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Polt - die Klassiker in einem Band

Polt - die Klassiker in einem Band

Titel: Polt - die Klassiker in einem Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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Kellergasse von Brunndorf war feierlich eingeweiht worden. Und da war ja auch schon der Zeugenaufruf zu finden, um den Polt den Redakteur gebeten hatte. „Licht ins Dunkel!“ War die feinsinnige Titelzeile. Darunter stand zu lesen:
    Nach wie vor ist jener bedauerliche Unfall, bei dem am 2. April gegen 17.30 in Brunndorf der Frühpensionist Rudolf Riebl durch den Zusammenstoß mit dem Auto des Gutshofpächters Horst Breitwieser getötet wurde, nicht restlos geklärt. Die Gendarmerie Burgheim ersucht allfällige Zeugen, sich zu melden.
    Polt klappte die Zeitung zu. Man würde ja sehen. Gegen Mittag zeigte der Aufruf dann tatsächlich Wirkung. Hans Hofbauer und Herbert Gratzl betraten das Wachzimmer. Sie betraten es eigentlich nicht, sondern sie navigierten gemeinsam. Polt kannte die beiden natürlich. Schon seit Jahren waren sie unzertrennlich, allerdings nicht aus Sympathie zueinander, sondern in einer durchaus nützlichen und vielfach bewährten Symbiose. Hans Hofbauer war eigentlich nie wirklich nüchtern, dafür aber um so häufiger stockbetrunken. Herbert Gratzl hingegen trank kaum etwas und war ein heller Kopf, hatte aber böse Probleme mit den Augen und konnte trotz dicker Brillengläser kaum noch etwas erkennen. Also stützte er seinen scharfäugigen, wenn auch häufig schwankenden Partner, der ihm seinerseits berichtete, was es so zu sehen gab.
    „Ist das Inspektor Polt?“ Gratzl gab dem Hofbauer einen ungeduldigen Stoß.
    „Immer mit der Ruhe.“ Der Hofbauer, noch relativ nüchtern, schob seinem Begleiter einen Sessel hin, stellte auch für sich einen vor Polts Schreibtisch und ließ sich mit einem Schnaufer nieder. „Ah, das tut gut. Du immer mit deiner Herumrennerei. Unsereins kommt ja kaum zum Sitzen.“
    „Erst vor zehn Minuten hast du beim Kirchenwirt deinen fetten Hintern gehoben.“
    „War wahrscheinlich ein Fehler.“ Hofbauer schaute Polt aus naß glänzenden Augen an. „Gibt es eine Belohnung?“
    „Wofür?“
    „Na, wenn man was gesehen hat, damals bei dem Unfall in Brunndorf.“
    „Nein, da gibt’s keine Belohnung. Über ein Viertel Grünen beim Kirchenwirt ließe sich reden.“
    Hofbauer stieß Gratzl an. „Da hast du’s. Den Gewaltmarsch hätten wir uns sparen können.“
    Herbert Gratzl seufzte. „Mit dir steht man ja schön da. Wir tun einfach unsere Pflicht, wie sich das so gehört. Gibt es wirklich keine Belohnung, Herr Inspektor?“
    Polt wurde schön langsam unruhig. „Nein, wirklich nicht. Und warum kommt ihr erst jetzt?“
    „Wer hat schon gern mit der Gendarmerie zu tun.“
    Gratzl warf seinem Begleiter einen mißbilligenden Blick zu. „Der da schon gar nicht. Aber der alte Breitwieser hat uns mehr und mehr leid getan. Wo man doch weiß, was der Riebl Rudi für einer war. Also, das war so. Wir sind am Ortseingang von Brunndorf vor dem Hof vom Schachinger gestanden, hab ich recht, Hans?“
    „Sollst recht haben, meinetwegen.“
    „Dann habe ich den Hans gebeten, daß er schauen soll, ob wir über die Straße gehen können. Nein, hat er gesagt, der alte Kübel vom Breitwieser kommt. Stimmt’s, Hans?“
    „Frag mich nicht dauernd, wenn du’s eh weißt.“
    „Jetzt mußt ohnehin du weitererzählen.“
    „Klar, wer braucht dich schon. Also, ich schau dem Auto vom Breitwieser nach.“
    „Wie nüchtern?“ Inspektor Polt rückte einen Notizblock zurecht.
    „So gut wie. Und unterbrechen Sie mich nicht immer, Herr Inspektor, sonst verlier ich noch den Faden. Ich schau also dem komischen Vehikel nach und seh ein paar Meter weiter vorn den Riebl Rudi auf seinem Moped. Der Breitwieser hat gehupt.“
    „Wie oft?“
    „Wie oft, wie oft. Dreimal wahrscheinlich. Aber jetzt kommt es: Der Riebl Rudi hat sich auf das Hupen hin zum Breitwieser umgedreht. Und dann erst hat er das Moped verrissen und ist vors Auto gefallen. Der Hund hat’s drauf angelegt, wenn Sie mich fragen.“
    Polt schrieb eifrig mit. „Da könnten Sie allerdings recht haben, Herr Hofbauer. Fragt sich nur, welcher Hund.“
    Über den Fluß und in die Wälder
    Gegen zwei Uhr kam Dienststellenleiter Harald Mank aus seinem Büro. „Simon, es geschehen Zeichen und Wunder. Herr Frieb hat mich gerade angerufen. Richtig höflich war er. Er hätte gerne mit dir gesprochen, wenn es deine Zeit erlaubt. Das sind ganz neue Manieren. Sag, hast du etwas mit dem angestellt?“
    „Ich? Nein.“ Simon Polt gab seinem Vorgesetzten die Niederschrift von Hans Hofbauers Aussage. „Das bringt uns vermutlich ein gutes

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