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Polizei-Geschichten

Polizei-Geschichten

Titel: Polizei-Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Dronke
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Brieftasche bemerkte,
    stieg in ihm sogleich der Verdacht gegen den Handwerker
    auf, da er sich des verlegnen und zweideutigen Benehmens
    desselben erinnerte. Der Polizei-Kommissair, der alsbald
    herbeigeholt wurde, begab sich nach der Kammer Schenks,
    und sein erster Blick traf gleich den Gegenstand der Nach-
    forschung. Der Unglückliche hatte, von seinem Gewissen
    gefoltert, gar nicht daran gedacht, seinen Raub zu verbergen.
    Schenk wurde alsbald verhaftet und später zu sechs-
    wöchentlicher Einsperrung verurtheilt.
    Hatte in ihm schon das böse Bewußtsein seiner That
    die bittersten Gefühle erweckt, so wurde er während
    seiner Haft vollends von tiefster Beschämung und Reue
    ergriffen. Die Genossen, welche er hier fand, waren meist
    alte, mit Verbrechen vertrautere Gefangene, die den
    scheuen, in sich gekehrten Neuling mit der Jauche ihres
    Spottes übergossen. Schenk fühlte, wie sein Herz bei den
    rohen Späßen seiner in Sünde erzogenen Gefährten sich
    zusammenzog. Er gedachte mit Entsetzen, wie doch er
    auch denselben Weg dieser Unglücklichen bereits betreten
    habe, und die Zukunft, die er hier vor sich sah, erfüllte
    ihn mit verzweifelnder Angst. Der einzige Trost, der ihn
    noch aufrecht hielt, war seine Geliebte. Dies arme Wesen
    hing mit rührender Treue an ihm, und statt ihn in seinem
    Elend zu verlassen, hatte sie sich mit doppelter Hingebung
    an ihn angeschlossen. Ihr Herz blutete über das Vergehen
    und die beschämende Lage ihres Geliebten, aber sie dul-
    dete schweigend, ohne einen Laut der Klage zu äußern. Sie
    machte ihm keine Vorwürfe, sie redete ihm nie von ihrem
    Kummer, sie hoffte nur durch ihre Liebe ihn auf eine an-
    dere Bahn zu führen. Schenk wurde tief ergriffen von dem
    stummen Leiden dieser treuen Seele, und in stillen Stun-
    den sagte er sich oft, daß er noch einmal Alles aufbieten
    wolle, um sich ein ehrliches Leben zu sichern, und wenn
    ihm dies nicht gelänge, lieber vom Leben als von der Ehr-
    lichkeit zu lassen.
    
    Die Sonne des Glücks schien noch einmal über den beiden
    Liebenden aufgehen zu wollen.
    Schenk erhielt unmittelbar nach seiner Freilassung die
    Nachricht, daß eine alte Verwandte, deren er sich kaum
    erinnerte, gestorben sei und ihm ein paar Hundert Thaler
    hinterlassen habe. In dem befriedigenden Stolz des Ge-
    fühls, seine Vorsätze nun ausführen zu können, eilte er
    zu seiner Verlobten, und mit Thränen freudiger Hoffnung
    versprach er ihr jetzt, das Glück ihres Lebens durch kein
    Vergehen mehr zu trüben.
    Schenk hatte kurz vorher, ehe ihn der Unfall mit seinem
    Arme traf, den Meisterbrief erhalten, und war Anfangs, weil
    ihm die Mittel zu einem selbstständigen Geschäft fehlten,
    später, weil ihn auch sein Gebrechen hinderte, noch bei sei-
    nem ersten Meister geblieben. Jetzt wurde eine Werkstatt
    eingerichtet, mehrere Gesellen wurden geworben, und als
    die Arbeit in Schwung gekommen war, fand endlich auch
    die Vereinigung der beiden Liebesleute statt.
    Eine Zeit lang ging das Geschäft ganz gut. Die Gesel-
    len waren tüchtige Arbeiter, Schenk verstand dem Gewerk
    wohl vorzustehen, und da es im Ganzen genug zu thun gab,
    so war auch der Verdienst leidlich vortheilhaft. Schenks
    Frau fühlte sich Mutter, und dies neue Band der Vereinig-
    ten erhöhte das friedliche Glück ihres Heerdes.
    Allmählig aber stellten sich einzelne Sorgen ein.
    Die Leute, welche bei Schenk arbeiten ließen, bezahlten
    nicht immer sogleich, und Schenk konnte sich die Kund-
    schaft bei den vornehmen Leuten nicht dadurch verder-
    ben, daß er alsogleich sein Geld verlangte. Doch mußte er
    selbst seine Gesellen und das Material zur Arbeit regelmä-
    ßig bezahlen. Schenk war daher genöthigt, hin und wieder
    Schulden zu machen. Die unregelmäßigen Einnahmen lie-
    ßen ihn nicht zur ordentlichen Einrichtung kommen, und
    es kam öfters vor, daß er das Geld, statt damit die kleinen
    Schulden zu bezahlen, in die Wirthschaft verwenden
    mußte. So wurde er allmählig immer verschuldeter, ohne
    es eigentlich selbst ganz zu bemerken.
    Als seine Frau in die Wochen kam, war eben wieder
    stille Zeit unter den Tischlern eingetreten, und Schenk
    hätte bei den geringen Bestellungen zwei seiner Gesel-
    len entlassen können. Aber die gesteigerten Bedürfnisse
    zwangen ihn zu verdoppelter Anstrengung, und statt die
    Arbeit der Zeit gemäß beschränken zu können, war er ge-
    nöthigt, dieselbe auf eigne Gefahr fortzuführen und zu
    erweitern. Schenk arbeitete, was sonst nie

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