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Polizei-Geschichten

Polizei-Geschichten

Titel: Polizei-Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Dronke
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göttliche, erdenvergessende Glück, das wir
    zuweilen den jungen Müttern den Reiz der mädchenhaften
    Reinheit bewahren sehen. Ihr Auge, ihr schönes, großes,
    wasserblaues Auge, war von einer himmlischen Sanftmuth.
    Die langen Wimpern hingen darüber, wie Trauerweiden
    über dem Bild der Himmelssterne in dem friedlichen, hell-
    klaren Spiegel eines See’s, und das weiche, blonde Seiden-
    haar säumte mit seinen Wogen ihre ruhige Stirn, wie sil-
    berne Wolken den verklärten, träumenden Himmel. Ihre
    Wangen, wie zwei Purpurblüthen, strahlten den goldenen
    Glanz des frischen Lenzhauches. Ihre Gestalt war schlank,
    ihre Bewegungen fast schwebend, ihr Haupt sinnend, wie
    von wogenden Träumen gewiegt: sie glich einer Wasserlilie,
    die auf den Wellen schaukelnd, vergessend dahingetrieben
    wird. Sie war noch immer schön, jungfräulich schön, die
    siebzehnjährige, verlassene Mutter.
    Und ihre Mutterschaft! Wie verklärte dies süße Gefühl
    ihr ganzes Wesen! Wie strahlte ihr Auge, wie leuchtete
    der Ausdruck aller ihrer Züge frohlockend in dem Wider-
    scheine ihrer Mutterliebe! Wenn sie dastand, das weiße,
    fromme Gesicht über die Wiege ihres Kindes gebeugt,
    und ihr klopfendes Herz den Athem des Schlummers be-
    lauschte, eine weiße Statue im Ebenmaaß der vollendeten
    reinen Schönheit, Sorge und seliges Glück in ihren Mie-
    nen: welch köstliches Bild gewährte sie da! Und wie liebte
    sie auch ihr Kind! Es wäre ihr Tod gewesen, hätte sie es
    verlieren sollen.
    „Aber wer sollte es mir auch nehmen?“ sagte sie un-
    schuldig lächelnd. „Es giebt ja so Vielerlei auf der Welt,
    warum gerade das, das Einzige, was ich habe? Ja! Es wäre
    mein Tod, wenn ich das verlieren sollte!“ —
    
    Mathilde war aus einer kleinen Provinzialstadt unweit der
    Residenz. Ihr Vater, ein armer Handwerker, mußte sich sein
    kümmerlich Leben sauer werden lassen, denn die Familie
    war stark und der Verdienst von seiner fleißigen Hände
    Arbeit gering. Mathilde, als die Aelteste unter den Kindern,
    mußte zuerst versorgt werden, — was man nämlich bei
    Armen so versorgen heißt. Sobald sie in die Jahre kommen,
    wo sie einigermaßen Arbeit erhalten können, werden sie
    außer dem Hause bei Fremden in Dienst oder Lehre gege-
    ben. Alsdann fallen sie den Aeltern nicht mehr zur „Last,“
    und die Aeltern glauben sie hinlänglich versorgt zu wissen,
    wenn sie keine Nahrungssorgen mehr um dieselben haben.
    Mathilde sollte daher in Dienst gehen. Aber in der kleinen
    Stadt giebt es keinen bedeutenden Lohn; in der Residenz
    ist es besser, da wird sie gut gehalten und kann sich etwas
    ersparen, ja vielleicht ihr Glück machen, — auch ist sie
    da entfernter von Hause. Mathilde wurde also nach der
    Residenz geschickt.
    Hier fand sie denn bald einen Dienst in einer Schenk-
    wirthschaft. Sie war fleißig, willig und treu, und erwarb
    sich schnell die Zufriedenheit ihrer Dienstherrschaft.
    Die Gäste waren nicht minder zufrieden mit der jungen,
    schmucken Kellnerin. Sie kamen öfter, und es kamen auch
    Andere regelmäßiger, die sonst nur zufällig gekommen
    waren. Der Wirth wußte das zu schätzen, und hielt das
    Mädchen fast wie sein eigenes Kind. Sie fühlte sich sehr
    zufrieden und glücklich.
    Ihr Geschäft machte es nothwendig, daß sie sich mit
    den Gästen hin und wieder unterhalten mußte. Wenn sie
    ihnen die Getränke brachte, wurde sie gewöhnlich in’s Ge-
    spräch gezogen, und die jungen Leute füllten ihr Ohr mit
    lustigen Geschichten und einschmeichelnden Reden. Un-
    ter ihnen war Einer, auf den sie vorzugsweise den offensten
    Eindruck machte. Er war stiller und gesetzter, als die An-
    dern, seine Worte klangen so einfach und natürlich, und
    seine Augen blickten so treuherzig, er schien eine reine
    brüderliche Theilnahme für sie zu empfinden. Er sprach
    ihr nie von Liebe, und sie selbst dachte nicht daran. Sie
    fand ein unschuldiges, fast unbewußtes Gefallen an ihm,
    ihre Seele träumte von keiner Gefahr. Sie saß wohl öfter
    und länger bei ihm, als bei den Andern, aber geschah es
    nicht unwillkührlich? Kam er nicht meist gerade zu sol-
    chen Stunden, wo das Lokal weniger besucht, wo sie gerin-
    ger beschäftigt war? Sie hörte ihm gern zu, aber sprach er
    nicht so ruhig und unverfänglich? Es schien das Verhält-
    niß von zwei reinen, lange verbundenen Freundesseelen.
    Da kam der Frühling. Die Lüfte wurden wollüstig
    warm, die Bäume schlugen aus, die ganze Natur war in
    einer weichen, wallenden

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