ein Holzbein hatte. Sigmund wies sie an, Bruno unter Deck in den Laderaum zu bringen. Dieser war bis zur Decke beladen mit riesigen Kisten, die allerlei Handelsgüter verbargen. Himbi brachte Bruno in den kleinen Stall, der sich im hinteren Teil des Laderaums befand. Dort befanden sich noch einige Schafe sowie zwei Pferde.
     
    „Ach guck an, da hast du ja gute Gesellschaft!“, sagte Himbi zu Bruno und lud diesem das Gepäck vom Rücken.
     
    Als er damit fertig war, ging er wieder an Deck, wo die anderen noch immer beim Kapitän an der Reling standen. Das Schiff war nun fertig beladen und Sigmund gab mit rauer, tiefer Stimme den Befehl zum Ablegen. Einige Männer zogen die Planke an Deck und vertäuten sie fest am Boden. Mit langen, hölzernen Stangen stakten die Matrosen das tiefgängige und schwerfällige Schiff aus dem Hafenbecken. Als sie das offene Meer erreichten, nahmen die Wellen sogleich an Intensität zu und dass Schiff begann, leicht zu wackeln. Schließlich wurden sämtliche Segel gesetzt und die Schwarze Rose stach in See. Mugel und Himbi klammerten sich an der Reling fest. Langsam wurde der Hafen hinter ihnen immer kleiner, bis das Festland schließlich gar nicht mehr zu sehen war. Nach wenigen Minuten war um sie herum nur noch offene, tiefblaue See. Die beiden Gefährten wurden langsam immer blasser, bis schließlich keine Farbe mehr in ihren Gesichtern war.
     
    „Ich halte das keine zwölf Stunden aus!“, flüsterte Mugel Himbi zu.
     
    Dessen leeren Gesichtsausdruck konnte er entnehmen, dass es ihm genauso ging. Je weiter das Schiff ins Meer stach, desto mehr nahmen die Wellen zu. Zwar waren sie nicht bedrohlich und wurden von den alten Seebären nicht als Wellen im eigentlichen Sinne bezeichnet, doch waren sie für die beiden Freunde todbringende und mächtige Brecher. Etwas Gutes hatten die leichten Wellen dennoch. Sie brachten wenigstens etwas Farbe zurück in die Gesichter der Freunde. Das helle weiß wandelte sich binnen Minuten in ein bleiches Giftgrün. Die beiden fühlten sich hundeelend und sahen auch noch dementsprechend aus. Schließlich hielten sie es nicht mehr aus und übergaben sich laut würgend über die Reling. Alle Matrosen, die dem Schauspiel beiwohnten, lachten sich kaputt.
     
    „Ich muss hier weg, ich kann das Wasser nicht mehr sehen und riechen!“, fluchte Himbi.
     
    Arm in Arm, einander gegenseitig stützend, verkrochen sich Himbi und Mugel schließlich unter Deck in den Frachtraum. Mit flauem Magen legten sie sich auf etwas Stroh und versuchten an nichts mehr zu denken. Doch dies erwies sich als ungemein schwer bei der ganzen Wackelei des Schiffes. Levicia ging an Deck ganz nach vorne. Dort hatte sie ihre Ruhe, und dort starrte sie hinaus zum Horizont. In Gedanken fasste sie sich an die Stelle ihrer Brust, unter der sich ihr Herz befand. Noch immer

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