Polifazios Vermächtnis (German Edition)
nicht wahr sein könnte. Aus diesem Grund konnte kaum ein Zwerg schwimmen, und die die es konnten, die waren entweder sehr mutig, oder so dumm, dass sie nicht an die Geschichten glaubten. Jedenfalls wurden solche Zwerge immer etwas argwöhnisch und misstrauisch behandelt. Bei Mugel war die Sache mit dem Wasser eine andere. Grundsätzlich hatten Trolle kein Problem mit dem kühlen Nass. Anders verhielt es sich jedoch mit Mugel, der in seiner frühen Kindheit beinahe einmal in einem Goldfischteich ertrunken wäre. Nur durch Zufall war er damals gerettet worden. Seit diesem Erlebnis hielt sich Mugel stets vom Wasser fern.
„Gromit hat was?! Ein Schiff?! Ohne mich!“ stammelte Mugel erschrocken und geschockt.
„ Da schließe ich mich direkt an! Keine zehn Pferde bringen mich auf ein Schiff. Wir laufen!“ stimmte Himbi seinem Freund zu.
Levicia musste lachen. Gromit hatte sie, bevor die beiden aufgestanden waren, bereits darüber aufgeklärt, dass Zwerge es nicht so mit dem Wasser hatten. Das Mugel genauso reagierte wie Himbi, damit hatte er nicht gerechnet.
„Wir haben aber leider keine andere Wahl. Ich habe fast alle meine Zauberkräfte bei dem Versuch, aus den Gewölben der verwunschenen Burg zu entkommen, verbraucht. Es wird noch Tage dauern, bis ich wieder annähernd kräftig genug bin, um den Strapazen einer Wanderung standhalten zu können.“ sagte Levicia. „D … dann wird dich halt der Esel tragen, bis es dir wieder besser geht!“, stammelte Mugel, einen Ausweg suchend.
„ Ja, Bruno wird dich tragen!“, schloss sich Himbi wieder seinem Freund an.
Gromit konnte sein Lachen nun nicht mehr länger verstecken. Mit einem Male platzte in ihm ein Knoten und er fing an, lauthals zu lachen. Seine Wangen färbten sich schlagartig blutrot und er klopfte sich heftig mit beiden Händen auf die Schenkel. Innerlich malte er sich aus, wie die beiden Gefährten auf dem schaukelnden Schiff weit aufs Meer hinausfuhren und tiefgrün anliefen. Die ganze Sache hätte ihn nicht so amüsiert, wenn er selbst hätte mitfahren müssen, denn auch er hasste das Wasser. Doch da er in der Gewissheit lebte, nicht hinauf auf das schreckliche Meer fahren zu müssen, war die ganze Sache für ihn noch viel amüsanter. Himbi und Mugel guckten ihn böse an.
„ Na toll, das ist ja mal wieder so typisch für dich! Du bist der schadenfroheste Zwerg, den ich kenne!“ sagte Himbi wütend.
Doch Gromit hörte nicht auf, zu lachen. Im Gegenteil. Sein Lachen wurde noch viel schlimmer.
„Levicia. Wir können unmög …“ fing Himbi an auf die Hexe einzureden.
Doch diese fiel ihm sogleich ins Wort.
„Genug! Bruno kann mich nicht den ganzen Weg bis in den Güldenen Wald schleppen. Und auch, wenn ich für diese Reise kräftig genug wäre, so würden wir dennoch mit dem Schiff fahren. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wer weiß, ob Zeliath Harizum seinen finsteren Plan nicht bereits schon in die Tat umgesetzt hat? Ein Fußmarsch bis zu den Quellen des Cedaron würde fast zwei Wochen dauern. Mit dem Schiff erreichen wir die Küste des Waldes noch heute Abend. Morgen könnten wir bereits bei Delvariel sein, sofern sie tatsächlich existiert!“ sagte Levicia ernst.
Mugel und Himbi sahen sich an. Schlagartig hörten sie auf, nach Ausreden zu suchen. Sie wussten, dass Levicia recht hatte. Wenn sie den Totenbeschwörer rechtzeitig aufhalten wollten, dann blieb ihnen gar nichts anderes übrig, als so schnell wie möglich den Güldenen Wald zu erreichen. Dennoch gefiel ihnen der Gedanke gar nicht, auf einem Schiff reisen zu müssen. Und eine weitere Sache gefiel ihnen noch viel weniger. Hatte die Hexe gerade gesagt, mit dem Schiff würden sie die Küste des Waldes noch heute Abend erreichen?
„ H … heute Abend? Heißt dass?“ fragte Mugel nach einer kurzen Zeit.
„ Ja, ganz recht. Nach dem Frühstück geht es los! Gromit hat bereits für alles gesorgt. Der Esel ist bis oben hin mit Vorräten bepackt. Ebenso eure Rucksäcke. Und wie gesagt, ein passendes Schiff steht auch schon bereit. Wir haben noch eine knappe Stunde, dann geht es los!“ antwortete Levicia mit einem schadenfrohen Grinsen im Gesicht.
Mugel musste Schlucken. Das kam ziemlich überraschend. Auch Himbi saß geschockt in seinem Sessel und verlor langsam seine gesunde Gesichtsfarbe, die sich zu einem kreideähnlichen weiß wandelte. Gromit kam aus dem Lachen nicht mehr heraus. Dieser Spaß war einfach zu köstlich. Er wusste, dass
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