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Polizei-Geschichten

Polizei-Geschichten

Titel: Polizei-Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Dronke
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Gährung. Das sechzehnjährige
    Mädchen gerieth jetzt zum erstenmal in eine seltsame At-
    mosphäre. Es ging etwas in ihr vor, und sie wußte nicht,
    was. Sie hatte ein Sehnen, einen unbewußten Drang, den
    sie nicht zu stillen wußte, ihre Glieder dehnten sich, ihre
    Augen sahen mit staunendem Begehren hinaus, es war ihr,
    als wäre Alles anders, verändert, doppelt geworden, gegen
    früher. An einem Sonntage, wo sie die Erlaubniß auszuge-
    hen bekommen hatte, begleitete sie ihr Freund hinaus in’s
    Freie. Sie hörte ihm heute mit andern Empfindungen zu,
    wie sonst. Ihr Herz war erfüllt von einem unerklärlichen
    Gefühl, es war ihr so eng und so weit, sie meinte fast zu
    ersticken, und sie schloß sich fester an ihren Begleiter an.
    Auch seine Worte waren anders, wie ehedem. Es klang
    ein Ton durch, den sie noch nicht gehört hatte, und der
    sie mit einer neuen Regung bis in’s Herz durchbebte. Auf
    dem Heimweg war es dunkel geworden. Als sie den Park
    vor dem Stadtthore erreicht hatten, setzten sie sich an
    dem Ufer eines See’s unter das junge duftige Grün des
    Laubes. Die Nacht war so schön. Am Himmel funkelten
    die Sterne, und ihr Licht zitterte blitzend auf dem stillen
    Spiegel des See’s, die nächtigen Gebüsche rauschten, die
    Blüthen hauchten einen wollüstigen Duft, und eine Nach-
    tigall schlug aus der Ferne leise, schmelzende Liebestöne.
    Das Mädchen saß in verzehrender, träumerischer Gluth,
    ihre Seele war ein flammendes, schwelgerisches Gebet.
    Der junge Mann schlug seinen Arm um ihren Leib, seine
    Worte tönten weich und verlockend in ihr Ohr, und als er
    einen Kuß, den ersten brennenden Kuß, auf ihre durstigen
    Lippen drückte, durchzuckte ein banges und doch so sü-
    ßes, schwellendes Zagen ihr ganzes Wesen. Sie schmiegte
    sich inniger und doch zitternd an ihn an. Das dunkle Laub
    rauschte mächtiger, die weißen Blätter fielen feucht und
    tropfend auf ihre warmen Schultern, eine Sternschnuppe
    fuhr durch den nächtigen Himmel und ihr Widerschein
    sprühte funkelnd über den leichtbewegten Spiegel des
    See’s.
    Als die silberne Mondscheibe am Himmel auftauchte,
    ordnete das Mädchen bang und bewegt ihr feuchtes Haar.
    Sie war gefallen, eine Sünderin, — und aus Liebe? Nein.
    Sie liebte ihn gar nicht. Es lag einmal in ihrer Natur, wer
    kann was dafür? —
    Nach einigen Wochen fand sie sich allein. Er war fortge-
    zogen — nach seiner fernen Heimath. Nicht einmal Lebe-
    wohl hatte er ihr gesagt, — ob aus Schmerz oder Scham,
    ich weiß es nicht. Aber er hatte sie verlassen, für immer
    verlassen, und — Andere hätten es vielleicht ebenso ge-
    macht. Es ist auch einerlei.
    Sie hatte ihn nie geliebt, und seit ihrem Fall sogar ver-
    abscheut. Daher vermißte sie ihn jetzt nur wenig. Sie hatte
    ihn zuletzt gleichgültig, ja mit mißtrauischem Haß betrach-
    tet, und als er, der dies veränderte Benehmen ihrem tiefen
    Schamgefühl zuschrieb, sie zu trösten versuchte, hatte sie
    ihm voll Ekel den Rücken gedreht.
    Jetzt war er fort, und die Zeit verrollte ihr wieder im al-
    ten Gleis. Sie war ruhig und still, sie dachte nicht mehr an
    ihn. Aber bald zeigten sich die Folgen ihres Fehltritts, und
    ein neues Gefühl bemächtigte sich ihres ganzen Wesens.
    
    Als die Wirthsleute den Zustand des Mädchens bemerkten,
    waren sie bemüht, ihr denselben so erträglich wie möglich
    zu machen. Sie erkannten sehr wohl, welchen Schatz für
    ihre Wirthschaft sie in dem jungen, schönen und thäti-
    gen Mädchen besaßen, und sie hofften mit Zuversicht, daß
    Mathilde nach ihrer Entbindung das Kind in fremde Pflege
    geben und in die Wirthschaft zurückkehren werde. Sie be-
    hielten sie daher so lange im Hause, als es irgend anging,
    erließen ihr allmählig jeden anstrengenden Dienst und
    pflegten sie mit der größten Aufmerksamkeit und Rück-
    sicht. Als die Zeit so weit vorgerückt war, wurde sie einer
    alten Frau in Pflege gegeben, um hier in Ruhe ihre Entbin-
    dung abzuwarten.
    Bald darauf gebar sie ein Mädchen. Das Kind war stark
    und gesund, und auch die Mutter erholte sich schnell, so
    daß ihre frühere Herrschaft sie bald wieder zu besitzen
    hoffen konnte. Aber Mathilde war gänzlich umgewandelt.
    Es war, als hätte in ihrem Innern eine Gluth geschlummert,
    die sich jetzt in vollen Flammen an einem einzigen Gegen-
    stand verzehrte. Ihr keusches Herz war plötzlich und desto
    mächtiger in heißer Liebe erwacht, und mit aller Kraft und
    Leidenschaft derselben umschloß sie ihr

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