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Polifazios Vermächtnis (German Edition)

Polifazios Vermächtnis (German Edition)

Titel: Polifazios Vermächtnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Riedel
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und Himbi die kläglichen Schreie von Mugel. Sie konnten ja nicht ahnen, was er vorhin erlebt hatte. In diesem Augenblick vergaß Himbi sein eigenes Leid und spürte plötzlich nur noch diesen immer stärker werdenden Drang, seinem Freund helfen zu müssen. Doch immer, wenn er losgehen wollte, brachte er es nicht fertig sein Podest zu verlassen. Zu groß war seine Angst, auf eine falsche Fließe zu treten. Und obendrein konnte er, bei all seinen schrecklichen Erinnerungen, keinen klaren Gedanken mehr fassen, geschweige denn, sich an die richtige Reihenfolge der Symbole erinnern, von denen er das des Lebens sowieso nicht kannte. Mugel hingegen hielt es nicht mehr aus. Diese schreckliche Dunkelheit erinnerte ihn jede Sekunde an jenes furchtbare Erlebnis aus seiner frühen Kindheit. Und es gab für ihn keine Möglichkeit dieser Erinnerung zu entrinnen. Es machte keinen Unterschied, ob er seine Augen nun auf oder geschlossen hatte. Nach einigen Minuten wandelte sich sein angsterfülltes Schreien in designiertes Wimmern.
     
    „Was sollen wir jetzt bloß tun?“, schrie Levicia zu Himbi herüber.
    „ Ohne Licht sind wir hier drin verloren!“, schrie Himbi verzweifelt zurück.
     
    Doch bei den Worten, die er sagte, kam ihm plötzlich eine Idee. Wie von Geisterhand verdrängten einst gehörte Worte seine schrecklichen Erinnerungen. Das Einzige an was Himbi jetzt noch denken konnte waren die Worte, die das Irrlicht ihm einst ins Ohr flüsterte, bevor es zurück in die Sümpfe der Kantharo – Ebene flog. Ohne länger darüber nachzudenken, schrie er die seltsamen Worte so laut er konnte. Levicia und Mugel wurden für einen Moment aus ihren Gedanken gerissen. Sie hörten eindeutig die Stimme ihres Freundes, doch sprach dieser in einer ihnen völlig unbekannten Sprache. Immer wieder schrie Himbi die Worte, so laut er konnte. Und tatsächlich. Es dauerte keine Minute, bis sich das bestätigte, was das Irrlicht ihm einst versprochen hatte. In der Mitte des Saales kam von oben plötzlich eine runde, in wunderschönem, kräftigem Grün leuchtende Kugel, die direkt auf Himbi zuflog. Überglücklich schrie Himbi vor Freude laut auf. Das Irrlicht hatte sein Versprechen gehalten. Zum Dank dafür, dass Himbi ihm einst das Leben rettete, versprach das Irrlicht ihm dort den Weg zu weisen, wo nichts die Dunkelheit zu durchdringen vermochte. Verwundert hörten Levicia und Mugel die Jubelschreie ihres Kameraden. Doch beide konnten sie nichts sehen. Keiner von ihnen sah das Irrlicht, das blitzschnell auf Himbi zugeflogen kam.
     
    „Jetzt hat er den Verstand verloren!“, dachte Levicia, die langsam jede Hoffnung auf Rettung verloren hatte.
     
    Ebenso stand es um Mugel. Auch er hatte sich damit abgefunden, hier im Saal des Leidens sterben zu müssen. Er für seinen Teil zog es vor, auf dem sicheren Podest auf den Tot zu warten. Mit der Vorstellung von einem der Dämonen zerrissen zu werden konnte er sich nicht anfreunden. Zwar würde dies sicherlich um einiges schneller gehen, doch war seine Furcht einfach zu groß. Zappelig schwirrte das Irrlicht um Himbis Kopf herum. Himbi spürte, wie es seine Gedanken las und verstand, was zu tun war. Es wies ihn an, ihm zu folgen. Ein mulmiges Gefühl machte sich in Himbi breit, als er dem Irrlicht auf das erste Symbol folgte. Eiseskälte kroch seine Beine hinauf, doch ansonsten geschah nichts. Es erschien kein Monster, das ihn in Stücke reißen wollte. Offensichtlich war er auf das richtige Symbol getreten.
    „ Macht euch keine Sorgen, ich komme und hole euch!“, schrie Himbi.
     
    Doch Levicia und Mugel glaubten nicht mehr daran, dass irgendetwas ihnen jetzt noch helfen könnte. Sie bedauerten, dass Himbi offensichtlich wirklich seinen Verstand verloren hatte, doch beneideten sie ihn auch ein wenig dafür. Sie würden noch ganze Tage auf den Tot warten müssen. Er hingegen würde es in wenigen Augenblicken hinter sich gebracht haben. Jeden Moment erwarteten sie die Todesschreie ihres Freundes. Doch diese blieben überraschenderweise aus. Vertrauensvoll folgte Himbi dem leuchtenden Irrlicht durch den Saal. Er sah nur noch auf die leuchtende Kugel. Bei jeder neuen Fliese, die er erreichte, sprach er zu seinen Freunden. Mugel konnte nach einigen Minuten deutlich erkennen, dass Himbis Stimme immer lauter wurde. Einige Minuten später hatte er keine Zweifel mehr. Himbi kam tatsächlich näher. Nicht mehr lange und er würde ihn erreicht haben. Doch wie war das möglich? Plötzlich keimte wieder

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