Polifazios Vermächtnis (German Edition)
immer uns hinter dieser Tür erwartet. Wir dürfen uns unter keinen Umständen trennen. Nur zusammen haben wir eine Chance diesen Saal zu durchqueren.“ sagte Himbi zu Mugel und Levicia.
Diese waren zu aufgeregt, um irgendetwas antworten zu können. Die Spannung in der Luft war allgegenwärtig. Die Drei hielten noch einen Moment inne und atmeten tief durch. Dann endlich fasste sich Himbi ein Herz und drückte sich mit all seiner Kraft gegen die beiden Flügel der Tür. Anfangs passierte gar nichts, doch Himbi gab nicht auf. Schließlich stemmten sich Mugel und Levicia ebenfalls gegen die Tür und drückten so stark sie konnten. Und endlich gab die Tür nach. Langsam klappte sie nach innen auf. Ein winziger, schmaler Spalt entstand zwischen den beiden Flügeln der Tür. Wie in Zeitlupe wurde er immer größer, bis die Tür schließlich ganz aufgeschwungen war. Im Inneren des Saales war es stockdunkel. Die Drei konnten nichts erkennen. Nicht einmal die Größe des Saales konnten sie erahnen. Zögerlich traten sie ein, sich immerzu in der Hoffnung umblickend, etwas erkennen zu können. Mugel war froh, dass Levicia immer noch seine Fackel dabei hatte. Sobald sie ihnen gefolgt war, würde es hell werden im Saal. Mugel blickte sich zur Tür um. Zu seiner Überraschung war diese verschwunden. Nicht der kleinste Lichtstrahl war zu sehen. Verängstigt ertastete er die Person neben sich und stellte fest, dass es Levicia war. Doch wenn sie bereits hier war, warum war es dann noch nicht hell?
„Hey Levicia! Hast du die Fackel ausgemacht?“ flüsterte Mugel so leise wie eben möglich.
„ Nein, die brennt lichterloh!“, antwortete Levicia beunruhigt.
„ Willst du mich auf den Arm nehmen?“, flüsterte Mugel und tastete an Levicias Arm entlang bis zur Fackel.
Im Glauben, die Fackel sei aus, fasste er beherzt ans obere Ende, um seinen Veracht zu bestätigen. Doch schon im nächsten Augenblick verfluchte er sich selbst. Als er die Spitze der Fackel mit seiner Hand berühre, da musste er schmerzhaft feststellen, dass diese Tatsächlich noch am Brennen war. Glühend brannte sich das brennende Holz in sein Fleisch. Sofort schrie Mugel vor Schmerz laut auf.
„Schhh!“ zischten ihn Himbi und Levicia an.
Zornig wedelte Mugel mit seiner verbrannten Hand vor seinem Mund herum und versuchte, sie durch Pusten zu kühlen. Die anderen beiden gingen vorsichtig weiter. Als sie sich schätzungsweise zehn Schritte von der Eingangstür zum Saal entfernt hatten, da hörten sie hinter sich plötzlich erst ein metallisches Schleifen und dann einen dumpfen Schlag. Offenbar war die Tür wieder zugeschlagen. Einen Augenblick später wurde es im Saal plötzlich hell. Die Drei trauten ihren Augen nicht. Sie befanden sich in einem riesigen Saal, dessen Decke sie nicht einmal bei Helligkeit sehen konnten. Zu ihrer Überraschung waren sie nicht mehr beisammen, sondern befanden sich getrennt in jeweils einer Ecke des Saales. Nur schwer konnten sie einander bei der Größe des Saales erkennen. Ein jeder erschien dem anderen wie ein kleiner Spielball. Alle drei standen auf einem hölzernen Sockel, der sich lediglich zwei Fingerbreit vom rot gefliesten Boden abhob. Auf dem Sockel war gerade genug Platz zum Stehen. Der Fußboden bestand aus Hunderten und Aberhunderten von quadratischen Fliesen, auf denen unterschiedliche, gleißend goldene, unbekannte Runen eingezeichnet waren. Plötzlich erschien in der Mitte des Saales die Illusion des Totenschädels, der sich auf dem Altar mit den Dolchen befunden hatte. Doch dieses Mal war er überdimensional groß. Mit gleicher düsterer Stimme sprach er zu den drei Gefährten.
„Dies ist der Saal des Leidens. Um ihn zu durchqueren, müsst ihr euch die Runen auf den Quadraten gut einprägen. Nur auf denen, auf denen das Zeichen des Lebens eingelassen ist, könnt ihr sichergehen. Eure Aufgabe ist leicht. Sammelt euch, wo es euch beliebt und passiert den Raum auf den besagten Quadraten. Doch bevor ihr beginnt, werde ich euch zeigen, was geschieht, wenn ihr ein falsches Quadrat betretet!“ Lachte der Schädel und verschwand, noch bevor einer der Drei etwas fragen konnte.
Keiner von ihnen kannte die Runen auf den Fliesen. Wie sollten sie wissen, welches das Symbol des Lebens war?
„Kennt einer von euch das Symbol?“, schrie Levicia durch den ganzen Saal.
Mugel und Himbi waren verwundert, dass selbst eine Magiebegabte das Symbol nicht kannte. Wie also sollten sie es dann
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