Polifazios Vermächtnis (German Edition)
Freie mit dem Stalaktit, oder versucht euer Glück im rechten Gang, der direkt in den Saal des Leidens führt. Doch ihr sollt wissen, dass es von dort kein Zurück mehr gibt. Wenn ihr euch für den rechten Gang entscheidet, werdet ihr entweder siegen und leben, oder verlieren und einen unvorstellbar schlimmen Tod sterben!“ Zischte der bleiche Schädel die drei Freunde an, um dann augenblicklich zu verstummen.
Eine Sekunde später öffneten sich zwei Gänge rechts und links neben der Gruppe. Beide führten ins Dunkle.
„Und, was schlagt ihr vor?“, fragte Mugel ein wenig eingeschüchtert von der Ansprache des Schädels.
Nachdenklich sahen sich die Drei an.
„Haben wir denn eine Wahl? Wir sind zu weit gekommen, um jetzt einfach davon zu laufen. Ihr habt Zeliath Harizum kennengelernt. Er wird bald hier sein und er wird nicht eine Sekunde lang zögern und den Saal des Leidens passieren. Seine Zauberkraft ist so stark, dass dies kein Problem für ihn darstellen sollte. Ich werde gehen, zu verlieren habe ich nichts. Es liegt bei euch, mich zu begleiten. Hier nehmt den Stalaktiten. Ich habe ja immer noch den Portalstein.“ sagte Himbi und hielt seinen Gefährten den Stein entgegen.
Mugel und Levicia sahen sich betrübt an. Einerseits wussten sie genau, dass Himbi recht hatte, doch andererseits hatten sie beide schreckliche Angst vor dem großen Ungewissen, dass sie in dem Saal erwartete. Plötzlich fingen die Eingänge links und rechts neben ihnen an, zu zittern. Langsam begannen sie, sich zu schließen. Sie hatten nicht mehr lange Zeit um sich zu entscheiden. Entschlossen trat Himbi in den rechten Gang ein und sah seine Freunde an. Mugel war hin und her gerissen.
„Ach was soll’s?! Ohne mich bist du doch sowieso aufgeschmissen!“ sagte Mugel schließlich und trat ebenfalls in den rechten Gang ein.
Levicia musste lächeln. Wieder bot sich ihr ein Schauspiel von Selbstlosigkeit und Edelmut, wie sie es niemals zuvor erfahren hatte. Zwischen dem Zwerg und dem Troll bestand eine unsichtbare Bande, die von solcher Festigkeit und Stärke war, dass selbst die Aussicht auf den sicheren Tod sie nicht zu erschüttern vermochte. Doch wie konnte so etwas sein? Levicia kannte so etwas nicht. Bislang kannte sie nur Egoismus und Niedertracht. Alle Leute, mit denen sie bislang verkehrt hatte, ihrer Mutter eingeschlossen, lehrten sie nur an ihr eigenes Wohl zu denken. Doch diese beiden Kerle hatten in der kurzen Zeit, die sie jetzt miteinander verbracht hatten, ihr gesamtes Weltbild derart ins Wanken gebracht, dass keine Sekunde verging, in der sie sich nicht fragte, ob der Weg, den sie bestritt, der richtige war. Langsam schloss sich der Eingang immer mehr, sodass nun kaum noch Zeit war, um hindurchzuschlüpfen. Levicia schüttelte die wirren und gefühlsduseligen Gedanken ab und besonn sich wieder auf ihre eigentliche Mission. Die Dolche waren ihr egal, genau wie die Tatsache, dass Zeliath Polifazio wieder beleben wollte. Das Einzige was sie interessierte war das Amulett. Doch, um dieses Wiederzubekommen, musste sie Zeliath anlocken und besiegen. Und der Köder waren die dreizehn Dolche. Entschlossen schlüpfte sie im letzten Moment durch den Eingang des rechten Ganges. Die beiden Freunde waren froh, dass die Hexe sich für sie entschieden hatte. Sollten sie sich in ihr getäuscht haben?
„Also gut, ich bin froh, dass wir dies zusammen durchziehen! Los kommt, gemeinsam werden wir den Gefahren des Saales trotzen!“ lachte Himbi, der wirklich erleichtert war, diesen Weg nicht alleine bestreiten zu müssen.
Gemeinsam gingen sie den Gang hinunter.
Der Saal des Leidens
Schon nach wenigen Metern endete der Gang vor einer mächtigen, eisernen Tür, die über und über mit den fürchterlichsten Kreaturen verziert war. Ein riesiger Drudenfuß war in blutroter Farbe mittig über beide Teile der zweiflügligen Tür gezeichnet. Beim Anblick der Kreaturen lief allen drein ein eisiger Schauer über den Rücken. Es gab nichts, dass nicht auf dieser Tür vertreten war. Dämonen, Geister, Ungeheuer und Wesen, welche die Drei niemals zuvor gesehen hatten. Die Tür war von solch enormer Größe, dass neben ihr Selbst die gut gewachsene Levicia wie ein winziger Zwerg erschien. Vier Angeln, die so groß waren wie der Zwerg und der Troll zusammen hielten die Tür. Sie waren außen angebracht und zeigten den Gefährten, dass sie nur nach Innen geöffnet werden konnte.
„ Also gut, was auch
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