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Polifazios Vermächtnis (German Edition)

Polifazios Vermächtnis (German Edition)

Titel: Polifazios Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Riedel
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zum Sieg!“ rezitierte Himbi einen Teil des Reimes, der auf dem abgebrochenen Stalaktiten gestanden hatte.
     
    Levicia war überrascht. Soviel Intelligenz hatte sie den kleinen Zwergen gar nicht zugetraut. Und außerdem war sie zutiefst überrascht, dass Himbi nicht ebenfalls genau wie Mugel der Goldgier erlegen war. Die Zwerge waren im ganzen Land berüchtigt für ihre Gier nach dem goldenen Material.
     
    „Richtig, der Schädel. Dann haben wir also bereits einen Teil des Rätsels gelöst! Der Schädel auf dem Altar sagt in sofern die Wahrheit, dass er uns den Weg weißt, der nicht zum Ziel führt. Ich meine, er ist so eine Art Warnung vor dem falschen Weg, versteht ihr?“ sagte Levicia nach einer kurzen Zeit des Schweigens. „Aber das ergibt doch keinen Sinn. Hier geht es nur geradeaus. Es gibt keinen anderen Weg. Ich glaube nicht, dass er vor dem falschen Weg warnen soll. Es muss etwas anderes sein.“ antwortete Himbi auf Levicias Feststellung.
    „ Ach wie schön, wenn du offenbar alles besser weist, dann kannst du uns ja bestimmt auch sagen, was es mit diesem alten Schädel sonst auf sich haben soll!“, erwiderte Levicia beleidigt.
    „ Keine Ahnung, ich weiß es doch selber nicht!“ So stritten die beiden eine geraume Zeit miteinander und warfen sich ihre jeweiligen Ansichten vom Stand der Dinge um die Ohren.
     
    Mugel saß derweil gelangweilt noch immer dort, wo er nach Himbis Schlag auf den Boden gefallen war. Nachdenklich kratzte er sich mit der rechten Hand an seinem Kinn. Immer wieder sagte er leise die Strophe des Reimes auf, in der der Schädel vorkam.
     
    „Ein bleicher Schädel dir die Wahrheit sagt“, flüsterte er immer wieder.
     
    Während die anderen beiden immer weiter stritten, kam ihm plötzlich eine Idee, die ihm so absurd vorkam, dass er sie selber für völlig unbrauchbar erachtete. Doch warum eigentlich nicht? Was hatte er schon zu verlieren? Mit einem flapsigen Schulterzucken rappelte er sich auf, ging einen Schritt an seinen Gefährten vorbei und blieb dann mitten im Gang stehen.
     
    „Bleicher Schädel! Wir sind hier, um die Dolche zu holen! Weise uns den Weg, denn wir verlangen es von dir!“ erhob er völlig unerwartet das Wort mit immenser Kraft in der Stimme.
     
    Levicia und Himbi hörten augenblicklich auf zu streiten, als sie Mugels Worte vernahmen. Irritiert und ein wenig an dessen Intelligenz zweifelnd, sahen sie den Höhlentroll fassungslos an.
     
    „Jetzt spricht der schon mit einem Totenkopf! Ich glaube, die Goldgier hat seinen Verstand völlig zerstört.“ flüsterte Levicia zu Himbi, der ihr nickend zustimmte.
     
    Wenigstens in dieser Hinsicht waren er und die Hexe einer Meinung. Mugel stand noch immer breitbeinig im Gang und starrte den Schädel an. Doch nichts passierte. Nach einem peinlichen Moment des Schweigens versuchte er es erneut. Dieses Mal deutete er drohend mit seinem rechten Zeigefinger auf den Schädel und wiederholte seine vorhin gesprochenen Worte. Wieder geschah nichts. Enttäuscht drehte sich Mugel zu seinen Gefährten um und zog die Schultern in die Höhe.
     
    „Nun, ich habe es wenigstens versu …“ fing er an sich zu rechtfertigen, doch er schaffte es nicht, seinen Satz zu beenden.
     
    Ein markerschütternder, schriller Schrei ließ die Drei fürchterlich zusammenzucken. Sofort sahen sie in Richtung Altar, von wo aus der Schrei kam und sahen den Schädel mit weit aufgerissenem Kiefer. Zufrieden verschränkte Mugel seine Arme vor dem Bauch.
     
    „Hehehe, ich habe es doch gewusst! Man muss den Reim wörtlich nehmen! Und, haltet ihr mich jetzt immer noch für Dumm?“ fragte er seine Gefährten, die einsehen mussten, dass sie ihren Freund zu schnell verurteilt hatten.
     
    Nach einer Weile hörte der Schädel abrupt auf, zu schreien.
     
    „Ihr seid gekommen, die Dolche für euch zu beanspruchen. Doch wisst, dass dieses Unterfangen mit einer schrecklichen Aufgabe verbunden ist. Um den Altar mit den Dolchen zu erreichen, müsst ihr den Saal des Leidens unbeschadet passieren! Dieser Saal enthält alle nur erdenklichen Qualen und Leiden sowie Dinge, die jenseits eurer Vorstellungskraft liegen. Der Saal vermittelt bruchstückhaft den Eindruck davon, was passieren würde, wenn Polifazio noch, oder wieder, am Leben wäre. Nur, wer diesen Saal passieren kann, ist würdig, mit den Dolchen nach seinem Gutdünken zu verfahren. Entscheidet jetzt! Um zu fliehen, nehmt den von euch aus linken Gang, öffnet an dessen Ende die geheime Tür ins

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